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Wenn du betest, mein Sohn – ich beziehe mich jetzt nicht auf dieses beständige Gebet, das den ganzen Tag über andauert, sondern auf die beiden festen Zeiten, die wir allein dem Umgang mit Gott widmen, abgeschirmt von allem Äußeren –, wenn du diese Betrachtung beginnst, dann versetze dich immer wieder in die Szene oder das Geheimnis, das du erwägen möchtest, was von vielen Umständen abhängig sein wird. Dann beginnst du, darüber nachzudenken und suchst alsbald ein Zwiegespräch mit dem Herrn, voll von Gefühlen der Liebe und des Schmerzes, des Dankes und dem Verlangen, besser zu werden. Auf diesem Weg sollst du zum Gebet der Ruhe finden, bei dem der Herr zu dir spricht, während du hinhörst auf das, was Gott dir sagen will. Wie deutlich spürt man dann diese inneren Anregungen und diese Hinweise, die die Glut der Seele entzünden.
Um das Gebet zu erleichtern, ist es angebracht, selbst das durch und durch Geistige zu materialisieren und zum Gleichnis Zuflucht zu nehmen; so hat Gott es uns gezeigt. Die Lehre muss über die Sinne in unseren Verstand und in unser Herz gelangen. Jetzt wird es dich also nicht wundern, dass ich so gern zu euch von der Weite des Meeres und von Booten spreche.
Meine Kinder, wir sind mit Christus in das Boot des Petrus gestiegen, in dieses Boot der Kirche, das so zerbrechlich und marode aussieht, aber von keinem Sturm zum Sinken gebracht werden kann. Und im Boot des Petrus müssen wir, du und ich, langsam, mit Bedacht darüber nachdenken: Herr, wozu bin ich in dieses Boot gestiegen?
Diese Frage betrifft dich besonders, seitdem du das Boot bestiegen hast, dieses Boot des Opus Dei, weil dir der Sinn danach stand – was ich für den übernatürlichsten aller Gründe halte. Ich liebe Dich, Herr, weil es mir passt. Dieses arme Herz hätte ich einem Geschöpf schenken können … aber nein! Ich lege es Dir ganz zu Füßen, jung, vibrierend, edel, rein, weil ich es eben so will!
Mit dem Herzen hast du Jesus auch deine Freiheit gegeben, und dein persönliches Ziel ist zweitrangig geworden. Du kannst dich frei in dem Boot bewegen, mit der Freiheit der Kinder Gottes5, die in der Wahrheit sind6 und den göttlichen Willen erfüllen7. Aber du darfst nicht vergessen, dass du immer innerhalb der Grenzen des Bootes bleiben musst. Und dies, weil es dir so gepasst hat. Ich wiederhole, was ich euch gestern oder vorgestern gesagt habe: Wenn du das Boot verlässt(a), wirst du in die Wogen des Meeres stürzen, wirst du den Tod finden, wirst du im Ozean untergehen und nicht weiter bei Christus sein, wirst du diese Gemeinschaft verlieren, die du freiwillig annahmst, als Er sie dir anbot.
Bedenke, mein Sohn, wie wohlgefällig dem Herrn der Weihrauch ist, der zu seiner Ehre verbrannt wird. Bedenke, wie wenig die Dinge der Erde wert sind, die kaum, dass sie begonnen haben, schon wieder zu Ende sind. Bedenke, dass wir Menschen, wir alle, nichts sind: »pulvis es, et in pulverem reverteris«8; wir werden wieder wie der Staub des Weges werden. Aber das Außerordentliche liegt darin, dass wir trotzdem nicht für die Erde leben und auch nicht für unsere Ehre, sondern für die Ehre Gottes, für den Ruhm Gottes, für den Dienst Gottes. Das ist es, was uns bewegt!
Wenn dir daher dein Stolz zuflüstert: Hier findest du keine Beachtung trotz deiner außergewöhnlichen Talente … hier wirst du nicht so viel Frucht bringen, wie du könntest … hier wirst du versauern, wirst du dich unnütz verbrauchen … Du, der du in das Boot des Werkes gestiegen bist, weil es dir so gepasst hat, weil dich Gott eindeutig gerufen hat – »niemand kann zu mir kommen, wenn ihn der Vater, der mich gesandt hat, nicht zieht«9 –, du musst dieser Gnade entsprechen, indem du dich verausgabst, indem du unsere freudige Überwindung, unsere Hingabe zu einem Opfer werden lässt, zu einem Brandopfer!
Mein Sohn, das Gleichnis hat dich schon davon überzeugt, dass du, wenn du Leben haben willst, ewiges Leben, wenn du die ewige Glückseligkeit, ewige Ehre haben willst, nicht vom Boot gehen darfst und oftmals dein persönliches Ziel beiseitelassen musst. Ich habe kein anderes als das gemeinschaftliche Ziel: Gehorsam.
Wie schön ist das: gehorchen! Aber fahren wir mit dem Gleichnis fort. Wir sind schon in diesem alten Boot, das seit zwanzig Jahrhunderten auf See ist ohne unterzugehen; in diesem Boot der Hingabe, des Dienstes an Gott. Und auf diesem ärmlichen Boot kommt dir der Gedanke, dass du ein Flugzeug besitzt, bei dem du dich genau auskennst, und du denkst: Wie weit kann ich damit kommen! Gut, dann geh und such dir einen Flugzeugträger, hier ist kein Bedarf für dein Flugzeug! Das muss dir ganz klar sein: Unsere Beharrlichkeit ist Frucht unserer Freiheit, unserer Hingabe, unserer Liebe, und sie fordert eine vollkommene Widmung. Auf dem Boot können wir nicht einfach tun, was uns in den Sinn kommt. Wenn man die ganze Ladung, die sich in seinem Rumpf befindet, an eine Stelle verlagert, dann sinkt das Boot; wenn alle Matrosen ihre konkrete Aufgabe unerfüllt lassen, dann geht das arme Schifflein zugrunde. Der Gehorsam ist notwendig; die Personen und die Dinge müssen an dem Ort sein, der ihnen zugewiesen wurde.
Mein Sohn, überzeuge dich ein für allemal, überzeuge dich, dass ein Verlassen des Bootes den Tod bedeutet. Und dass es, um auf dem Boot zu sein, notwendig ist, das Urteil zu unterwerfen. Eine tiefe Arbeit der Demut ist notwendig: sich hinzugeben, sich zu verbrennen, zum Brandopfer zu werden.
Seid gelassen! Bemühen wir uns, dass es uns nicht an Verantwortungsbewusstsein fehlt. Denken wir daran, dass wir Glieder derselben Kette sind. Deshalb möchte ich – so müssen wir, jedes der Kinder Gottes in seinem Werk, aufrichtig sagen –, dass dieses Kettenglied, das ich bin, nicht zerreißt. Denn wenn ich zerbreche, übe ich Verrat an Gott, an der Heiligen Kirche und an meinen Brüdern. Und wir werden über die Festigkeit der anderen Glieder glücklich sein; ich werde mich darüber freuen, dass es solche aus Gold, aus Silber und aus Platin gibt, mit kostbaren Steinen verziert. Und wenn es so aussieht, als würde ich zerbrechen, weil mich die Leidenschaften verwirrt haben; wenn es den Anschein hat, ein Glied würde zerreißen – dann bleibt ruhig! Man hilft ihm, damit er mit mehr Liebe, mit mehr Reue, mit mehr Demut vorankommt.
Du wirst deinen Brüdern sagen, dass sie beschaulich und gelassen sein sollen, voll Verantwortungssinn im gewöhnlichen Leben, denn unser Heroismus liegt im Kleinen. Wir suchen die Heiligkeit in der gewöhnlichen, täglichen Arbeit.
Du wirst ihnen auch sagen, dass sie lieben sollen, mit herzlicher Zuneigung. »Deus caritas est!«13, der Herr ist Liebe. Zuneigung zu euren Brüdern, ganz besonders aber zu euren Leitern, indem ihr auch ihnen durch die brüderliche Zurechtweisung helft. Ihr habt alle Mittel, um die Wahrheit zu sagen, ohne zu verletzen, so dass sie übernatürlich wirksam ist. Man fragt den Leiter des Hauses: Soll ich diese brüderliche Zurechtweisung machen? Vielleicht antwortet er, dass es nicht angebracht ist, weil es sich um etwas handelt, das objektiv gesehen kein Grund für eine Zurechtweisung ist, weil ihm das schon ein anderer gesagt hat, weil kein ausreichendes Motiv dafür vorhanden ist oder aus sonst einem Grund. Wenn man dir aber mit Ja antwortet, erteilst du die brüderliche Zurechtweisung umgehend, von Angesicht zu Angesicht, denn im Werk ist für üblen Klatsch kein Raum, darf es keinen Klatsch geben, nicht einmal indirekt. Der indirekte Klatsch ist typisch für Leute, die Angst haben, die Wahrheit zu sagen.
Es gibt ein Sprichwort, das lautet: Wer die Wahrheit sagt, verliert seine Freunde. Im Opus Dei verhält es sich genau umgekehrt. Bei uns sagt man die Wahrheit, aus Liebe, unter vier Augen, ganz offen; und alle fühlen wir uns glücklich und sicher, denn man hält uns den Rücken frei. Duldet niemals auch nur den geringsten Klatsch, und noch weniger, wenn er sich gegen einen Leiter richtet.
Meine Kinder, liebt alle Menschen. Das Opus Dei richtet sich gegen niemanden und gegen nichts. Wir können nicht Arm in Arm mit dem Irrtum vorangehen, denn das könnte Anlass dafür sein, dass man sich auf uns beruft und ihn verbreitet. Aber was die Personen anlangt, die im Irrtum sind, so gilt es, mittels der Freundschaft zu versuchen, sie aus ihm zu befreien. Man muss mit ihnen herzlich und mit Freude umgehen.
»Iterum dico: gaudete!«14 Seid immer froh, meine Kinder. Ich habe in diesem Gebäude an vielen Stellen Worte der Heiligen Schrift anbringen lassen, die uns helfen, froh zu sein. »Servite Domino in laetitia«15; dient dem Herrn mit Freude. Glaubt ihr, dass man im Leben für einen Dienst dankbar ist, der widerwillig geleistet wird? Nein. Es wäre besser, er würde gar nicht erbracht. Und da sollen wir dem Herrn mit finsterem Gesicht dienen? Nein. Wir werden Ihm mit Freude dienen, trotz unserer Erbärmlichkeiten, die wir mit der Gnade Gottes schon ausräumen werden.
Seid gehorsam. Um zu gehorchen, muss man auf das achtgeben, was man uns sagt. Wenn du wüsstest, wie weh es tut, wenn man guten Seelen, die nicht zu gehorchen verstehen, etwas befehlen muss! Vielleicht handelt es sich um einen guten, sehr heiligen Menschen; aber dann kommt der Augenblick des Gehorsams, und er sagt nein! Warum? Weil es manchmal Leute gibt, die das fast physische Defizit haben, nicht genau hinzuhören. Sie sind so gutwillig, dass sie beim Zuhören schon überlegen, wie sie es anders machen können, wie sie ungehorsam sein werden. Nein, man nennt zwar die Einwände, die man hat, wenn es sie gibt, und drückt sich klar aus, dann aber gehorcht man. Und man ist bereit, die unserem Ratschlag entgegengesetzte Lösung willig anzunehmen.
Gehorsam und objektiv sein. Wie werdet ihr informieren können, wenn ihr nicht objektiv seid? Ihr seid keine einfachen Soldaten, sondern Hauptleute des Heeres Christi und müsst daher eure Leiter objektiv darüber informieren, was euch betrifft. Wisst ihr, wie es einem General ergeht, der dreißig, fünfzig, hundert falsche Informationen erhält? Er verliert die Schlacht. Christus verliert keine Schlachten, aber durch falsche Informationen wird die Wirksamkeit unserer Arbeit verringert, und die Arbeit zeitigt nicht den Erfolg, den sie erbringen müsste.
Meine Kinder, nun dauert unsere Betrachtung schon fast vierzig Minuten. Ich überspringe nicht gern – wir sprechen ja gerade von militärischen Dingen – die Brustwehr der dreißig und nie die der vierzig Minuten. Ihr habt gesehen, dass ihr vieles zu lernen und zu leben habt, um es euren Brüdern beizubringen. Erweckt in euch große Wünsche nach Bildung. Und wenn ihr keine Wünsche habt, so rate ich euch, Wünsche nach Wünschen zu haben. Das ist schon etwas … Wünsche nach Hingabe, nach guter Ausbildung, nach Heiligkeit, nach großer Wirksamkeit: jetzt, später und immer.
Möchtest du, dass wir uns jetzt weiter mit den Stellen der Heiligen Schrift beschäftigen, in denen wir die Apostel bei ihren Netzen und ihren Booten antreffen? Möchtest du, dass wir uns an ihrem Tun beteiligen und aus dem Munde Christi selbst die göttliche Lehre vernehmen?
»Er sagte zu Simon: Fahrt hinaus auf den See und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete Ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen.«6 Mit diesen Worten gestehen die Apostel ihre Ohnmacht ein. Eine ganze Nacht lang hatten sie gearbeitet und keinen einzigen Fisch gefangen. Das passiert auch dir und mir. Wir sind arme Menschen, die hochmütig sind. Wenn wir allein arbeiten möchten, wenn es nach unserem Willen gehen soll, wir uns vom eigenen Urteil leiten lassen, dann heißt das Ergebnis, das wir erzielen: Unfruchtbarkeit.
Aber hören wir Petrus weiter zu: »Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.«7 Und auf einmal ist das Meer voll, ja übervoll von Fischen, so dass die anderen Boote zu Hilfe kommen müssen, um die Menge Fische einzuholen. Siehst du? Wenn du dein Nichts und deine Unwirksamkeit zugibst und dich leiten lässt, statt dich auf das eigene Urteil zu verlassen, wirst nicht nur du wunderbare Früchte ernten, sondern werden auch die anderen aus deiner Fülle überreiche Früchte empfangen. Wieviel Gutes und wieviel Böses kannst du tun! Gutes, wenn du demütig bist und dich mit Freude und Opfergeist hinzugeben weißt; Gutes für dich und für deine Brüder, für die Kirche, für diese gute Mutter, das Werk. Und wieviel Böses, wenn du dich von deinem Hochmut leiten lässt. Dann wirst du sagen müssen: »Nihil cepimus!«8, nichts habe ich zustande gebracht! In der Nacht, in vollkommener Dunkelheit.
Mein Sohn, du bist vielleicht noch jung. Bei mir jedoch gibt es mehr Dinge, für die ich den Herrn um Verzeihung bitten muss, obwohl auch du deine verborgenen Winkel haben wirst, deine Niederlagen, deine Erfahrungen … Sage Jesus, dass du »wie der Ton in der Hand des Töpfers«9 sein willst, um gefügig und widerstandslos jene Formung anzunehmen, die das Werk dir auf mütterliche Weise zukommen lässt.
Ich sehe, dass du guten Willens bist und den echten Wunsch hast, heilig zu werden. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass es, um heilig zu werden, erforderlich ist, dich in der Glaubenslehre gut auszukennen. Ferner müssen wir verstanden haben, die entsprechende Zeit an den entsprechenden Orten darauf zu verwenden, Kopf und Herz, das heißt dem ganzen Leben, das nötige Rüstzeug mitzugeben, um weiterhin mit Christus und den ersten Zwölf Seelenfischer zu sein.
Wir denken an unser Elend und halten uns vor Augen, wie oft wir wegen unseres Hochmuts gescheitert sind. Und vor der Majestät dieses Gottes, vor Christus, dem Fischer, müssen wir dasselbe sagen wie der heilige Petrus: »Herr, ich bin ein Sünder.«10 Dann wird Jesus Christus dir und mir dasselbe wiederholen, was er damals zu Simon Petrus gesagt hat: »Von nun an wirst du Menschen fangen«11, mit göttlichem Auftrag, mit göttlicher Sendung, mit göttlicher Wirksamkeit.
In diesem Meer der Welt befinden sich mitten in den aufgewühlten Wogen sehr viele Seelen. Aber höre die Worte des Jeremias: »Seht, ich hole viele Fischer – euch und mich –, die sollen sie fangen«12, mit dem Verlangen, alle Seelen zu retten, mit göttlicher Sorgfalt.
Werdet ihr, wirst du, mein Sohn, das Wirken Jesu behindern, oder wirst du es erleichtern? Setzt du dein Glück aufs Spiel, oder möchtest du treu sein, dem Willen des Herrn entsprechen und voll Wirksamkeit als Menschenfischer mit einer göttlichen Sendung über alle Meere fahren? Los, mein Sohn, auf zum Fischfang!
Ich schließe unser Gebet mit denselben Worten, mit denen ich es begonnen habe: Du bist der Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuert. Lass dich zubereiten. Vergiss nicht, dass du mit der Gnade deiner Berufung und mit deiner Hingabe, die die Antwort auf diese Gnade ist, kleine Hefe, kleiner Sauerteig sein kannst und dass du bewirken kannst, dass die ganze Masse der Menschen durchsäuert wird. Du stehst dabei unter dem Schutzmantel unserer Mutter, der heiligen Maria, die es stets verstanden hat, dich inmitten der Wogen zu behüten. Du bist unter dem Schutz und Schirm unserer himmlischen Mutter und wirst ebenfalls jene Sehnsucht erfahren, die mich schreiben ließ: omnes – alle!, keine einzige Seele darf verlorengehen! –, omnes cum Petro ad Iesum per Mariam!
Immer wieder habe ich euch gesagt, meine Kinder – und ihr habt es ebensooft wiederholt –, dass Gott, unser Herr, in seiner überaus liebevollen Vorsehung und seiner Zuneigung zu den Menschen – »deliciae meae esse cum filiis hominum«7, seine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein – uns irgendwie als Miterlöser haben wollte. Um uns zu helfen, diese herrliche Wirklichkeit zu begreifen, lässt Er deshalb den Evangelisten dieses Wunder bis ins Detail erzählen. Er konnte das Brot herbeiholen, woher Er nur wollte, »denn mir gehört alles Getier des Waldes, das Wild auf den Bergen zu Tausenden. In meiner Hand sind alle Vögel des Himmels, und was auf dem Feld sich regt, ist mein eigen … mein ist die Welt und was sie erfüllt«8. Aber nein, Er sucht das Mitwirken der Menschen.
»Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu Ihm: Hier ist ein Knabe, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; allein was ist das für so viele?«9 Er braucht die Mitwirkung eines Jungen, er nimmt ein paar Stücke Brot und einige Fische, dich und mich hat Er nötig, mein Sohn – und dabei ist Er Gott! Das führt uns dazu, mit unserer Antwort großzügig zu sein. Keinen von uns hat Er für irgend etwas nötig, und gleichzeitig braucht Er uns alle. Wie wunderbar das ist! Das wenige, das wir sind, erbittet Er von uns, unseren geringen Wert, unsere paar Talente – wir dürfen sie Ihm nicht vorenthalten. Die Fische, das Brot – alles.
Ein jeder wird sich jetzt fragen müssen: Was habe ich bisher mit meinen Sinnen getan? Was habe ich mit meinen Vermögen getan – mit dem Gedächtnis, dem Verstand, dem Willen? Allein die Betrachtung dieses Satzes könnte uns stundenlang beschäftigen. Was werden wir von nun an mit unserem ganzen Sein tun müssen? Es ist logisch, dass uns nun so vieles in den Sinn kommt, was nicht in Ordnung war und vielleicht noch nicht in Ordnung ist. Deshalb sage ich dir: Mein Sohn, hast du den Wunsch zur Korrektur, zur Läuterung, zur Abtötung, zu mehr Umgang mit dem Herrn, zu größerer Frömmigkeit, ohne Theater und äußerliches Getue, mit Natürlichkeit? Denn all das bedeutet, die Wirksamkeit des Werkes in uns und in allen Menschen zu vermehren. Wenn du dir die Zeit nimmst, dein Leben der letzten Zeit zu erforschen, wird es dir leichter fallen, meinen Überlegungen zu folgen, die ich in eurem und meinem Namen mit lauter Stimme hier anstelle.
Dann sprach Jesus: »Lasst die Leute sich lagern …«10 Die Jünger wussten, dass der Herr diesen Leuten zu essen geben wollte, aber sie hatten kein Geld: »Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.«11 Sie hatten weder viel noch wenig Geld, und es wäre ein Riesenkapital notwendig gewesen, um jene Menschenmenge zu verköstigen. Da schafft der Herr Abhilfe: »Lasst die Leute sich lagern. Es gab an dieser Stelle viel Gras. Da setzten sie sich. Es waren etwa fünftausend Männer.«12 Fünftausend! Sie hörten die Stimme des Herrn und gehorchten alle, alle!, angefangen bei den Jüngern. Wie sieht der Gehorsam manchmal aus, da und dort … Es tut weh zu sehen, wie sie alles in Frage stellen. Sogar im Leben der Hingabe an Gott gibt es Menschen, für die alles Anlass zu Spitzfindigkeiten ist. Sie fragen sich, ob die Oberen dies oder jenes überhaupt befehlen können, ob sie da befehlen können und ob sie dort befehlen können … Im Opus Dei wissen wir: Man kann alles befehlen – mit der größten Achtung vor der persönlichen Freiheit in politischen und beruflichen Angelegenheiten –, solange es nicht eine Beleidigung Gottes ist.
Aber achtet auf die Frucht des Gehorsams dieser Leute: ein Wunder. Jesus wirkt ein staunenswertes Wunder. Und im Werk tut Er das so oft! Einige durch seine gewöhnliche, andere durch seine außergewöhnliche Vorsehung. Gott ist bereit. Worauf es ankommt, ist, dass wir gehorchen, dass wir den Herrn sozusagen unter Druck setzen, indem wir uns bemühen, fest an Ihn zu glauben. Dann tritt Er glanzvoll in Erscheinung und wirkt Dinge, an denen man sieht, dass Er seine Hand im Spiel hat. Dann wirkt Er Dinge, die nur Er wirken kann. Wie das hier, wie das hier.
»Dann nahm Jesus die Brote, und nachdem Er gedankt hatte, teilte Er sie an die Leute aus, und ebenso die Fische, jedem soviel Er wollte.«13 So großzügig. Wieviel wollt ihr? Zwei? Drei? Er gibt vier, sechs, hundert. Warum? Weil Christus die Ereignisse mit göttlicher Weisheit sieht; mit seiner Allmacht vermag Er mehr und kommt weiter als wir. Wenn ich daher in diesen Tagen – oder Monaten oder Jahren – an diese Angelegenheit denke, von der wir nicht wissen, ob sie jetzt oder später erreicht wird – ich habe Glauben, dass es jetzt sein kann –, wenn ich mit meinem Verstand überlege und zu dem Schluss komme, dass es nicht klappen wird, dann sage ich: früher, mehr, besser! Der Herr sieht weiter als wir mit unserer Logik! Er macht die Dinge früher, mit mehr Großzügigkeit, und Er macht sie besser.
»Als die Menge satt war, sagte Er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten übriggeblieben waren, nachdem alle gegessen hatten.«14 Es kommt euch sofort in den Sinn, wie ein guter Prediger diesen Abschnitt des Evangeliums kommentiert. Wozu werden die Reste eingesammelt? Wozu? Damit wir aus diesen zwölf Körben mit übriggebliebenem Brot essen und uns vom Glauben ernähren können, vom Glauben an Ihn, der all das in Überfülle wirken kann, weil Er den Wunsch hat zu erlösen, die Menschen zu retten. Herr, mach, dass in diesem Augenblick Körbe übrig sind! Sei großzügig! Man soll sehen, dass Du es bist!
»Als die Menschen das Wunder sahen, das Jesus gewirkt hatte, sagten sie: Das ist sicher der Prophet, der in die Welt kommen soll.«15 Sie wollten Ihn entführen, um Ihn zum König auszurufen, erinnert ihr euch? Wir haben Ihn bereits als unseren König anerkannt, seit man den Samen des Glaubens in unser Herz gelegt hat. Später, als Er uns rief, haben wir Ihn dann von Neuem inthronisiert.
Vollkommener Gott! Wenn sich diese Menschen wegen eines Stücks Brot begeistern – obwohl das Wunder sicher groß war – und Dir zujubeln, so dass Du Dich sogar verbergen musst, was werden dann wir tun, da Du uns doch im Werk im Laufe dieser Jahre so vieles gegeben hast?
Ich habe eine Reihe von Vorsätzen für den Augenblick der definitiven rechtlichen Lösung gefasst. Zum einen viele, viele Messen lesen zu lassen und alle zum Gebet anzuhalten; um Opfer zu bitten und unserem Herrn ständig – Tag und Nacht – in den Ohren zu liegen. Zum anderen auch den Vorsatz: sobald es soweit ist, in den Zentren des Generalrates und des Zentralassessorates, in den Regionalkommissionen, den Regionalassessoraten und den Studienzentren zwei ewige Lichter in der Nähe des Tabernakels anzubringen. Und dann habe ich mich fürchterlich geschämt: Wie konnte ich mich einem so großzügigen König gegenüber so knauserig verhalten? Und sofort habe ich veranlasst, überallhin einen Hinweis zu schicken, jetzt unverzüglich in diesen Zentren zwei ewige Lichter beim Allerheiligsten aufzustellen. Es sind wenige, aber es ist, als wären es dreihunderttausend: Es ist die Liebe, mit der wir das tun!
Herr, wir bitten Dich, dass Du Dich nicht vor uns verbirgst, dass Du immer unter uns lebst, wir Dich sehen und Dich berühren, dass wir Dich fühlen und immer an Deiner Seite sein wollen, im Boot, voll Glauben, vertrauensvoll und voll Verantwortungsbewusstsein, mit dem Blick auf die Menge, »ut salvi fiant«16, damit alle gerettet werden.
Vgl. Röm 8, 21.
Vgl. Joh 8,32.
Vgl. Mt 7, 21.
(a) In diesen Abschnitten verwendet der heilige Josemaría das Bild vom Boot und meint damit zweierlei: die Kirche und das Opus Dei. Die Kirche zu verlassen, bedeutet, sich in große Gefahr zu begeben, sein ewiges Heil aufs Spiel zu setzen, während das nicht der Fall ist, falls man das Opus Dei verlassen sollte, es sei denn, man verlässt gleichzeitig auch die Kirche oder missachtet bewusst den Willen Gottes, den man als solchen für sich erkannt hat. In beiden Fällen gibt es die Möglichkeit, immer wieder zurückzufinden und bei Christus zu sein.
Feria IV Cinerum, Ant.
Joh 6, 44.
Lk 5, 4-5.
Lk 5, 5.
Ebd.
Jer 18, 6.
Lk 5, 8
Lk 5, 10.
Jer 16, 16.
Spr 8, 31.
Ps 49, 10-12.
Joh 6, 8-9.
Joh 6, 10.
Joh 6, 7.
Joh 6, 10.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/book-subject/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/10564/ (17.11.2025)