Nur diese Aphorismen anzeigen

Es gibt 3 Nummer in «Im Zwiegespräch mit dem Herrn» deren Stichwort lautet Gelassenheit.

Mein Kind, denke niemals an dich. Fliehe vor dem Hochmut dessen, der sich wichtignimmt. Wenn du nicht an dich denkst, dann leistest du gute Arbeit. Wir dürfen nicht meinen, wir seien der Mittelpunkt, so dass sich alles um uns drehen müsste. Das Schlimmste daran ist nämlich, dass du, falls du diesen Fehler begehst, es nicht glauben wirst, wenn man dir sagt, dass du hochmütig bist. Denn während der Demütige sich für hochmütig hält, hält sich der Hochmütige für demütig.

Ich schaue euch an, meine Kinder … Wie froh wirst du sein, wenn der Augenblick für dich kommt, deinen Brüdern zu erklären, dass die Kinder Gottes in seinem Opus Dei beschaulich sein müssen, beschauliche Seelen mitten in der Welt! Ihr müsst ein beständiges Gebetsleben pflegen, vom Morgen bis zum Abend, und vom Abend bis zum Morgen. Vom Abend bis zum Morgen, Vater? Ja, mein Sohn, auch im Schlaf.

Du bewunderst genauso wie ich das schweigsame Leben jener Männer, die sich in ein altes Kloster einschließen, verborgen in ihren Zellen leben und ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen. Wenn ich zuweilen die Kartäuser besuche, gehe ich erbaut von dort wieder fort, und ich liebe sie sehr. Ich verstehe ihre Berufung, ihre Absonderung von der Welt, und ich freue mich für sie … aber dort drinnen empfinde ich tiefe Traurigkeit. Wenn ich wieder auf der Straße bin, dann sage ich mir: Meine Zelle! Das ist meine Zelle! Unser Leben ist so beschaulich wie das ihre. Gott gibt uns die Mittel, damit unsere Zelle – unsere Einkehr – mitten in den Dingen der Welt ist, im Inneren unseres Herzens. Und so verbringen wir den Tag in einem ununterbrochenen Dialog mit Gott auf der Basis unserer Bildung, die wir im Werk erhalten.

Christus, Maria, die Kirche: das ist die dreifache Liebe, die dein Leben erfüllen soll. Maria, deine Mutter – fast hättest du »Mama« gesagt; das macht nichts, nenne sie ruhig so –, mit dem heiligen Josef und deinem Schutzengel.

Du wirst deine Brüder lehren, dass sie beschaulich und gelassen sein müssen. Auch wenn alles einstürzt, auch wenn alles untergeht, auch wenn alles Sprünge bekommt … Wir nicht. Wenn wir treu sind, werden wir die Stärke dessen haben, der demütig ist, weil er mit Christus einsgeworden ist. Meine Kinder, wir sind das Bleibende; alles andere vergeht. Es passiert nichts!

Vater, und wenn man mich niederschießt? Das wäre eine heilige Sache. Das ist nicht unser Weg, aber wir würden die Gnade des Martyriums wie eine Liebkosung Gottes annehmen – eine Liebkosung nicht für uns, sondern für unsere Familie, das Opus Dei –, damit uns nicht einmal in diesem Punkt der Hochmut überwältigt. Diese Liebkosung wird nicht ausbleiben … aber sie wird selten sein, denn sie ist nicht unser Weg.

Seid gelassen! Bemühen wir uns, dass es uns nicht an Verantwortungsbewusstsein fehlt. Denken wir daran, dass wir Glieder derselben Kette sind. Deshalb möchte ich – so müssen wir, jedes der Kinder Gottes in seinem Werk, aufrichtig sagen –, dass dieses Kettenglied, das ich bin, nicht zerreißt. Denn wenn ich zerbreche, übe ich Verrat an Gott, an der Heiligen Kirche und an meinen Brüdern. Und wir werden über die Festigkeit der anderen Glieder glücklich sein; ich werde mich darüber freuen, dass es solche aus Gold, aus Silber und aus Platin gibt, mit kostbaren Steinen verziert. Und wenn es so aussieht, als würde ich zerbrechen, weil mich die Leidenschaften verwirrt haben; wenn es den Anschein hat, ein Glied würde zerreißen – dann bleibt ruhig! Man hilft ihm, damit er mit mehr Liebe, mit mehr Reue, mit mehr Demut vorankommt.

Du wirst deinen Brüdern sagen, dass sie beschaulich und gelassen sein sollen, voll Verantwortungssinn im gewöhnlichen Leben, denn unser Heroismus liegt im Kleinen. Wir suchen die Heiligkeit in der gewöhnlichen, täglichen Arbeit.

Du wirst ihnen auch sagen, dass sie lieben sollen, mit herzlicher Zuneigung. »Deus caritas est!«13, der Herr ist Liebe. Zuneigung zu euren Brüdern, ganz besonders aber zu euren Leitern, indem ihr auch ihnen durch die brüderliche Zurechtweisung helft. Ihr habt alle Mittel, um die Wahrheit zu sagen, ohne zu verletzen, so dass sie übernatürlich wirksam ist. Man fragt den Leiter des Hauses: Soll ich diese brüderliche Zurechtweisung machen? Vielleicht antwortet er, dass es nicht angebracht ist, weil es sich um etwas handelt, das objektiv gesehen kein Grund für eine Zurechtweisung ist, weil ihm das schon ein anderer gesagt hat, weil kein ausreichendes Motiv dafür vorhanden ist oder aus sonst einem Grund. Wenn man dir aber mit Ja antwortet, erteilst du die brüderliche Zurechtweisung umgehend, von Angesicht zu Angesicht, denn im Werk ist für üblen Klatsch kein Raum, darf es keinen Klatsch geben, nicht einmal indirekt. Der indirekte Klatsch ist typisch für Leute, die Angst haben, die Wahrheit zu sagen.

Es gibt ein Sprichwort, das lautet: Wer die Wahrheit sagt, verliert seine Freunde. Im Opus Dei verhält es sich genau umgekehrt. Bei uns sagt man die Wahrheit, aus Liebe, unter vier Augen, ganz offen; und alle fühlen wir uns glücklich und sicher, denn man hält uns den Rücken frei. Duldet niemals auch nur den geringsten Klatsch, und noch weniger, wenn er sich gegen einen Leiter richtet.

Meine Kinder, liebt alle Menschen. Das Opus Dei richtet sich gegen niemanden und gegen nichts. Wir können nicht Arm in Arm mit dem Irrtum vorangehen, denn das könnte Anlass dafür sein, dass man sich auf uns beruft und ihn verbreitet. Aber was die Personen anlangt, die im Irrtum sind, so gilt es, mittels der Freundschaft zu versuchen, sie aus ihm zu befreien. Man muss mit ihnen herzlich und mit Freude umgehen.

»Iterum dico: gaudete!«14 Seid immer froh, meine Kinder. Ich habe in diesem Gebäude an vielen Stellen Worte der Heiligen Schrift anbringen lassen, die uns helfen, froh zu sein. »Servite Domino in laetitia«15; dient dem Herrn mit Freude. Glaubt ihr, dass man im Leben für einen Dienst dankbar ist, der widerwillig geleistet wird? Nein. Es wäre besser, er würde gar nicht erbracht. Und da sollen wir dem Herrn mit finsterem Gesicht dienen? Nein. Wir werden Ihm mit Freude dienen, trotz unserer Erbärmlichkeiten, die wir mit der Gnade Gottes schon ausräumen werden.

Seid gehorsam. Um zu gehorchen, muss man auf das achtgeben, was man uns sagt. Wenn du wüsstest, wie weh es tut, wenn man guten Seelen, die nicht zu gehorchen verstehen, etwas befehlen muss! Vielleicht handelt es sich um einen guten, sehr heiligen Menschen; aber dann kommt der Augenblick des Gehorsams, und er sagt nein! Warum? Weil es manchmal Leute gibt, die das fast physische Defizit haben, nicht genau hinzuhören. Sie sind so gutwillig, dass sie beim Zuhören schon überlegen, wie sie es anders machen können, wie sie ungehorsam sein werden. Nein, man nennt zwar die Einwände, die man hat, wenn es sie gibt, und drückt sich klar aus, dann aber gehorcht man. Und man ist bereit, die unserem Ratschlag entgegengesetzte Lösung willig anzunehmen.

Gehorsam und objektiv sein. Wie werdet ihr informieren können, wenn ihr nicht objektiv seid? Ihr seid keine einfachen Soldaten, sondern Hauptleute des Heeres Christi und müsst daher eure Leiter objektiv darüber informieren, was euch betrifft. Wisst ihr, wie es einem General ergeht, der dreißig, fünfzig, hundert falsche Informationen erhält? Er verliert die Schlacht. Christus verliert keine Schlachten, aber durch falsche Informationen wird die Wirksamkeit unserer Arbeit verringert, und die Arbeit zeitigt nicht den Erfolg, den sie erbringen müsste.

Meine Kinder, nun dauert unsere Betrachtung schon fast vierzig Minuten. Ich überspringe nicht gern – wir sprechen ja gerade von militärischen Dingen – die Brustwehr der dreißig und nie die der vierzig Minuten. Ihr habt gesehen, dass ihr vieles zu lernen und zu leben habt, um es euren Brüdern beizubringen. Erweckt in euch große Wünsche nach Bildung. Und wenn ihr keine Wünsche habt, so rate ich euch, Wünsche nach Wünschen zu haben. Das ist schon etwas … Wünsche nach Hingabe, nach guter Ausbildung, nach Heiligkeit, nach großer Wirksamkeit: jetzt, später und immer.

Der Herr hat uns im Opus Dei gezeigt, wie das Kreuz, das Er selbst uns auferlegt – oder das Umstände, Gegebenheiten oder Personen uns auferlegen, was Er zulässt –, uns nicht niederdrückt. Es drückt uns nicht nieder, wenn wir das Kreuz Christi lieben, es gelassen tragen, aufrecht, ohne es fallen zu lassen und ohne es hinter uns her zu schleifen. Es erdrückt uns nicht, wenn wir innerliche wie äußerliche Widrigkeiten, gleichgültig welche, umarmen und wissen, dass sich hinter ihnen ein Sinn verbirgt und sie auf diese Weise einen wunderbaren Schatz darstellen. Wenn es wirklich das Kreuz Christi ist, dann drückt dieses Kreuz nicht nieder; denn es ist nicht unser Kreuz. Es ist nicht mehr meines, sondern seines, und Er trägt es mit mir. Auf diese Weise, meine Kinder, gibt es kein Leid, das man nicht rasch überwindet, und niemand wird uns den Frieden und die Freude rauben können.

»Diligam te, Domine, fortitudo mea!«1 Ich liebe Dich, Herr, denn Du bist meine Stärke, »quia tu es, Deus, fortitudo mea«2. Ich ruhe aus in Dir! Ich kann nichts tun, wenn Du mir nicht hilfst, sei es groß oder klein, obwohl es keine kleinen Dinge gibt, wenn ich sie aus Liebe tue. Denn wenn ich meinen guten Willen einsetze, wird der machtvolle Arm Gottes kommen, um mich zu kräftigen, zu beruhigen, zu stützen und diesen Schmerz tragen zu helfen. Dann bedrückt mich diese Last nicht mehr.

Bedenkt es gründlich, meine Kinder. Denkt an die Umstände jedes einzelnen und macht euch klar, dass uns die Dinge mehr nützen, die scheinbar schieflaufen, die uns zuwider sind und uns schwerfallen, als diejenigen, die anscheinend ohne Mühe laufen. Wenn wir dies nicht so sehen, stellt sich Verwirrung und Trostlosigkeit ein. Wenn wir hingegen das, was in geistlicher Hinsicht sehr weise ist, voll erfasst haben und den Willen Gottes unter diesen Umständen annehmen, Jesus Christus lieben und uns als Miterlöser mit Ihm wissen, dann wird uns die Klarheit nicht fehlen, die Kraft, unsere Pflicht zu erfüllen: die Gelassenheit.

Sagt Jesus jetzt mit mir zusammen: Herr, wir wollen nichts anderes als Dir dienen! Wir wollen unsere Pflichten erfüllen und Dich lieben wie Verliebte! Lass uns Deinen festen Schritt an unserer Seite spüren. Sei Du unser einziger Halt. Nichts wird euch den Frieden rauben, meine Kinder. Wenn ihr mit diesem Vertrauen lebt, wird euch nichts die Freude nehmen können und wird niemand eure Gelassenheit ins Wanken bringen. Im Leben gibt es für alles eine Lösung, ausgenommen den Tod; und der Tod ist für uns Leben.

Anmerkungen
13

1 Joh 4, 8.

14

Phil 4, 4.

15

Ps 99, 2.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
1

Ps 17, 2.

2

Ps 42, 2.

Verzeichnis der Schriftstellen