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Es gibt 15 Nummer in «Im Zwiegespräch mit dem Herrn» deren Stichwort lautet Kirche.

Wenn du betest, mein Sohn – ich beziehe mich jetzt nicht auf dieses beständige Gebet, das den ganzen Tag über andauert, sondern auf die beiden festen Zeiten, die wir allein dem Umgang mit Gott widmen, abgeschirmt von allem Äußeren –, wenn du diese Betrachtung beginnst, dann versetze dich immer wieder in die Szene oder das Geheimnis, das du erwägen möchtest, was von vielen Umständen abhängig sein wird. Dann beginnst du, darüber nachzudenken und suchst alsbald ein Zwiegespräch mit dem Herrn, voll von Gefühlen der Liebe und des Schmerzes, des Dankes und dem Verlangen, besser zu werden. Auf diesem Weg sollst du zum Gebet der Ruhe finden, bei dem der Herr zu dir spricht, während du hinhörst auf das, was Gott dir sagen will. Wie deutlich spürt man dann diese inneren Anregungen und diese Hinweise, die die Glut der Seele entzünden.

Um das Gebet zu erleichtern, ist es angebracht, selbst das durch und durch Geistige zu materialisieren und zum Gleichnis Zuflucht zu nehmen; so hat Gott es uns gezeigt. Die Lehre muss über die Sinne in unseren Verstand und in unser Herz gelangen. Jetzt wird es dich also nicht wundern, dass ich so gern zu euch von der Weite des Meeres und von Booten spreche.

Meine Kinder, wir sind mit Christus in das Boot des Petrus gestiegen, in dieses Boot der Kirche, das so zerbrechlich und marode aussieht, aber von keinem Sturm zum Sinken gebracht werden kann. Und im Boot des Petrus müssen wir, du und ich, langsam, mit Bedacht darüber nachdenken: Herr, wozu bin ich in dieses Boot gestiegen?

Diese Frage betrifft dich besonders, seitdem du das Boot bestiegen hast, dieses Boot des Opus Dei, weil dir der Sinn danach stand – was ich für den übernatürlichsten aller Gründe halte. Ich liebe Dich, Herr, weil es mir passt. Dieses arme Herz hätte ich einem Geschöpf schenken können … aber nein! Ich lege es Dir ganz zu Füßen, jung, vibrierend, edel, rein, weil ich es eben so will!

Mit dem Herzen hast du Jesus auch deine Freiheit gegeben, und dein persönliches Ziel ist zweitrangig geworden. Du kannst dich frei in dem Boot bewegen, mit der Freiheit der Kinder Gottes5, die in der Wahrheit sind6 und den göttlichen Willen erfüllen7. Aber du darfst nicht vergessen, dass du immer innerhalb der Grenzen des Bootes bleiben musst. Und dies, weil es dir so gepasst hat. Ich wiederhole, was ich euch gestern oder vorgestern gesagt habe: Wenn du das Boot verlässt(a), wirst du in die Wogen des Meeres stürzen, wirst du den Tod finden, wirst du im Ozean untergehen und nicht weiter bei Christus sein, wirst du diese Gemeinschaft verlieren, die du freiwillig annahmst, als Er sie dir anbot.

Bedenke, mein Sohn, wie wohlgefällig dem Herrn der Weihrauch ist, der zu seiner Ehre verbrannt wird. Bedenke, wie wenig die Dinge der Erde wert sind, die kaum, dass sie begonnen haben, schon wieder zu Ende sind. Bedenke, dass wir Menschen, wir alle, nichts sind: »pulvis es, et in pulverem reverteris«8; wir werden wieder wie der Staub des Weges werden. Aber das Außerordentliche liegt darin, dass wir trotzdem nicht für die Erde leben und auch nicht für unsere Ehre, sondern für die Ehre Gottes, für den Ruhm Gottes, für den Dienst Gottes. Das ist es, was uns bewegt!

Wenn dir daher dein Stolz zuflüstert: Hier findest du keine Beachtung trotz deiner außergewöhnlichen Talente … hier wirst du nicht so viel Frucht bringen, wie du könntest … hier wirst du versauern, wirst du dich unnütz verbrauchen … Du, der du in das Boot des Werkes gestiegen bist, weil es dir so gepasst hat, weil dich Gott eindeutig gerufen hat – »niemand kann zu mir kommen, wenn ihn der Vater, der mich gesandt hat, nicht zieht«9 –, du musst dieser Gnade entsprechen, indem du dich verausgabst, indem du unsere freudige Überwindung, unsere Hingabe zu einem Opfer werden lässt, zu einem Brandopfer!

Mein Sohn, das Gleichnis hat dich schon davon überzeugt, dass du, wenn du Leben haben willst, ewiges Leben, wenn du die ewige Glückseligkeit, ewige Ehre haben willst, nicht vom Boot gehen darfst und oftmals dein persönliches Ziel beiseitelassen musst. Ich habe kein anderes als das gemeinschaftliche Ziel: Gehorsam.

Wie schön ist das: gehorchen! Aber fahren wir mit dem Gleichnis fort. Wir sind schon in diesem alten Boot, das seit zwanzig Jahrhunderten auf See ist ohne unterzugehen; in diesem Boot der Hingabe, des Dienstes an Gott. Und auf diesem ärmlichen Boot kommt dir der Gedanke, dass du ein Flugzeug besitzt, bei dem du dich genau auskennst, und du denkst: Wie weit kann ich damit kommen! Gut, dann geh und such dir einen Flugzeugträger, hier ist kein Bedarf für dein Flugzeug! Das muss dir ganz klar sein: Unsere Beharrlichkeit ist Frucht unserer Freiheit, unserer Hingabe, unserer Liebe, und sie fordert eine vollkommene Widmung. Auf dem Boot können wir nicht einfach tun, was uns in den Sinn kommt. Wenn man die ganze Ladung, die sich in seinem Rumpf befindet, an eine Stelle verlagert, dann sinkt das Boot; wenn alle Matrosen ihre konkrete Aufgabe unerfüllt lassen, dann geht das arme Schifflein zugrunde. Der Gehorsam ist notwendig; die Personen und die Dinge müssen an dem Ort sein, der ihnen zugewiesen wurde.

Mein Sohn, überzeuge dich ein für allemal, überzeuge dich, dass ein Verlassen des Bootes den Tod bedeutet. Und dass es, um auf dem Boot zu sein, notwendig ist, das Urteil zu unterwerfen. Eine tiefe Arbeit der Demut ist notwendig: sich hinzugeben, sich zu verbrennen, zum Brandopfer zu werden.

Nach dem Bekenntnis: Herr, ich bitte Dich um Verzeihung für meine Sünden, kann sich jeder von euch auf dem Grunde seines Gewissens mit absolutem, kindlichem Vertrauen an Gott wenden; mit jenem Vertrauen, das dieser Vater verdient, der einen jeden von uns liebt, wie eine Mutter ihr Kind … Ich werde nicht müde, das zu wiederholen. Ja, noch viel mehr, viel mehr als eine Mutter ihr Kind und ein Vater seinen Erstgeborenen. Jetzt ist der Augenblick gekommen, um diesem unserem Vater, der unendlich mächtig, unendlich weise ist, der einen jeden von uns bis in den Tod geliebt hat, bis in den Tod am Kreuz, zu sagen, dass wir die Gelassenheit nicht verlieren werden, auch wenn die Dinge sich scheinbar verschlimmern. Wir wollen ruhig weitergehen auf unserem Weg, Kinder, denn Gott, unser Herr, wird nicht zulassen, dass man seine Kirche zerstört. Er wird nicht erlauben, dass sich die Spuren seines göttlichen Wandels in der Welt verlieren.

Zu unserem Leidwesen und zu dem der ganzen Christenheit erleben wir jetzt den diabolischen Versuch einer Demontage der Kirche. Man nimmt ihr zahllose Ausdrucksformen ihrer göttlichen Schönheit, man greift auf unverschämte Weise und in den wichtigsten Punkten direkt den Glauben, die Moral, die Disziplin und den Kult an. Es ist ein höllisches Gekreisch, das die Grundbegriffe des katholischen Glaubens trüben will. Aber sie werden nichts vermögen, Herr, weder gegen Deine Kirche noch gegen Dein Werk. Dessen bin ich mir sicher.

Einmal mehr bitte ich Dich, ohne es laut auszusprechen, dass Du dieses und jenes Heilmittel anwenden mögest. Herr, Du hast uns die Vernunft gegeben, damit wir sie zum Denken gebrauchen und Dir besser dienen. Wir haben die Pflicht, unsererseits alles zu tun, was möglich ist: beständig zu sein, hartnäckig, in unserem Gebet ausdauernd, indem wir der Worte gedenken, die Du an uns gerichtet hast: »Bittet, und ihr werdet empfangen; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden.«4

Meine Kinder, ich würde fortfahren, wenn das eine Betrachtung wäre; aber für eine Zeit des Beisammenseins denke ich, dass die Zeit schon ausreicht. Ihr habt genug Stoff, um jeder für sich eine Zeit beschaulichen Gebetes zu halten: um mit Jesus, Maria und Josef im Haus und in der Werkstatt von Nazareth zu leben; um den Tod des heiligen Patriarchen zu betrachten, bei dem der Tradition gemäß Jesus und Maria dabei waren; um ihm zu sagen, dass wir ihn sehr lieben und er uns nicht im Stich lassen soll.

Wenn es im Himmel Traurigkeit gäbe, wäre der heilige Josef in diesen Zeiten sehr traurig beim Anblick der Kirche, die wie ein Leichnam verwest. Aber die Kirche ist kein Leichnam! Die Personen werden verschwinden, die Zeiten werden sich ändern, Lästerungen und Irrlehren werden aufhören. Jetzt werden sie ungehindert verbreitet, weil es keine Hirten gibt, die vor dem Wolf warnen. Derzeit ist es riskant, wenn jemand die Wahrheit verkündet, weil er dann verfolgt und diffamiert wird. Ungestraft bleiben nur die Verbreiter von Häresien und Bosheiten, von theoretischen und praktischen Irrtümern, von verwerflichen Sitten.

Die größten Feinde der Kirche sind drinnen und oben. Lasst euch nicht irreführen. Wenn ihr zu einem Buch religiösen Inhalts greift, dann rührt es nicht an, wenn ihr nicht sicher seid, dass es die rechte Ausrichtung hat. Weg damit! Es handelt sich um ein sehr rasch wirkendes Gift. Werft es weg, als wäre es ein pornographisches Buch – ja sogar mit noch mehr Entschlossenheit, denn Pornographie sieht man, das aber sickert ein wie durch Osmose.

Ruft mit mir aus ganzem Herzen zum heiligen Josef, er möge uns von der Heiligsten Dreifaltigkeit und von Maria, seiner Gemahlin und unserer Mutter, erlangen, dass die Zeit der Prüfung verkürzt wird. Und auch wenn diese Anrufung aus der Allerheiligenlitanei entfernt wurde, möchte ich euch einladen, zusammen mit mir zu beten: ut inimicos Sanctae Ecclesiae humiliare digneris, te rogamus audi nos!

Meine Kinder, wollt ihr mit mir zusammen dem Herrn sagen, Er möge nicht auf meine Unzulänglichkeit und mein Elend schauen, sondern auf den Glauben, den Er mir gegeben hat? Nie habe ich gezweifelt! Und auch das kommt von Dir, Herr, denn es ist dem Menschen eigen, dass er schwankt.

Vierundvierzig Jahre! Meine Kinder, ich erinnere mich jetzt an das kleine Bild mit dem Portrait des heiligen Josef von Calasanz, das ich neben meinem Bett aufhängen ließ. Ich sehe den Heiligen nach Rom kommen; ich sehe, wie er hier bleibt, wie er misshandelt wird. Darin bin ich ihm ähnlich. Ich sehe ihn als Heiligen, worin ich ihm nicht ähnlich bin, und das bis in ein verehrungswürdiges Greisenalter.

Seid treu, Kinder meiner Seele, seid treu! Ihr seid die Kontinuität. Wie bei den Staffelläufen wird der Augenblick kommen – wann Gott will, wo Gott will, wie Gott will –, in dem ihr weiterlaufen und den Stab von einem zum anderen weitergeben müsst, denn ich werde nicht mehr können. Ihr werdet dafür sorgen, dass der gute Geist, den ich vom Herrn empfangen habe, nicht verlorengeht, dass die eigentümlichen und konkreten Merkmale unserer Berufung ohne Abstriche erhalten bleiben. Ihr werdet diese unsere Lebensweise, die göttlich und menschlich ist, an die nächste Generation weitergeben, und diese wiederum an die nächste.

Herr, ich bitte Dich um so vieles für meine Söhne und für meine Töchter … Ich bitte Dich um ihre Beharrlichkeit, um ihre Treue, um ihre Loyalität! Wir werden treu sein, wenn wir loyal sind. Schau über unsere Niederlagen hinweg, Herr. Keiner soll sich in Sicherheit wiegen, wenn er nicht kämpft, denn – so sagt das Sprichwort – der Hase hüpft hervor, wo man es am wenigsten vermutet. Und alle Sprichwörter sind voller Weisheit.

Versteht einander, entschuldigt einander, liebt einander. Wisst euch stets in Gottes Händen, getragen von seiner Güte, unter dem Schirm Mariens, unter der Schutzherrschaft des heiligen Josef und behütet von den Schutzengeln. Fühlt euch nie allein, sondern stets getragen. Dann werdet ihr immer standhaft bleiben: die Füße auf dem Boden und das Herz dort oben, um imstande zu sein, euch für das Gute zu entscheiden.

So werden wir immer die Lehre ohne Irrtum weitergeben, auch jetzt, da viele das nicht tun. Herr, wir lieben die Kirche, denn Du bist ihr Haupt; wir lieben den Papst, denn Er muss Dein Stellvertreter sein. Wir leiden mit der Kirche wie das Volk Israel in jenen Jahren in der Wüste. Der Vergleich stammt aus diesem Sommer. Warum so viele Leiden, Herr? Vielleicht damit wir Dir ähnlicher werden, damit wir verständnisvoller werden und mehr erfüllt sind von Deiner Liebe.

Bethlehem ist die Hingabe; Nazareth die Arbeit; das Apostolat ist das öffentliche Leben. Hunger und Durst. Verständnis im Umgang mit den Sündern. Und am Kreuz streckt Er mit der Geste des Priesters die Hände aus, damit wir alle am Holz Platz finden. Es ist unmöglich – außer vom Kreuz aus – die ganze Menschheit zu lieben; und wir lieben alle Seelen und weisen niemanden ab.

Man sieht, dass der Herr uns ein großes Herz geben möchte … Schaut, wie Er uns hilft, wie Er für uns sorgt, wie klar es ist, dass wir sein pusillus grex 2 sind, welche Stärke Er uns gibt, damit wir die Richtung weisen und den Kurs korrigieren; wie Er uns dazu antreibt, den einen oder anderen Stein dahin und dorthin zu werfen, damit die Herde sich nicht zerstreut; wie Er uns mit seinem liebevollen Pfiff in der Frömmigkeit beisteht.

Danke, Herr, denn ohne wirkliche Liebe hätte die Hingabe keinen Sinn. Die Seele mit Christus erfüllt – so müssen wir immer leben, und so wird unser Herz imstande sein, alle Dinge der Erde gereinigt aufzugreifen. Und so wird aus diesem Herzen, das Dein vielgeliebtes und erbarmungsreiches Herz widerspiegeln wird, Licht hervortreten, Salz, Feuer, das alles verzehrt.

Wenden wir uns an Maria, die Königin des Opus Dei. Bedenkt, dass diese Mutter glücklicherweise nicht stirbt. Sie kennt unsere Unzulänglichkeit. Für sie sind wir immer kleine Kinder, die in ihrem Schoß ausruhen können.

Meine Töchter und Söhne, euer Vater möchte euch aufs Neue sein Herz öffnen: Wir müssen weiter beten, mit Vertrauen, was die erste Voraussetzung für ein gutes Gebet ist, und in der Sicherheit, dass der Herr uns erhört. Seht, der Herr selbst sagt uns jetzt am Beginn der Fastenzeit: »Invocabit me, et ego exaudiam eum: eripiam eum, et glorificabo eum.«1 Ihr werdet zu mir rufen, und ich werde euch erhören; ich werde euch befreien und euch verherrlichen.

Aber wir müssen beten mit dem Wunsch wiedergutzumachen. Es gibt vieles zu sühnen, außer- und innerhalb der Kirche Gottes. Wählt euch ein paar Worte aus, formt ein persönliches Stoßgebet, wiederholt es täglich viele Male und bittet den Herrn um Verzeihung: zuerst für unsere persönliche Schwäche und dann für die vielen Verbrechen, die gegen seinen heiligen Namen begangen werden, gegen seine Sakramente, gegen seine Lehre. »Nun aber höre, Du unser Gott, auf das Gebet Deines Dieners und auf sein Flehen und lass Dein Antlitz leuchten über Dein verwüstetes Heiligtum um Deiner selbst willen, o Herr! Neige, mein Gott, Dein Ohr und höre, öffne Deine Augen und blicke auf die Verwüstungen bei uns und auf die Stadt, über die Dein Name ausgerufen wird. Denn nicht im Vertrauen auf unsere Verdienste legen wir unsere flehentlichen Bitten Dir vor, sondern im Vertrauen auf Deine große Barmherzigkeit.«2

Bittet um Verzeihung, Kinder, für diese Verwirrung, für diese Schändlichkeiten, die innerhalb der Kirche und von oben her begünstigt werden und die Seelen verderben fast von Kindheit an. Wenn wir nicht so handeln, nicht diesen Weg der Buße und der Wiedergutmachung beschreiten, werden wir nichts erreichen.

Wir sind wenige angesichts einer solchen Menge? Wir sind voller Erbärmlichkeiten und Schwächen? Menschlich gesehen vermögen wir nichts? – Betrachtet mit mir die Worte des heiligen Paulus: »Was töricht ist vor der Welt, wählte Gott aus, um die Weisen zu beschämen; und was schwach ist vor der Welt, wählte Gott aus, um das Starke zu beschämen; was niedrig ist vor der Welt und verachtet, wählte Gott aus; das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zunichte zu machen, damit niemand sich rühme vor Gott.«3

Trotz unseres Elends und unserer Irrtümer hat uns der Herr als seine Werkzeuge in diesen so schwierigen Zeiten der Geschichte der Kirche erwählt. Kinder, wir dürfen uns nicht hinter der persönlichen Bedeutungslosigkeit verschanzen. Wir dürfen das empfangene Talent nicht vergraben.4 Wir können nicht so tun, als gingen uns die Beleidigungen Gottes nichts an und als kümmerte uns das Böse nicht, das den Seelen angetan wird. »Ihr aber sollt das im Voraus wissen und achtgeben, dass ihr euch nicht von dem Irrtum der Gottesverächter mitreißen lasst, euren Halt verliert und zu Fall kommt.«5

Wir haben jeder in seinem Stand und alle mit der gleichen Berufung auf die göttliche Aufforderung mit einem Ja geantwortet, um Gott und der Kirche zu dienen und Seelen zu retten. Mehr als andere haben wir daher die Pflicht und das Recht, wachsam zu sein. Wir tragen mehr Verantwortung, um mit Starkmut zu leben; und wir haben auch mehr Gnade.

Habt ihr gesehen, wie aktuell die Worte der Lesung des ersten Fastensonntags sind? »Wir ermahnen euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. Denn Er spricht: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag des Heils habe ich dir geholfen. Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils. Geben wir niemand irgendwie Anstoß, damit nicht unser Amt in Verruf komme. Erweisen wir uns vielmehr in allen Stücken als Diener Gottes.«6

Kämpfen, meine Kinder, kämpfen! Handelt nicht wie jene, die sagen, dass die Firmung uns nicht zu milites Christi macht. Vielleicht wollen sie nicht Krieg führen und sind deshalb so, wie sie sind: Gescheiterte, Besiegte, Menschen ohne Glauben, gefallene Seelen, wie Satan. Sie haben den Rat des Apostels nicht befolgt: »Trage die Arbeit und Mühe als guter Soldat Christi Jesu.«11

Als Soldaten Christi müssen wir die Schlachten Gottes schlagen. In hoc pulcherrimo caritatis bello! Es bleibt nichts anderes übrig, als sich in diesem wunderschönen Krieg der Liebe ernsthaft einzusetzen, wenn wir wirklich den inneren Frieden wollen, Gottes Ruhe für die Kirche und die Seelen.

Ich möchte euch daran erinnern: »Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die bösen Geister in den Himmelshöhen. Darum ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage Widerstand leisten und, wenn ihr alles überwunden habt, bestehen könnt.«12

Auf der Erde dürfen wir nie die Gemächlichkeit der Faulenzer genießen, die sich gehen lassen, weil sie meinen, die Zukunft sei gesichert. Unser aller Zukunft ist insofern unsicher, als wir unseren Herrn, die Berufung und den Glauben verraten können. Wir müssen den Vorsatz fassen, uns immer anzustrengen. Am letzten Tag des Jahres, das vergangen ist, habe ich auf einem Zettel notiert: Das ist unsere Bestimmung auf Erden: aus Liebe kämpfen bis zum letzten Augenblick. Deo gratias!

Ich werde mich bemühen, bis zum letzten Moment zu kämpfen, und ihr genauso. Innerer Kampf, aber auch nach außen hin, indem ich mich, so gut ich kann, der Zerstörung der Kirche und dem Untergang der Seelen widersetze. Der Soldat, der im Krieg und auf dem Schlachtfeld nur darauf bedacht ist, sich durch die Flucht zu retten, verliert sich selbst und die anderen. Der mutige dagegen, der kämpft, um die anderen zu retten, rettet auch sich selbst.

»Da unsere Religion ein Krieg ist und der härteste von allen, mit heftigen Angriffen und Schlachten, wollen wir die Frontlinie einnehmen, wie unser König uns befohlen hat, immer bereit, unser Blut zu vergießen, indem wir die Rettung aller anstreben, die Starken stützen und die Gefallenen aufrichten. Sicher, viele unserer Freunde liegen auf dem Boden, verwundet und blutüberströmt, und niemand nimmt sich ihrer an: niemand, nicht das Volk, keiner der Priester, keine Gruppe sonst. Sie haben keinen Schirmherrn, keinen Freund, keinen Bruder.«13

Wenn einer meiner Söhne aufgibt und nicht mehr Krieg führt oder wenn er uns den Rücken kehrt, so soll er wissen, dass er an uns allen Verrat übt: an Jesus Christus, an der Kirche, an seinen Geschwistern im Werk, an allen Seelen. Niemand ist ein Stück für sich. Alle sind wir Glieder des einen Mystischen Leibes Christi, der die Heilige Kirche ist14, und alle sind wir durch unsere Liebesbindung außerdem Glieder des Werkes Gottes. Wenn einer daher aufhört zu kämpfen, dann fügt er seinen Geschwistern – ihrer Heiligkeit und ihrer apostolischen Arbeit – schweren Schaden zu. Dann ist er ein Hindernis für die Überwindung dieser Zeit der Prüfung.

Was werdet ihr tun, wenn ihr seht – denn das merkt man –, dass einer eurer Brüder nachlässt und nicht kämpft? Ihm beistehen natürlich, ihm helfen! Wenn ihr merkt, dass es ihm schwerfällt, den Rosenkranz zu beten, warum sollt ihr ihn nicht einladen, ihn zusammen mit euch zu beten? Wenn ihm die Pünktlichkeit schwerfällt: Hörst du? In fünf Minuten beginnt das Gebet oder das Beisammensein. Wozu gibt es die brüderliche Zurechtweisung? Wozu dient das persönliche Gespräch, das wir zu Hause haben? Wenn ihm jemand ausweicht, genauso wie wenn es jemand zu sehr ausdehnt – Achtung!

Und die Beichte? Unterlasst sie nie, wenn sie fällig ist, und beichtet immer, wenn ihr es braucht, meine Töchter und Söhne. Ihr habt die Freiheit, zu beichten bei wem ihr wollt, aber es wäre eine Torheit, dass ihr euch Händen anvertraut, die sich vielleicht schämen, gesalbt zu sein. Darauf wäre kein Verlass!

Alle diese geistlichen Mittel, die uns durch unsere gegenseitige Zuneigung leichtgemacht werden, sind dazu da, uns zu helfen, von Neuem zu beginnen. Sie sind dazu da, dass wir wieder damit anfangen, Zuflucht zur Gegenwart Gottes zu nehmen – durch die Frömmigkeit, die kleinen Abtötungen, die Sorge für die anderen. Das ist es, was uns stark, gelassen und siegreich macht.

Jetzt müssen wir mehr denn je im Gebet und in der Sorge vereint sein, die trüben Wasser, die die Kirche überfluten, aufzuhalten und zu reinigen. »Possumus!«17 Wir können in dieser Schlacht siegen, auch wenn die Schwierigkeiten groß sind. Gott rechnet mit uns. »Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi.«18

Die Situation ist ernst, meine Töchter und Söhne. Die ganze Kriegsfront ist bedroht. Es darf nicht sein, dass sie wegen einem von uns durchbrochen wird. Das Übel – ich höre nicht auf, euch darauf hinzuweisen – kommt von innen und von hoch oben. Es gibt eine wirkliche Fäulnis, und manchmal scheint es, als wäre der mystische Leib Christi ein in Verwesung begriffener Kadaver, der übel riecht. Wie viele Beleidigungen Gottes! Wir, die wir genauso zerbrechlich, ja zerbrechlicher als die anderen, aber eine Liebesbindung eingegangen sind – ich habe davon schon gesprochen –, müssen unser Dasein jetzt irgendwie als Wiedergutmachung verstehen. Cor Iesu Sacratissimum et Misericors, dona nobis pacem!

Kinder, ihr habt ein großes und junges Herz, ein brennendes Herz. Spürt ihr nicht die Notwendigkeit, Sühne zu leisten? Führt die Seele über diesen Weg: den Weg des Lobes Gottes, indem jeder darauf achtet, wo er fest und zäh sein soll, und den Weg der Wiedergutmachung, indem er liebt, wo ein Vakuum entstanden ist, ein Mangel an Treue bei anderen Christen.

»De profundis … Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir! Höre, Herr, meine Stimme! Dein Ohr möge achten auf mein flehentliches Rufen! Wolltest Du, Herr, auf die Sünden achten, Herr, wer könnte da bestehen?«19 Bitten wir Gott, dass dieses Bluten seiner Kirche aufhört, dass die Wasser in ihr Bett zurückkehren. Sagt Ihm, Er möge nicht auf die Wahnsinnstaten der Menschen achten, sondern seine Milde und seine Macht zeigen.

Es darf uns nicht Traurigkeit überkommen. Wir sind Optimisten, auch weil der Geist des Opus Dei optimistisch ist. Aber wir leben nicht auf dem Mond. Wir leben in der Realität, und die Realität ist bitter.

All dieser Verrat an der Person, der Lehre und den Sakramenten Christi und auch an seiner reinsten Mutter … wirkt wie Rache: wie die Rache eines erbärmlichen Geistes gegen die Liebe Gottes, gegen seine großzügige Liebe, gegen die Hingabe Jesu Christi – dieses Gottes, der sich erniedrigte und Mensch wurde, der sich mit Nägeln ans Holz schlagen ließ, obwohl Er der Nägel nicht bedurfte, denn, um fest am Kreuz zu hängen, genügte Ihm seine Liebe zu uns; und der bei uns im Sakrament des Altares geblieben ist.

Klarheit mit Dunkelheit – so haben wir Ihm vergolten. Großzügigkeit mit Egoismus – so haben wir Ihm vergolten. Liebe mit Lauheit und Gleichgültigkeit – so haben wir Ihm vergolten. Meine Töchter und Söhne, schämt euch nicht, unser ständiges Elend zu sehen. Aber bitten wir um Verzeihung: »Verschone, Herr, Dein Volk und gib Dein Erbe nicht der Schmach preis, so dass Heiden darüber herrschen.«20

Jeden Tag erkenne ich diese Wirklichkeiten deutlicher. Und jeden Tag suche ich mehr durch Wiedergutmachung und Sühne die Nähe Gottes. Führen wir Ihm die vielen Seelen vor Augen, die verlorengehen und die nicht hätten verlorengehen müssen, wenn man sie nicht der Gelegenheit ausgesetzt hätte; die Seelen, die den Glauben aufgegeben haben, weil heute für jederlei Unwahrheit und Häresie straflos Propaganda gemacht werden kann; die Seelen, denen durch so viel Abfall und Bosheit Ärgernis gegeben wurde; die Seelen, denen die Hilfe der Sakramente und der guten Lehre versagt wurde.

Unter den Besuchern, die ich empfange, gibt es viele, die sich beklagen, die die Tragödie erfassen und erkennen, dass es unmöglich ist, durch den Einsatz menschlicher Mittel das Übel zu beheben. Allen sage ich: Bete, bete, bete und tu Buße. Ich kann ihnen nicht zum Ungehorsam raten, wohl aber zum passiven Widerstand, damit sie mit jenen, die zerstören, nicht zusammenarbeiten, ihnen Schwierigkeiten bereiten, sich persönlich verteidigen. Und besser noch ist der aktive Widerstand, das innere Leben zu pflegen, diese Quelle der Wiedergutmachung und des flehenden Gebetes.

Du, Herr, hast gesagt, dass wir rufen sollen: »Clama, ne cesses!«21 Auf der ganzen Welt erfüllen wir Deine Wünsche und bitten Dich um Verzeihung, denn inmitten unserer Erbärmlichkeiten hast Du uns den Glauben und die Liebe geschenkt. »Ich erhebe meine Augen zu Dir, der Du thronst im Himmel. Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn und wie die Augen der Magd auf die Hände der Herrin, so blicken unsere Augen zum Herrn, unserem Gott, damit Er sich unser erbarmt.«22

Bittet den Herrn auf die Fürsprache der heiligen Maria und des heiligen Josef, dass Er in uns den Geist der Sühne vermehrt, dass unsere Sünden uns schmerzen und wir es verstehen, unsere Zuflucht zum Sakrament der Buße zu nehmen. Kinder, hört auf euren Vater: Es gibt keinen besseren Akt der Reue und der Genugtuung als eine gute Beichte. Dort empfangen wir die Stärke, die wir brauchen, um zu kämpfen, obwohl unsere armen Füße aus Ton sind. »Non est opus valentibus medicus, sed male habentibus«23, der Arzt ist nicht für die Gesunden da, sondern für die Kranken.

Man muss so rasch wie möglich zu Gott zurückkehren und immer wieder zurückkehren. Ich kehre oftmals am Tag zurück. Bisweilen beichte ich sogar zweimal in der Woche. Dann wieder nur einmal, dann dreimal, immer wenn ich es brauche, um meine Ruhe zu finden. Ich bin kein Frömmler und auch nicht skrupelhaft, aber ich weiß, was meiner Seele guttut.

Jetzt geben Leute ohne Frömmigkeit und Bildung vielerorts den Rat, man solle nicht zur Beichte gehen. Sie greifen das heilige Bußsakrament auf brutalste Weise an. Sie möchten eine Komödie aufführen: ein paar Worte, alle gemeinsam, und danach die Lossprechung. Nein, Kinder! Liebt die Ohrenbeichte! Und nicht nur die Beichte der schweren Sünden, sondern auch die Beichte unserer lässlichen Sünden und sogar der Fehler. Die Sakramente bewirken die Gnade ex opere operato, das heißt kraft des Sakraments selbst, und auch ex opere operantis, das heißt nach Maßgabe der Bereitschaft dessen, der sie empfängt. Die Beichte erweckt die Seele nicht nur zu neuem Leben und reinigt sie von den Erbärmlichkeiten, die sie in Gedanken, Wünschen, Worten und Werken begangen haben mag. Sie bewirkt auch eine Vermehrung der Gnade, stärkt uns und stattet uns mit mehr Waffen aus, um diesen inneren, persönlichen Sieg zu erringen. Liebt das heilige Bußsakrament!

Habt ihr je ein großartigeres Zeichen der Barmherzigkeit unseres Herrn gesehen? Gott als Schöpfer erfüllt uns mit Bewunderung und Dank. Gott als Erlöser erschüttert uns. Ein Gott, der in der Eucharistie zugegen ist, der aus Liebe zu uns unsere Speise wird, erfüllt uns mit dem Verlangen, seiner Liebe zu entsprechen. Ein Gott, der Leben spendet, der all unserem Tun einen übernatürlichen Sinn verleiht, indem Er im Zentrum der begnadeten Seele wohnt, ist etwas Unaussprechliches … Ein Gott, der verzeiht, ist einfach wunderbar! Wer gegen das Bußsakrament redet, widersetzt sich dieser Großtat der göttlichen Barmherzigkeit. Ich habe festgestellt, meine Kinder, dass viele, die Christus nicht kannten, innerlich tief bewegt wurden, als sie hörten, dass wir Katholiken einen Gott haben, der die menschlichen Schwächen versteht und verzeiht, und dass sie darum baten, dass man ihnen die Lehre Jesu erklärt.

Sollten jene, die darauf aus sind, dass wir dem Herrn für die Einsetzung dieses Sakramentes nicht danken, ihr Ziel auch nur in geringem Maß erreichen, würden sie die Spiritualität der Kirche zerstören. Wenn ihr mich fragt: Vater, sagen diese Leute denn etwas Neues?, dann muss ich euch antworten: nichts Neues, meine Kinder. Der Teufel wiederholt sich ständig. Es sind immer dieselben Dinge. Der Teufel ist sehr schlau, denn er war ein Engel und ist sehr alt, aber gleichzeitig ist er hoffnungslos dumm. Ihm fehlt nämlich Gottes Beistand, und er tut nichts anderes, als unentwegt auf denselben Dingen herumzureiten. Alle Irrtümer, die man heute verbreitet, alle diese Formen von Lüge und Häresie sind alt, uralt, und wurden bereits tausendfach von der Kirche verurteilt.

Wenn gewisse Leute behaupten, dass sie die Notwendigkeit der Ohrenbeichte nicht verstehen, liegt das dann nicht daran, dass sie das Gift in ihrem Inneren nicht offenbaren wollen? Gehören sie nicht vielleicht zu jenen, die zum Arzt gehen, ihm aber nicht sagen wollen, seit wann sie krank sind, welche Symptome ihre Krankheit hat und wo es ihnen weh tut …? Sie sind verrückt! Diese Leute sollten den Tierarzt aufsuchen, da sie sich wie Tiere benehmen, die nicht sprechen.

Wisst ihr, warum solche Dinge in der Kirche geschehen? Weil viele nicht tun, was sie predigen, oder weil sie Irrtümer lehren, und dann stimmt ihr Verhalten mit dem überein, was sie sagen. Die asketischen Mittel sind nach wie vor unentbehrlich für ein christliches Leben. In diesem Punkt hat es keine Fortschritte gegeben, noch wird es je welche geben. »Jesus Christus, heri et hodie, ipse et in saecula!«5, Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute, und Er wird immer derselbe sein. Man kann ein Ziel nicht erreichen, ohne die entsprechenden Mittel anzuwenden. Und im geistlichen Leben waren und sind die Mittel immer dieselben und werden immer dieselben sein: die Kenntnis der christlichen Lehre, der häufige Empfang der Sakramente, das Gebet, die Abtötung, das Frömmigkeitsleben, die Flucht vor den Versuchungen – und vor den Gelegenheiten – und die Öffnung des Herzens, damit die Gnade Gottes bis auf den Grund dringt und man die Geschwüre öffnen und die Wunden ausbrennen, säubern und reinigen kann.

Trotzdem schmerzt es uns sehr, meine Töchter und Söhne, wenn wir sehen, wie innerhalb der Kirche schreckliche Kampagnen gegen die Gerechtigkeit betrieben werden, die notwendigerweise den Mangel an Frieden in der Gesellschaft weiter steigern, weil es keinen Frieden in den Gewissen gibt. Man betrügt die Seelen. Man spricht zu ihnen von einer Befreiung, die nicht die Befreiung Christi ist. Die Lehren Christi, seine Bergpredigt, die Seligpreisungen, die ein Gedicht der göttlichen Liebe sind, kennt man nicht. Man sucht nur eine irdische Glückseligkeit, die auf dieser Welt unerreichbar ist.

Die Seele, meine Kinder, ist für die Ewigkeit geschaffen worden. Hier sind wir nur vorübergehend. Macht euch keine Illusionen: Der Schmerz wird ein unzertrennlicher Weggefährte sein. Wer einzig darauf aus ist, nicht zu leiden, wird scheitern. Und vielleicht erreicht er dabei einzig, eigenen und fremden Verdruss zu vermehren. Keiner hat es gern, dass Menschen leiden. Es ist eine Pflicht der Liebe, sich nach seinen Möglichkeiten anzustrengen, die Leiden des Nächsten zu lindern. Aber der Christ muss es auch wagen zu sagen, dass der Schmerz eine Quelle des Segens, des Guten, der Stärke ist; dass er ein Beweis der Liebe Gottes ist; dass er Feuer ist, das uns reinigt und auf das ewige Glück vorbereitet. Ist das nicht das Zeichen, das uns der Engel gegeben hat, damit wir Jesus finden? »Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.«3

Wenn man das Leid annimmt, wie der Herr in Bethlehem und am Kreuz, und wenn man begreift, dass es eine Bekundung der Güte Gottes ist, seines erlösenden und erhabenen Willens, dann ist es nicht einmal mehr ein Kreuz, oder es ist jedenfalls das Kreuz Christi, das nicht schwer ist, weil Er selbst es trägt. »Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.«4 Aber heute vergisst man diese Worte. »Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi«5, indem sie scheußliche Kampagnen gegen Ihn, seine Lehre und seine Sakramente organisieren. Es gibt viele, die den Seinsgrund der Kirche ändern möchten, um aus ihr eine Institution mit zeitlichen Zielen zu machen, die anthropozentrisch ist, mit dem Menschen als dem hochmütigen Gipfel aller Dinge.

Weihnachten erinnert uns daran, dass der Herr Anfang, Ende und Mittelpunkt der Schöpfung ist: »Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.«6 Es ist Christus, meine Töchter und Söhne, der alle Geschöpfe an sich zieht: »Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.«7 Durch seine Fleischwerdung, als Er kam, um unter uns zu wohnen8, hat Er uns gezeigt, dass wir nicht leben, um eine zeitliche, vergängliche Glückseligkeit zu suchen. Wir sind da, um die ewige Glückseligkeit zu erlangen, indem wir seinen Spuren folgen. Das wird uns nur gelingen, wenn wir von Ihm lernen.

Die Kirche war immer theozentrisch. Ihre Aufgabe besteht darin zu erreichen, dass alle geschaffenen Dinge durch Jesus Christus auf Gott als ihr Ziel hinstreben. »Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat Er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in Ihm wohnen, um durch Ihn alles auf Ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.«9 Wir wollen Ihn auf den Thron erheben, nicht nur in unseren Herzen und in unserem Tun, sondern – durch unseren Wunsch und die apostolische Arbeit – hoch oben in allen Tätigkeiten der Menschen.

»Lasst uns nach Bethlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!«15 Kinder, wir sind in einem günstigen Augenblick hier, denn wir erleben – gerade jetzt – eine sehr schlechte Nacht für die Seelen. Eine Nacht, in der die großen Leuchten, die Licht spenden sollten, Dunkelheit verbreiten; in der jene, die Salz sein sollten, um die Welt vor der Verderbnis zu bewahren, sich als schal erweisen und manchmal als offensichtlich verfault.

Es ist unmöglich, diese Übel zu betrachten, ohne darunter zu leiden. Aber ich bin sicher, Töchter und Söhne meiner Seele, dass wir mit der Hilfe Gottes imstande sein werden, reichen Nutzen und fruchtbaren Frieden daraus zu gewinnen, weil wir im Gebet und in der Buße beharrlich sein werden, weil wir eine größere Gewissheit haben werden, dass alles in Ordnung kommen wird. Weil wir den Vorsatz bestärken werden, mit der Fügsamkeit guter Werkzeuge treu zu sein. Weil wir aus dieser Weihnacht lernen werden, nicht von dem Weg abzuweichen, den uns der Herr in Bethlehem zeigt: den der wahren Demut ohne Absonderlichkeiten. Demütig sein bedeutet nämlich nicht, schmutzig oder vernachlässigt herumzulaufen, noch gleichgültig zu bleiben gegenüber allem, was rings um uns geschieht, indem wir ständig Rechte preisgeben. Noch weniger heißt es, dumme Behauptungen über uns auszuposaunen. Demut kann nicht sein, wo Theater und Heuchelei ist, denn Demut ist Wahrheit.

Ohne unsere Zustimmung, ohne unser Wollen kann uns Gott, unser Herr, trotz seiner grenzenlosen Güte nicht heiligen und nicht retten. Mehr noch: Ohne Ihn werden auch wir rein gar nichts, was von Nutzen ist, zuwegebringen. So wie man von einem Feld sagt, dass es etwas Bestimmtes hervorbringt, von anderen Feldern aber, dass sie anderes hervorbringen, so kann man von einer Seele sagen, dass sie heilig ist, und von einer anderen, dass sie viele gute Werke vollbracht hat. In Wahrheit freilich »ist niemand gut außer der eine Gott«16. Er ist es, der das Feld fruchtbar macht, der dem Samen die Möglichkeit gibt, sich zu vervielfältigen, und der einem scheinbar dürren Pflock die Kraft schenkt, Wurzeln zu schlagen. Er ist es, der die menschliche Natur mit seiner Gnade gesegnet und ihr so die Möglichkeit gegeben hat, sich christlich zu verhalten und auf eine Weise zu leben, dass wir glücklich sind, indem wir in Erwartung des künftigen Lebens, das Glückseligkeit und Liebe für immer bedeutet, kämpfen. Demut, Kinder, heißt zu wissen: »So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt.«17

Was lehrt uns der Herr aller Dinge, der Herrscher über das Universum? In diesen Weihnachtstagen besingen die Lieder aller Länder, mögen sie von mehr oder weniger christlichem Gehalt sein, den König der Könige, der schon gekommen ist. Und wie zeigt sich seine Königswürde? Er liegt in einer Krippe! Er hat nicht einmal die paar Dinge, mit denen wir das Jesuskind voller Liebe in unseren Kapellen bedenken. In Bethlehem fehlt unserem Schöpfer alles: so groß ist seine Demut!

So wie man die Nahrungsmittel mit Salz würzt, damit sie nicht geschmacklos sind, so muss es in unserem Leben immer die Demut geben. Meine Töchter und Söhne, dieser Vergleich ist nicht von mir, die geistlichen Autoren verwenden ihn seit vier Jahrhunderten: Macht es nicht wie jene Hühner, die – kaum, dass sie ein Ei gelegt haben – gackernd durch das ganze Haus laufen. Man muss arbeiten, die intellektuelle oder manuelle, aber immer apostolische Arbeit ausführen mit großzügigen Wünschen und Zielen – der Herr wird sie Wirklichkeit werden lassen –, Gott zu dienen und unbemerkt zu bleiben.

Kinder, lernen wir nach und nach von Jesus, unserem Meister, indem wir Ihn als Neugeborenes in den Armen seiner Mutter und unter dem beschützenden Blick Josefs betrachten. Josef ist so sehr ein Mann Gottes, dass er vom Herrn dazu ausersehen wurde, Ihm auf Erden Vater zu sein. Mit seinem Blick, mit seiner Arbeit, mit seinen menschlichen Mitteln verteidigt er das Leben des Neugeborenen.

In diesen Zeiten, in denen man Jesus Christus so oft von neuem kreuzigt, unter diesen Umständen, in denen es scheint, dass die alten christlichen Völker den Glauben verlieren, von der Spitze bis zur Basis, wie einige sagen, in diesen Zeiten müssen wir, ihr und ich, uns sehr darum bemühen, Josef in seiner Demut und auch in seiner Wirksamkeit ähnlich zu werden. Erfüllt es euch nicht mit Freude, wenn ihr daran denkt, dass wir unseren Herrn, unseren Gott gewissermaßen beschützen dürfen?

»Denn Fleisch geworden ist das Wort, und in diesem Geheimnis erstrahlt den Augen unseres Geistes das neue Licht Deiner Herrlichkeit. Indem wir Gott sichtbar anschauen, sollen wir durch Ihn für die Liebe zu den unsichtbaren Dingen entflammt werden.«7 Wir alle sollen Ihn mit Liebe anschauen. In meiner Heimat sagt man manchmal: Wie sie ihn anschaut! Wie eine Mutter das Kind in ihren Armen, wie ein junger Mann seine Verlobte, wie eine Ehefrau ihren Mann – mit edler und reiner menschlicher Regung. Und so wollen wir Ihn anschauen. Wir wollen die Herabkunft des Erlösers von neuem erleben. Und wir beginnen bei seiner Mutter, der immerwährenden und ganz reinen Jungfrau. Wir fühlen die Notwendigkeit, sie zu loben und ihr immer wieder unsere Liebe zu bezeigen, denn noch nie wurden so viele Albernheiten und so viele Abscheulichkeiten über die Mutter Gottes verbreitet wie heute, und zwar von jenen, die sie verteidigen und preisen sollten.

Die Kirche ist rein, sauber, ohne Makel. Sie ist die Braut Christi. Doch es gibt einige, die in ihrem Namen beim Volk Anstoß erregen. Sie haben viele Menschen getäuscht, die unter anderen Umständen treu geblieben wären. Dieses schutzlose Kind umarmt euch, damit ihr Es an euer Herz drückt und Ihm den festen Vorsatz schenkt, gelassen, stark und froh Sühne zu leisten.

Ich habe es vor euch nicht verheimlicht. Man hat in diesen letzten zehn Jahren alle Sakramente angegriffen, eines nach dem anderen. Ganz besonders das Bußsakrament, und auf hinterhältigste Weise das Allerheiligste Sakrament des Altares, das Messopfer. Das Herz eines jeden von uns muss beben und mit dieser Wallung des Blutes dem Herrn Genugtuung leisten, so wie ihr eure Mutter zu trösten wüsstet – eine Person, die ihr zärtlich liebt. »Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.«8

Wir haben begonnen, die heilige Jungfrau Maria zu loben und ihr Sühne zu leisten, und sogleich bekunden wir dem heiligen Josef, dem Patriarchen, unsere große Liebe. Ich nenne ihn meinen Vater und Herrn, und ich liebe ihn sehr. Auch ihr müsst ihn sehr lieben, sonst wäret ihre keine guten Kinder von mir. Er war ein junger Mann, ganz rein und stark, den Gott selbst als Beschützer für sich und seine Mutter erwählt hat.

So versetzen wir uns in den Stall von Bethlehem: mit Josef, Maria und Jesus. »Dein Herz wird erbeben und sich weiten.«9 In der Vertrautheit dieser Familie wende ich mich an den heiligen Josef und hänge mich an seinen mächtigen und starken Arm, den Arm eines Arbeiters. Von ihm geht die Anziehungskraft des Reinen und Rechtschaffenen aus, des Vergöttlichten, das zugleich sehr menschlich ist. Auf seinen Arm gestützt, bitte ich ihn, mich zu seiner heiligen, makellosen Gattin zu führen, zur heiligen Maria. Denn sie ist meine Mutter, und so habe ich ein Recht darauf. So ist es. Die beiden werden mich dann zu Jesus führen.

Meine Töchter und Söhne, das alles ist kein Theater. Wir handeln viele Male in unserem Leben so, wenn wir eine Familie neu kennenlernen. Es ist die aufs Übernatürliche angewandte menschliche Art, die Familie von Nazareth kennenzulernen und mit ihr vertraut zu werden.

Die Welt ist sehr aufgewühlt und desgleichen die Kirche. Vielleicht sieht die Welt so aus, wie sie aussieht, weil so der Zustand der Kirche ist … Ich hätte gern, dass in der Mitte eures Herzens der Schrei des armen Blinden aus dem Evangelium1 ertönt, damit Er uns die Dinge der Welt mit Gewissheit und Klarheit sehen lässt. Dazu ist nicht mehr erforderlich, als dass ihr in den wenigen Dingen gehorcht, die man euch aufträgt, indem ihr den Hinweisen der Leiter Folge leistet.

Sucht die Gegenwart des Herrn und sagt ihm viele Male: Domine, ut videam! Herr, gib, dass ich sehe! Ut videamus!: dass wir die Dinge klar sehen inmitten dieser Art Rebellion. Sie ist gar keine; es ist etwas Satanisches … Lieben wir die Kirche jeden Tag mehr, lieben wir den Römischen Pontifex jeden Tag mehr – was für ein schöner Titel: Römischer Pontifex! –, und lieben wir jeden Tag mehr, was Jesus Christus uns in den Jahren seines Erdenwandels gelehrt hat.

Hegt eine große Zuneigung zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Hegt eine beständige Zuneigung zur Mutter Gottes und wendet euch oft an sie. Nur dann werden wir auf dem rechten Weg bleiben. Trennt Josef nicht von Jesus und Maria, denn der Herr hat sie auf wunderbare Weise miteinander verbunden. Und dann soll jeder seine Pflicht erfüllen, seine Arbeit leisten, die Gebet ist. Wenn wir die Arbeit in der rechten Ordnung verrichten, dann nimmt sie uns nicht den Gedanken an Gott. Sie stärkt unseren Wunsch, alles für Ihn zu tun, für Ihn, mit Ihm und in Ihm zu leben.

Ich werde euch sagen, was ich immer sage, denn die Wahrheit kennt nur einen Weg: Gott ist in unseren Herzen. Er hat von unserer Seele im Stand der Gnade Besitz ergriffen. Dort können wir Ihn suchen; nicht nur im Tabernakel, wo wir wissen, dass Er sich in Wahrheit befindet. Wir wollen einen ausdrücklichen Akt des Glaubens verrichten: Er ist dort mit seinem Leib, mit seinem Blut, mit seiner Seele und mit seiner Gottheit: der Sohn Mariens, der in Nazareth gearbeitet hat, der in Bethlehem geboren wurde, der auf Kalvaria gestorben und der auferstanden ist; der auf die Erde gekommen ist und aus Liebe zu uns so viel gelitten hat. Sagt euch das nichts, meine Kinder? Liebe! Unser Leben muss ein Leben der Liebe sein. Unser Protest muss sein, dass wir lieben, dass wir mit einem Akt der Liebe auf alles antworten, was Lieblosigkeit, was Mangel an Liebe ist.

Der Herr treibt das Werk voran. So viele Berufungen in aller Welt! Ich erwarte dieses Jahr viele Berufungen in Italien, wie überall, aber das hängt zu einem Gutteil von euch und von mir ab, dass wir ein Leben des Glaubens leben, des ständigen Umgangs mit Jesus, Maria und Josef. Gerade habe ich darauf hingewiesen.

Meine Kinder, ihr habt den Eindruck, dass ich ernst bin, aber es ist nicht so; ich bin nur ein wenig müde.

Jeder soll sagen, für sich selbst und für die anderen: Domine, ut videam! Herr, gib, dass ich sehe, dass ich sehe mit den Augen meiner Seele, mit den Augen des Glaubens, mit den Augen des Gehorsams, mit der Reinheit meines Lebens. Dass ich mit meinem Verstand sehe, um den Herrn in allen Bereichen der Welt zu verteidigen, denn überall gibt es eine Revolte, um Christus hinauszuwerfen, sogar aus seinem eigenen Haus.

Der Teufel existiert und arbeitet unentwegt. Der Teufel strengt sich besonders an, um die Kirche zu zerstören und unsere Seelen zu rauben, uns von unserem göttlichen Weg abzubringen, von diesem Weg, den die Christen, die wie Christen leben wollen, gehen. Ihr und ich, wir müssen alle Tage kämpfen, meine Kinder. Bis zum letzten Tag unseres Lebens müssen wir kämpfen. Wer das nicht tut, wird nicht nur in den Tiefen seiner Seele einen Schrei vernehmen, der ihn daran erinnert, dass er ein Feigling ist – Domine, ut videam!, ut videamus!, ut videant!, ich bitte für alle, tut eurerseits das gleiche –, sondern er wird auch begreifen, dass er sich selbst und die anderen ins Unglück stoßen wird. Er hat die Pflicht, allen die Hilfe des guten Geistes zukommen zu lassen. Und wenn er schlechten Geist hat, wird er uns verdorbenes Blut schicken, Blut, das uns nicht zugeführt werden sollte.

Vater, haben Sie geweint? Ein bisschen, denn alle Menschen weinen hin und wieder. Ich bin nicht weinerlich, aber hin und wieder habe ich doch geweint. Schämt euch nicht, wenn ihr weint. Nur Tiere weinen nicht. Schämt euch nicht zu lieben. Wir müssen einander mit unserem ganzen Herzen lieben und dabei das Herz Christi und das liebenswerte Herz Mariens mitten unter uns haben. Dann gibt es keine Angst. Einander wirklich lieben, einander voll Zuneigung begegnen. Keiner darf allein gelassen werden!

Meine Kinder, liebt alle. Wir wollen niemandem etwas Übles. Aber was Wahrheit ist und gestern und vor zweitausend Jahren war, das bleibt auch jetzt Wahrheit! Was falsch war, kann sich nicht in Wahrheit verwandeln. Was ein Laster war, ist keine Tugend. Ich kann nicht das Gegenteil behaupten. Es ist weiterhin ein Laster!

Meine Kinder, trotz dieses Vorspiels muss ich euch sagen, dass ihr froh sein sollt. Der Vater ist sehr zufrieden, und er möchte, dass seine Töchter und Söhne auf der ganzen Welt sehr zufrieden sind. Nochmals: Wendet euch in eurem Herzen in ständigem Umgang an diese Dreifaltigkeit der Erde, an Jesus, Maria und Josef, damit wir bei den dreien sind; und wir werden alle Dinge der Welt, alle Täuschungen Satans überwinden können. So wird jeder von uns allen helfen, die zu dieser großen Familie des Opus Dei gehören. Es ist eine Familie, die arbeitet. Wer nicht arbeitet, der soll merken, dass er sich nicht richtig verhält … Diese Arbeit ist nicht nur menschlich – sie muss menschlich sein, denn wir sind Menschen –, sondern übernatürlich, weil uns nie die Gegenwart Gottes fehlt, der Umgang und das Gespräch mit Gott. Mit dem heiligen Paulus werden wir sagen, dass wir unseren Umgang im Himmel haben.

Der Vater ist also zufrieden, meine Kinder. Der Vater hat ein Herz, und er dankt Gott, unserem Herrn, dafür, dass Er es ihm gegeben hat. So kann ich euch lieben, und ich liebe euch – ihr sollt es wissen – mit ganzem Herzen. Sagen wir, alle zusammen, dieses Stoßgebet: Domine, ut videam!, dass jeder sehen möge. Ut videamus!, dass wir uns daran erinnern, dafür zu bitten, dass die anderen sehen mögen. Ut videant!, dass wir um dieses Licht für ausnahmslos alle Seelen bitten.

An diesem wunderschönen Tabernakel, den meine Kinder mit so viel Liebe angefertigt und den wir hier aufgestellt haben, als wir nicht einmal Geld zum Essen hatten; an diesem Prunkstück, das mir armselig vorkommt und tatsächlich armselig ist, weil es darum geht, Dich zu beherbergen; hier habe ich zwei, drei Details anbringen lassen. Das interessanteste ist das Wort über der Tür: »consummati in unum!«3 Ist es doch, als wären wir alle hier, an Dich geschmiegt, ohne von Dir zu weichen, bei Tag und bei Nacht, in einem Gesang der Danksagung und – warum nicht? – der Bitte um Verzeihung. Vielleicht bist Du ungehalten, wenn ich das sage. Du hast uns immer verziehen; immer bist Du bereit, die Fehler und die Verirrungen zu verzeihen, die Auswirkungen der Sinnlichkeit und des Stolzes.

Consummati in unum! Um zu sühnen … um Dir wohlgefällig zu sein … um Dir zu danken, denn das ist eine vorrangige Pflicht. Es ist nicht eine Pflicht dieses Augenblicks, von heute, von morgen, nein. Es ist eine ständige Pflicht, eine Äußerung des übernatürlichen Lebens, eine menschliche und göttliche Art, Deiner Liebe zu entsprechen, die göttlich und menschlich ist.

Sancta Maria, Spes nostra, Sedes sapientiae! Gib uns die Weisheit des Himmels, damit wir uns so verhalten, wie es wohlgefällig ist in den Augen Deines Sohnes und des Vaters und des Heiligen Geistes, des einen Gottes, der lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Heiliger Josef, ich kann dich nicht von Jesus und Maria trennen. Heiliger Josef, ich hatte immer Verehrung zu Dir, aber mir ist klar, dass ich dich täglich mehr lieben und diese Liebe in alle Himmelsrichtungen hinausrufen muss, denn so zeigen die Menschen ihre Liebe. Sie sagen: Ich liebe dich! Heiliger Josef, Vater und Herr, an wie vielen Orten werden sie schon zu dir gerufen und dir dasselbe gesagt haben, denselben Satz, dieselben Worte! Heiliger Josef, unser Vater und Herr, tritt ein für uns.

Das christliche Leben auf dieser heidnisch gewordenen Erde, auf dieser vom Wahnsinn befallenen Erde, in dieser Kirche, die nicht Deine Kirche zu sein scheint, weil sie überall wie verrückt sind – sie hören nicht hin, man gewinnt den Eindruck, dass sie an Dir kein Interesse haben; dass sie Dich nicht nur nicht lieben, sondern Dich gar nicht kennen, Dich vergessen –; dieses Leben also – ich wiederhole es – muss für uns göttlich sein, wenn es menschlich sein soll, und es wird göttlich sein, wenn wir viel Umgang mit Dir pflegen. Und wir würden zu Dir kommen, auch wenn wir viele Vorzimmer zu passieren hätten und um viele Audienzen bitten müssten. Aber wir brauchen nicht darum zu bitten! Du bist so allmächtig, auch in Deiner Barmherzigkeit, dass Du, Herr der Herren, König der Könige, Dich so sehr demütigst, wie ein Armer vor unserer Tür zu warten. Nicht wir warten auf Dich; Du selbst wartest ständig auf uns.

Du erwartest uns im Himmel, im Paradies. Du erwartest uns in der Heiligen Hostie. Du erwartest uns im Gebet. Und Du bist so gut, dass, wenn Du hier aus Liebe versteckt bist, verborgen in den sakramentalen Gestalten – und daran glaube ich fest –, wenn Du wirklich, wahrhaft und substantiell gegenwärtig bist mit Deinem Leib und Deinem Blut, mit Deiner Seele und Deiner Gottheit, dass dann auch die Heiligste Dreifaltigkeit gegenwärtig ist: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und nicht genug: aufgrund der Einwohnung des Trösters in unserer Seele ist Gott in uns und sucht uns. Und irgendwie wiederholt sich jeden Tag das Ereignis von Bethlehem. Es ist möglich, dass wir – zwar nicht mit dem Mund, wohl aber mit unseren Taten – gesagt haben: »non est locus in diversorio«4, für Dich ist kein Platz in meinem Herzen. Ach, Herr, verzeih mir!

Ich bete den Vater an, den Sohn, den Heiligen Geist, den einen Gott. Ich begreife dieses Wunder der Dreifaltigkeit nicht. Aber Du hast in meine Seele die Sehnsucht, den Hunger des Glaubens gelegt. Ich glaube! Niemand soll mich im Glauben übertreffen. Ich hoffe! Niemand soll mich in der Hoffnung übertreffen. Ich liebe! Niemand soll mich in der Liebe übertreffen.

Du bist, der Du bist: das höchste Gut. Ich bin, der ich bin: der letzte schmutzige Lumpen dieser verderbten Welt. Und dennoch schaust Du auf mich … und suchst mich … und liebst mich. Herr, dass meine Kinder auf Dich schauen und Dich suchen und Dich lieben. Herr, dass ich Dich suche, auf Dich schaue, Dich liebe.

Auf Dich schauen heißt, die Augen der Seele auf Dich richten, mit dem Verlangen, Dich zu verstehen, soweit der menschliche Verstand Dich mit Deiner Gnade erkennen kann. Mit diesem Bisschen bin ich zufrieden. Und wenn ich merke, wie wenig ich von Deiner Größe begreife, von Deiner Güte, Deiner Weisheit, Deiner Macht, Deiner Schönheit … wenn ich merke, wie wenig ich verstehe, dann werde ich nicht traurig. Ich freue mich, dass Du so groß bist, dass Du nicht Platz hast in meinem armen Herzen, in meinem elenden Kopf. Mein Gott! Mein Gott! … Wenn ich Dir nichts anderes zu sagen weiß, genügen diese Worte: Mein Gott! All diese Größe, all diese Macht, all diese Schönheit … ist mein! Und ich … bin sein!

Anmerkungen
5

Vgl. Röm 8, 21.

6

Vgl. Joh 8,32.

7

Vgl. Mt 7, 21.

(a)

(a) In diesen Abschnitten verwendet der heilige Josemaría das Bild vom Boot und meint damit zweierlei: die Kirche und das Opus Dei. Die Kirche zu verlassen, bedeutet, sich in große Gefahr zu begeben, sein ewiges Heil aufs Spiel zu setzen, während das nicht der Fall ist, falls man das Opus Dei verlassen sollte, es sei denn, man verlässt gleichzeitig auch die Kirche oder missachtet bewusst den Willen Gottes, den man als solchen für sich erkannt hat. In beiden Fällen gibt es die Möglichkeit, immer wieder zurückzufinden und bei Christus zu sein.

8

Feria IV Cinerum, Ant.

9

Joh 6, 44.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
4

Mt 7, 7.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
2

Lk 12, 32: kleine Herde.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
1

Ps 90, 15.

2

Dan 9, 17-18.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
3

1 Kor 1, 27-29.

4

Vgl. Lk 19, 20.

5

2 Petr 3, 17.

6

2 Kor 6, 1-4.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
11

2 Tim 2, 3.

12

Eph 6, 12-13.

13

Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae 59,5.

14

Vgl. 1 Kor 12, 26-27.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
17

Mt 20, 22.

18

1 Petr 1, 6-7.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
19

Ps 129, 1-3.

20

Joël 2, 17.

21

Jes 58, 1.

22

Ps 122, 1-2.

23

Mt 9, 12.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
5

Hebr 13, 8.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
3

Lk 2, 12.

4

Mt 10, 38.

5

Phil 3, 18.

6

Joh 1, 1.

7

Joh 1, 3.

8

Vgl. Joh 1, 14.

9

Kol 1, 18-20.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
15

Lk 2, 15.

16

Lk 18, 19.

17

1 Kor 3, 7.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
7

Praef. Nativ.

8

Phil 4, 6-7.

9

Jes 60, 5.

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Anmerkungen
1

Vgl. Lk 18, 41.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
3

Joh 17, 23.

4

Vgl. Lk 2, 7.

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