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Es gibt 1 Nummern in «Im Zwiegespräch mit dem Herrn» deren Stichwort lautet Seele, priesterliche .

Wie oft war ich bewegt, wenn ich das Gebet las, das die Kirche den Priestern zur Vorbereitung auf die Messe anbietet: »O felicem virum, beatum Ioseph, cui datum est, Deum, quem multi reges voluerunt videre et non viderunt, audire et non audierunt …«(a) Habt ihr nie die Apostel und die Jünger beneidet, die mit Jesus so engen Umgang hatten? Und habt ihr dann nicht irgendwie Scham verspürt, weil ihr vielleicht – nein, ohne vielleicht, denn angesichts meiner Schwachheit bin ich mir dessen sicher – zu jenen gehört hättet, die sich aus dem Staub gemacht haben, schmählich geflohen und beim Kreuz nicht an der Seite Jesu geblieben sind?

»… quem multi reges voluerunt videre et non viderunt, audire et non audierunt; non solum videre et audire, sed portare, deosculari, vestire et custodire!« Ich kann Folgendes vor euch nicht verheimlichen: Manchmal, wenn ich allein bin und mein Elend spüre, dann nehme ich eine Figur des Jesuskindes in meine Arme, küsse es und wiege es … Ich schäme mich nicht, euch das zu sagen. Wenn wir Jesus in unseren Armen trügen, was würden wir tun? Habt ihr kleine Geschwister, wesentlich kleinere? Ich schon. Ich habe meinen Bruder in meine Arme genommen und habe ihn gewiegt. Was hätte ich mit Jesus getan?

»Ora pro nobis, beate Ioseph!«(b) Natürlich müssen wir so sprechen! »Ut digni efficiamini promissionibus Christi.« Heiliger Josef, lehre uns, deinen Sohn zu lieben, unseren Erlöser, den Gottmenschen! Bitte für uns, heiliger Josef!

Meine Kinder, wir fahren fort mit der Betrachtung dieses Gebetes, das die Kirche den Priestern empfiehlt, vor der Feier des Heiligen Opfers zu beten.

»Deus, qui dedisti nobis regale sacerdotium …«(c) Für alle Christen gibt es dieses königliche Priestertum, besonders für jene, die Gott in sein Werk gerufen hat: Wir haben alle eine priesterliche Seele. »Praesta, quaesumus; ut, sicut beatus Ioseph unigenitum Filium tuum, natum ex Maria Virgine …« Seht ihr, was für ein Mann des Glaubens er ist? Seht ihr, wie er seine Braut bewundert, wie er sie eines Makels für unfähig hält, wie er in der für einen so ganz und gar aufrechten Mann schrecklichen Finsternis die Eingebungen Gottes, die göttliche Klarheit sind, aufnimmt? Wie er gehorcht! »Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten«7, befiehlt ihm der Gottesbote. Und er tut es. Er glaubt an das Werk des Heiligen Geistes! Er glaubt an jenen Jesus, der der von den Propheten verheißene Messias ist, auf den seit Generationen und Generationen alle gehofft haben, die zum Volk Gottes gehören: die Patriarchen, die Könige …

»… ut, sicut beatus Ioseph unigenitum Filium tuum, natum ex Maria Virgine, suis manibus reverenter tractare meruit et portare …« Meine Kinder, wir alle – Laien wie Priester – tragen Gott, tragen Jesus in unserer Seele, im Zentrum unseres ganzen Lebens, zusammen mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist, so dass alle unsere Handlungen übernatürlichen Wert erhalten. Wir berühren Ihn mit den Händen – so oft!

»… suis manibus reverenter tractare meruit et portare …« Wir verdienen das nicht. Nur aufgrund seines Erbarmens, nur aufgrund seiner Güte, nur aufgrund seiner unendlichen Liebe tragen wir Ihn mit uns, sind wir Christusträger.

»… ita nos facias cum cordis munditia …«(d) Genau so will Er uns haben: rein im Herzen. »Et operis innocentia« – die Unschuld der Werke ist die Lauterkeit der Absicht – »tuis sanctis altaribus deservire«. Ihm nicht nur am Altar dienen, sondern auf der ganzen Welt, die für uns Altar ist. Alle Werke der Menschen vollziehen sich gleichsam auf einem Altar. Jeder von euch feiert in der Einheit kontemplativer Seelen – das ist euer Tag – in gewisser Weise seine Messe, die vierundzwanzig Stunden dauert, in Erwartung der nächsten Messe, die wiederum vierundzwanzig Stunden dauert – und so bis zum Ende unseres Lebens.

»… Ut Sacrosanctum Filii tui corpus et sanguinem hodie digne sumamus, et in futuro saeculo praemium habere mereamur aeternum.«(e) Meine Kinder, die Lehren Josefs sind Lehren eines Vaters, wunderbare Lehren. Vielleicht werdet ihr wie ich, der ich es aufgrund meiner traurigen Erfahrung tue, ausrufen: ich kann nichts, ich habe nichts, ich bin nichts. Aber ich bin ein Sohn Gottes, und der Herr kündigt uns durch den Psalmisten an, dass Er uns mit liebevollen Segnungen erfüllt: »praevenisti eum in benedictionibus dulcedinis«8, dass Er uns im Voraus unseren Weg bereitet, indem Er uns immer mehr auf den Wegen Jesu, Mariens und Josefs Fuß fassen lässt. Es ist der allgemeine Weg des Werkes und auf ihm der Pfad für jeden einzelnen.

Wenn ihr treu seid, Kinder, wird man von euch sagen können, was die Liturgie von Josef, dem heiligen Patriarchen, bestätigt: »posuisti in capite eius coronam de lapide pretioso«9. Wie traurig macht es mich, wenn ich Heiligenbilder ohne Heiligenschein sehe! Man hat mir zwei kleine Statuen der heiligen Katharina geschenkt, was mich bewegt hat. Ich nenne sie meine Freundin mit der losen Zunge, mit dem Wissen Gottes, voll Aufrichtigkeit. Sofort habe ich gesagt, dass man an ihnen einen Heiligenschein anbringen soll; eine Krone, die nicht de lapide pretioso sein wird, aber den Anschein, aus gutem Gold zu sein, haben wird – nur den Anschein, wie die Menschen.

Anmerkungen
(a)

(a) »O felicem virum … vestire et custodire!«: Heiliger Josef, glücklicher Mann, dem es nicht nur gegeben war, Gott zu sehen und zu hören, den viele Könige sehen wollten und nicht sahen, hören wollten und nicht hörten, sondern auch Ihn in deinen Armen zu tragen, Ihn zu küssen, Ihn zu kleiden und Ihn zu beschützen.

(b)

(b) »Ora pro nobis … promissionibus Christi«: Bitte für uns, heiliger Josef, damit wir würdig werden der Verheißungen Christi.

(c)

(c) »Deus, qui dedisti … et portare …«: O Gott, der Du uns das königliche Priestertum gegeben hast, wir bitten Dich: Wie der heilige Josef für würdig befunden wurde, Deinen eingeborenen Sohn, geboren von der Jungfrau Maria, mit seinen Händen zu berühren und in seinen Armen zu tragen …

7

Mt 2, 13.

(d)

(d) »… ita nos facias … deservire«: so mache uns durch die Reinheit des Herzens und die Tadellosigkeit des Lebens würdig, an Deinem heiligen Altar zu dienen.

(e)

(e) »Ut Sacrosanctum … aeternum«: Damit wir heute würdig den heiligsten Leib und das heiligste Blut Deines Sohnes genießen und in der kommenden Welt die ewige Belohnung zu empfangen verdienen.

8

Ps 20, 4: Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück.

9

Ebd.: Du kröntest ihn mit einer goldenen Krone.

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