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Wir wollen mit einem Text des Apostels schließen: »aemulamini autem charismata meliora«10; strebt beständig nach den besten Gaben. Meine Kinder, ihr und ich, wir wollen uns richtig verhalten, wie es dem Herrn wohlgefällig ist. Und wenn uns die Dinge einmal ein wenig danebengehen, dann macht das nichts. Wir werden kämpfen, denn die Heiligkeit liegt im Kampf.
»Aemulamini charismata meliora«: Strebt nach dem Besseren, nach dem, was Gott wohlgefälliger ist. Gebt euch nicht zufrieden mit dem, was ihr vor Gott seid. Bittet Ihn voll Demut durch die fürsprechende Allmacht der seligsten Jungfrau Maria, Er und der Vater mögen uns den Heiligen Geist senden, der von beiden ausgeht. Durch seine Gaben, besonders durch die Gabe der Weisheit, möge Er uns rasch zu unterscheiden lehren, damit wir jederzeit wissen, was richtig und was falsch ist. Als viatores wollen wir uns dem widmen, was richtig ist, und vermeiden, was falsch ist.
Bewahrt diese Betrachtungspunkte im Kopf und im Herzen. Sie werden euch viel Gutes bringen. »Aemulamini charismata meliora!« Mehr, mit dem Blick auf Gott! Mehr Liebe, mehr Opfergeist! Unsere Mütter jammerten nicht über die Opfer, die sie unseretwegen reichlich erbrachten. Und wir dürfen uns nicht darüber beklagen, dass wir ein wenig vom Kreuz des Herrn verkosten, denn es ist kein Schandpfahl mehr, sondern ein Thron des Triumphes.
Ruft zum Heiligen Geist, und Gott möge euch segnen.
Wisst ihr, was ich für gewöhnlich mache? Das, was ein guter General macht: den Kampf an vorderster Front führen, weit entfernt von der Festung, an kleinen Fronten da und dort. Ich schätze es sehr, den Segen eines anderen Priesters zu empfangen, und bilde mit diesem Segen gewissermaßen eine Mauer, die mich beschützt.
Auch ich muss kämpfen. Ich versuche es dort zu tun, wo es mir guttut: weit weg, in Dingen, die an sich keine große Bedeutung haben, deren Unterlassung nicht einmal einen Fehler darstellt. Jeder muss seine persönlichen Gefechte an der Front führen, die ihm zukommt, aber mit heiliger Schlauheit.
Solange wir die Gewissheit des ganzen Glaubens Christi haben und kämpfen, wird uns der Herr in reichem Maß seine Gnade geben und uns weiter segnen: mit Leiden, die es immer geben wird, aber ihr dürft nicht übertreiben, denn normalerweise sind sie klein; mit einer Fülle von Berufungen auf der ganzen Welt und mit dem Aufblühen von apostolischen Werken und Initiativen, die viel Arbeit und viel Opfergeist verlangen. Und das Schönste an unserem Wirken ist das, was meine Töchter und Söhne – jeder für sich und spontan – an dem Platz tun, an dem sie sich befinden. Denn die Kinder Gottes im Opus Dei sind Licht und Feuer, und oftmals loderndes Feuer. Sie sind etwas, das brennt, sie sind Sauerteig, der alles ringsum durchsäuert.
Seien wir nicht stolz und arrogant, auch wenn der Kontrast zu anderen armen Leuten so deutlich ist. Danken wir dem Herrn für alles, wohl wissend, dass nichts von all dem unser ist. Gott gibt es uns, weil Er will, und Er sendet uns auch seine Gnade: heller Glanz, damit wir kämpfen. Wir wollen also trotz unserer persönlichen Armseligkeiten, Unvollkommenheiten und Irrtümer den Weg nicht verlassen, wollen nie das Gefäß zerbrechen, das der Heilige Geist in seinem Erbarmen mit Weisheit und Güte gefüllt hat.
Zum Schluss möchte ich, dass euch eine tiefe Verehrung des Heiligen Geistes fest eingeprägt bleibt: »der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht«11. Und mit dieser Verehrung die Überzeugung, dass wir – wenn wir fügsam sind – seine Werkzeuge sein werden. Nicht mit der Fügsamkeit einer leblosen Sache, sondern mit der Fügsamkeit der Vernunft und des Verstandes, der seinen kleinen Bruder, die Sinnlichkeit, zu unterwerfen weiß, um ihn in den Dienst Gottes zu stellen. So werden diese beiden Brüder dasselbe Erbe haben. Sie werden schon auf Erden Kinder Gottes sein und im Himmel die Liebe genießen. Unser Herz wird nie ein zerbrochenes Gefäß sein, und die göttliche Essenz der Weisheit wird uns unser ganzes Leben lang berauschen, denn auf das Licht »folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit«12.
Schwankt nie! Ich kenne eure persönlichen Probleme nicht, aber die Seelen weisen kolossale Parallelen auf, obwohl sie verschieden sind. Und so sage ich euch jetzt, dass ihr eine göttliche Berufung habt, dass Christus euch von Ewigkeit her berufen hat. Er hat nicht nur mit dem Finger auf euch gezeigt, sondern Er hat euch auf die Stirn geküsst. Deswegen leuchtet euer Kopf für mich wie ein heller Stern.
Das mit dem hellen Stern hat auch seine Geschichte … Es sind diese großen Gestirne, die in der Nacht hoch oben am bläulich dunklen Himmel wie große Diamanten in wunderbarer Klarheit glitzern. Genauso klar ist eure Berufung: eure wie meine. Ich, der ich sehr elend bin und unseren Herrn oft beleidigt habe, der ich es nicht verstanden habe, ihm zu entsprechen, und ein Feigling gewesen bin, muss Gott danken, dass ich nie an meiner Berufung und am göttlichen Charakter meiner Berufung gezweifelt habe. Auch ihr dürft nicht zweifeln, wenn doch, wäret ihr nicht hier. Dankt dem Herrn dafür.
Wenn die Jahre vergangen sein werden und ich vor Gott schon Rechenschaft abgelegt habe … Da mihi rationem villicationis tuae4, gib mir Rechenschaft über deine Verwaltung … Ich war sehr jung, als ich schrieb – und ich wiederhole es jetzt, und es schmeckt für mich wie Honig –, dass Jesus nicht mein Richter und nicht euer Richter sein wird. Er wird Jesus sein, ein Gott, der verzeiht.
Cavabianca ist einer der vielen Brennpunkte, die ihr auf der Welt schaffen werdet. Ihr seht, wie es dazu kommt, ihr tragt dazu bei wie ein Arbeiter, Stunden um Stunden. So haben wir es immer gemacht. Ich wende mich in diesem Augenblick an Chiqui – heute feierte er seinen Namenstag –, damit er sich mit den anderen verbindet, die sich im Haus des Himmels befinden. Dem Herrn wird es gefallen, dass ich an ihn denke.
In jenen Zeiten hatten wir sehr wenige Möbel. Wir hatten Wäsche, die mir ein großes Warenhaus auf Kredit gegeben hatte und die ich bezahlen sollte, sobald ich dazu imstande wäre. Und wir hatten keine Schränke, um sie aufzubewahren. Auf dem Boden hatten wir mit großer Sorgfalt Zeitungspapier ausgebreitet, und darauf legten wir die Wäsche: Unmengen. Damals fand ich, es seien Unmengen. Jetzt würde es mir wie eine Lächerlichkeit vorkommen. Und obendrauf wieder Papier, um sie vor dem Staub zu schützen … Die Umstände haben sich ein bisschen geändert, nicht wahr? Jetzt könnt ihr mehr tun, habt ihr mehr Mittel.
Ich holte vom Rektorat Santa Isabel einen Weihwasserkessel und ein Aspergil. Meine Schwester Carmen hatte mir ein großartiges Rochett genäht, mit riesigen Klöppelspitzen, die sie selbst angefertigt hatte. Von Santa Isabel brachte ich außerdem eine Stola und ein Rituale mit, und ich segnete das leere Haus: mit einer Feierlichkeit und einer Freude, mit einer Sicherheit! … Unser größtes Anliegen war es, die Kapelle einzurichten. Das kommt euch heute so leicht vor, nicht wahr, meine Kinder? Und es ist leicht, weil wir vor vielen Jahren schon das förmliche Recht erlangt haben, halböffentliche Kapellen zu errichten, wo unser Herr aufbewahrt wird. Aber damals hatten wir auf nichts ein Recht.
Man musste eine Art Baldachin anbringen – wir machten ihn aus Holz –, oben mit Stoff bezogen, weil die Kirche anordnete, dass es eine Abdeckung gibt, wenn Leute oberhalb des Ortes wohnen, wo sich der Tabernakel befindet. Und der arme Chiqui kam zur rechten Zeit. Ich kannte ihn nicht und sagte zu ihm: Hör mal, Chiqui, sehr gut! Halte das hier fest, nimm diesen Hammer und die Nägel und komm, nagle das dort oben an … Damit begann es. Er war ein junger Mann aus bestem Haus, wie Don Alvaro.
Meine Kinder, ihr seht schon: Wir haben göttliche Mittel angewandt; Mittel, die für die Menschen der Welt in keinem Verhältnis stehen. Ich erkenne es jetzt. Damals habe ich nicht gemerkt, dass der Heilige Geist es war, der uns führte und lenkte. Wir sind nie allein: wir haben einen Meister und einen Freund.
Gut. Wir wollen nun den Segen erteilen. Alvaro, hilf mir.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/book-subject/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/10452/ (21.11.2025)