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Wir wollen jetzt mit zwei Texten der Heiligen Schrift fortfahren, meine Kinder, der eine stammt vom heiligen Lukas, der andere vom heiligen Johannes. Der Herr hat seine ersten Jünger bei Booten und Netzen gefunden, und oft hat Er die Arbeit mit den Seelen mit der Arbeit der Fischer verglichen.
Erinnerst du dich an jenen wunderbaren Fischfang, bei dem die Netze zerrissen?3 Auch bei der apostolischen Arbeit reißt wegen unserer Unvollkommenheit manchmal das Netz. Der Fischfang ist zwar reichlich, aber nicht so groß, wie er hätte sein können.
Auf diesen apostolischen Fischfang, der auf alle Seelen abzielt, könnten wir jenen Text des heiligen Matthäus beziehen, der von einem Netz spricht, das, ins Meer geworfen, Fische sehr unterschiedlicher Art fängt4, Fische aller Größen und verschiedenster Qualität, denn in seinen Maschen hat alles Platz, was in den Wassern des Meeres schwimmt. Dieses Netz reißt nicht, mein Sohn, denn weder du noch ich, sondern unsere gute Mutter, das Werk, hat sich ans Fischen gemacht.
Aber ich wollte jetzt gar nicht von diesem Fischfang und von diesem riesigen Netz sprechen. Ich möchte vielmehr, dass du an das Netz denkst, von dem der heilige Johannes im 21. Kapitel spricht, als Simon Petrus ein Netz an Land zog und Jesus zu Füßen legte, das »mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt«5 war. In dieses Netz mit den großen, erlesenen Fischen hat dich Christus kraft der überragenden Gnade der Berufung gesteckt. Vielleicht hat Ihn ein Blick seiner Mutter so gerührt, dass Er dir durch die unbefleckten Hände der Jungfrau Maria diese großartige Gabe zukommen ließ.
Meine Kinder, schaut, wir befinden uns alle im selben Netz. Und das Netz befindet sich im Boot, das das Opus Dei ist, in dem man Demut, Hingabe, Arbeit und Liebe den ihnen gebührenden Platz gibt. Ist das nicht herrlich? Hast du das vielleicht verdient?
Das ist der Moment, um nochmals zu sagen: Ich will mich ins Boot setzen lassen, ich werde mich zurechtschneiden, zerlegen, zerteilen, abschleifen, verspeisen lassen! Ich gebe mich ganz hin! Sage Ihm das in aller Wahrheit! Manchmal entsteht der Eindruck, dass du, wenn man dir einen Hinweis gibt, um dir auf deinem Weg der Heiligung zu helfen, aus Stolz rebellierst. Denn du schätzt dein eigenes Urteil höher ein als das Urteil der Leiter, obwohl das nicht stimmen kann, weil niemand ein guter Richter in eigener Sache ist und der liebevolle Hinweis deiner Brüder als Zurechtweisung dich stört …
Gib dich hin! Verschenke dich ganz! Aber sage Jesus Christus: Da ist diese alte Erfahrung mit dem Stolz! Herr, mache mich demütig! Und Er wird dir antworten: Wenn du demütig sein willst, dann pflege Umgang mit mir. Dann wirst du mich erkennen und wirst dich erkennen. Erfülle die Frömmigkeitsnormen, die ich dir durch deinen Gründer gegeben habe. Beherzige diese Normen. Sei treu in deinem inneren Leben, sei eine Seele des Gebetes, eine Seele des Opfers. Und allen Hindernissen, an denen es in diesem Leben nicht fehlt, zum Trotz werde ich dich glücklich machen.
Mein Sohn, setze dein ganz persönliches Gebet fort, das nicht das Geräusch der Sprache braucht. Sprich mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht, du und Er allein. Das Gegenteil ist sehr bequem. In der Anonymität trauen sich die Leute tausend Dinge zu, die sie allein nicht wagen würden. So mancher verschüchterte Feigling zögert nicht, wenn er sich inmitten der Menge befindet, eine Handvoll Schlamm zu packen und jemanden damit zu bewerfen. Ich wünsche mir, dass du, mein Sohn, in der Einsamkeit deines Herzens, das ja in Wirklichkeit alles andere als einsam ist, deinem Vater Gott unter die Augen trittst und Ihm sagst: Ich gebe mich hin!
Sei kühn, sei tapfer, sei mutig! Fahre fort mit deinem persönlichen Gebet und gib Ihm dein Wort: Herr, nie wieder! Nie wieder dieses Zögern, dieses Schwierigkeiten-Vorschieben, dieser Widerstand gegen Deine Gnade. Ich möchte der gute Sauerteig sein, der den ganzen Teig durchsäuert.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/14/ (18.11.2025)