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Es gibt 2 Nummer in «Im Zwiegespräch mit dem Herrn» deren Stichwort lautet Einfachheit.

Im Opus Dei, meine Töchter und Söhne, sollten wir alle wirklich reife Menschen sein; jeder mit seinen besonderen Eigenschaften, die das Werk nicht nur respektiert, sondern fördert und verteidigt. Im geistlichen Leben hingegen müssen wir alle wie kleine Kinder sein, einfach und durchsichtig. Deshalb wiederhole ich gerne, dass ich gerade sieben Jahre alt geworden bin. Ich rate euch, über diese Altersstufe nicht hinauszuwachsen, denn ein Kind von acht oder neun Jahren hat bereits gelernt, faustdicke Lügen aufzutischen.

Gerade wegen meiner sieben Jahre Erfahrung möchte ich euch etwas in Erinnerung rufen, das ihr mich viele Male habt sagen hören. Dieser euer Vater sieht sich dazu imstande, dieselben Fehler und schrecklichen Verirrungen zu begehen, die die verdorbensten Menschen begehen können. Und wenn ihr euch nur ein bisschen kennt, werdet ihr euch genauso fühlen. Wenn ihr also einmal das Pech habt zu straucheln – und schwer zu straucheln, was nicht geschehen wird –, dann seid nicht erstaunt. Bringt es wieder in Ordnung, sprecht sofort! Wenn ihr aufrichtig seid, wird euch der Herr mit seiner Gnade erfüllen, und ihr werdet mit mehr Kraft, mehr Freude und mehr Liebe zum Kampf zurückkehren.

Nur die, die nicht aufrichtig sind, sind unglücklich. Lasst euch nicht vom stummen Teufel beherrschen, der uns manchmal durch Dummheiten den Frieden rauben möchte. Meine Kinder, ich wiederhole es: Wenn ihr einmal das Unglück habt, Gott zu beleidigen, dann hört auf den Rat des Vaters, der nur möchte, dass ihr heilig und treu seid. Geht schleunigst zur Beichte und zu diesem Gespräch mit eurem Bruder. Sie werden euch verstehen, euch helfen und euch mehr lieben. Spuckt die Kröte aus, und alles wird gut weitergehen.

Alles wird gut weitergehen – aus vielen Gründen: In erster Linie, weil der, der aufrichtig ist, demütiger ist. Dann, weil Gott, unser Herr, diese Demut mit seiner Gnade belohnt. Schließlich, weil der Bruder, der dir zugehört hat, weiß, dass du Hilfe brauchst, und die Verpflichtung spüren wird, für dich zu beten. Glaubt ihr, dass diejenigen, die eure Aussprache hören, Menschen sind, die euch nicht verstehen? Sie sind doch aus demselben Material wie ihr! Wer wird sich wundern, dass Glas zu Bruch gehen kann oder ein Tontopf Klammern braucht? Seid aufrichtig. Das ist etwas, wofür ich meinen Kindern sehr dankbar bin, denn so kommt alles in Ordnung – immer. Sich unverstanden fühlen, sich für das arme Opferlamm halten, führt dagegen – auch immer – zu großem geistlichen Hochmut.

Der Geist des Werkes führt notwendigerweise zur Einfachheit, und über diesen Weg werden die Menschen geleitet, die sich der Wärme unserer Arbeit nähern. Seit ihr zum Werk gekommen seid, hat man mit euch nichts anderes getan, als euch wie die Artischocken zu behandeln – die äußeren harten Blätter zu entfernen, damit das Innere zutage tritt. Wir alle sind ein wenig kompliziert. Deshalb lasst ihr immer wieder aus einer kleinen Sache ein Gebirge werden, das euch erdrückt – und das, obwohl ihr doch Talent habt. Übt euch doch stattdessen im Talent zu sprechen. Eure Geschwister werden euch helfen zu erkennen, dass diese Sorge eine Dummheit ist oder ihre Wurzeln im Stolz hat.

Vergesst darüber hinaus nicht, dass ihr mit der Darstellung einer subjektiven Wahrheit, die der Wirklichkeit nicht entspricht, euch selbst und die anderen täuscht. Man kann aus Stolz im Irrtum sein – ich wiederhole es –, denn dieses Laster macht blind, und der Mensch, der doch nicht sieht, meint zu sehen. Aber auch derjenige irrt, der sich selbst und die anderen täuscht. Nennt die Dinge beim Namen. Brot ist Brot, und Wein ist Wein. »Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.«6 Dieses »ich glaubte, dass …«, »ich dachte, dass …« und »weil nämlich …« sind die Namen von drei fürchterlichen Teufeln, die ich nicht aus eurem Munde hören will. Sucht keine Ausreden. Ihr habt das Erbarmen Gottes und das Verständnis eurer Geschwister, und das ist genug.

Sagt die Dinge ohne Zweideutigkeiten. Ein Sohn von mir, der die Fehler beschönigt, das Vorgefallene verzerrt darstellt und mit unnötigen Worten ausschmückt, geht einen schlechten Weg. Meine Töchter und Söhne, bedenkt, dass man, wenn man eine Torheit begangen hat, dazu neigt, für das Fehlverhalten alle möglichen Rechtfertigungen zu finden – künstlerische, intellektuelle, wissenschaftliche, ja sogar geistliche –, um zu guter Letzt zu behaupten, dass die Gebote altmodisch scheinen oder sind. Wenn im Laufe dieser dreiundvierzig langen Jahre des Werkes einer meiner Söhne vom Weg abgekommen ist, dann immer aus Mangel an Aufrichtigkeit oder weil ihm der Dekalog altmodisch erschienen ist. Und er soll mir nicht mit anderen Begründungen kommen, denn sie sind nicht wahr.

Versucht niemals, ein schwächliches Verhalten mit der Heiligkeit, die das Werk von euch fordert, in Einklang zu bringen. Bildet euch klare Kriterien und vergesst nicht, dass euer Gewissen täglich feinfühliger und anspruchsvoller werden wird, wenn ihr täglich aufrichtiger seid. Es gibt Dinge, mit denen ihr euch vor Jahren abgefunden habt, jetzt aber nicht mehr, denn ihr spürt den Anruf Gottes, der von euch mehr Feingefühl verlangt und euch die notwendige Gnade gibt, damit ihr seinen Erwartungen entsprechen könnt.

Anmerkungen
6

Mt 5, 37.

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