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»Dies sanctificatus illuxit nobis. Ein heiliger Tag ist uns aufgeleuchtet. Kommt, ihr Völker, betet an den Herrn. Heute stieg ein großes Licht zur Erde hernieder.«2 Wir wünschen uns, dass man Ihn überall auf der Welt sehr gut behandelt und mit viel Liebe aufnimmt. Und wir versuchen, das gleichgültige Schweigen jener, die Ihn nicht kennen oder Ihn nicht lieben, durch unsere Weihnachtslieder zu verdecken, jene Volkslieder, die von Groß und Klein in den Ländern alter christlicher Tradition gesungen werden. Habt ihr bemerkt, dass sie immer davon handeln, zum Jesuskind zu gehen, es anzuschauen und zu betrachten? Wie es die Hirten in jener glücklichen Nacht taten: »So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.«3
Wir verstehen sehr gut, dass die, die sich lieben, einander sehen wollen. Verliebte haben nur Augen für den, den sie lieben. Ist es nicht logisch, dass es so ist? Das menschliche Herz spürt diese Forderungen. Ich würde lügen, wollte ich leugnen, dass mich der Wunsch, das Angesicht des Herrn zu sehen, sehr tief bewegt: »Vultum tuum, Domine, requiram«4, ich will Dein Antlitz suchen, o Herr. Gerne schließe ich die Augen und denke daran, dass der Augenblick kommen wird – wann Gott es will –, in dem ich Ihn werde sehen können: »Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.«5 Ja, meine Kinder, »meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?«6
Töchter und Söhne meiner Seele: Ihn anschauen, Ihn betrachten, mit Ihm sprechen. Das können wir schon jetzt tun. Wir bemühen uns, so zu leben. Es ist ein Teil unserer Existenz. Wenn wir sagen, dass die Berufung zum Werk kontemplativ ist, so deshalb, weil wir uns bemühen, Gott in allen Dingen der Welt zu entdecken: in den Personen, in den Ereignissen, im Großen und in dem, was uns klein vorkommt, in dem, was uns angenehm ist, und in dem, was wir als schmerzlich empfinden. Kinder, erneuert den Vorsatz, immer in der Gegenwart Gottes zu leben. Aber jeder auf seine Weise. Ich will euch nicht vorschreiben, wie ihr zu beten habt; aber ich kann euch mit nicht wenig Unverschämtheit zeigen, wie mein Umgang mit Jesus Christus ist.
Ich spreche jetzt mit ein bisschen Stolz: Ich bin der Älteste im Opus Dei! Deshalb habe ich es nötig, dass ihr für mich betet und mir besonders in diesen Tagen helft, in denen das göttliche Kind alle meine Töchter und Söhne erhört. Sie sind Kinder, starke, kräftige Seelen, mit Leidenschaften – wie ich –, die sie mit der Gnade Gottes zu beherrschen wissen. Bittet für mich, damit ich treu und gut bin, damit ich es verstehe, Ihn zu lieben und dazu beizutragen, dass man Ihn liebt.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/108/ (16.11.2025)