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»Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Siegeskranz gewinnt?«3 Wenn eine Askese in der Kirche diesen sportlichen Charakter hat, dann die Askese unseres Werkes. Der Sportler ist beharrlich. Der gute Sportler verbringt viel Zeit mit dem Training und der Vorbereitung. Beim Hochsprung versucht er es nicht nur einmal, sondern viele Male. Man legt ihm die Latte höher. Vielleicht schafft er es nicht, aber er macht hartnäckig weiter, bis er das Hindernis überwunden hat.

Meine Kinder, so ist das Leben. Wenn ihr beginnt und immer wieder neu beginnt, dann geht es gut. Wenn ihr euch von der Siegesmoral leiten lasst, wenn es Kampf gibt, dann überspringt ihr mit Gottes Hilfe die Hindernisse! Es gibt keine Schwierigkeit, die man nicht überwindet! Jeder Tag wird für uns eine Gelegenheit sein, uns zu erneuern, in der Gewissheit, ans Ziel unseres Weges, das die Liebe ist, zu gelangen.

Es tut weh, Leute zu sehen, die sich den Fuß verstauchen und das nicht mit christlichem, mit sportlichem Geist zu tragen wissen. Sie dulden nicht, dass der Arzt oder der Masseur einschreitet, und sagen, dass sie nicht mehr springen wollen.

»Jeder Wettkämpfer«, nochmals lese ich für euch Worte des heiligen Paulus, »lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen.«4 Man muss die Mittel einsetzen, die trotz unserer Schwachheit möglich sind. Viele führen ein opfervolles Leben aus rein menschlichen Motiven. Diese armen Geschöpfe bedenken nicht, dass sie Kinder Gottes sind. Sie handeln vielleicht aus Stolz, um sich in Szene zu setzen. »Sie üben in allem Enthaltsamkeit«5. Und du, mein Sohn, der du das Werk zur Mutter hast, der du deine Brüder hast, die meine Söhne sind – was tust du? Mit welchem Verantwortungsbewusstsein reagierst du?

Mehr als einmal habe ich denen, die sich die Knöchel verstauchen oder das Handgelenk verrenken, gesagt, dass sie nicht allein sind. Du hast nicht das Recht zurückzuschauen, mein Sohn, deine Seele zu verlieren oder dich nur der schweren, drohenden Gefahr der Verdammnis auszusetzen. Außerdem hast du nicht das Recht, die Last abzuwerfen, die der Herr dir voll Liebe und Vertrauen auf die Schultern gelegt hat. Du hast nicht das Recht, das Werk und deine Brüder, deine Verantwortung zu ignorieren. Ich will Dich bitten, Jesus, unser Herr, dass wir niemals mehr wegen Schwierigkeiten vom Weg abkommen, uns nie mehr weigern, Dein Kreuz auf uns zu nehmen und es mit Freuden zu tragen.

Seht ihr, wie sich in allem die Psychologie kundtut, von der ich sprach? Seht ihr, wie wir unser Gebet von diesem Blickwinkel aus halten, wie es unseren persönlichen Bedürfnissen, die nicht nur die unseren, sondern auch die aller eurer Geschwister, die des ganzen Werkes sind, angemessen ist? Gebt diese Gedanken an die anderen weiter, indem ihr sie den persönlichen Umständen jedes einzelnen anpasst. Bringt euren Brüdern diese Gedanken nahe, über die ich zu euch so oft gepredigt habe. Wiederholt überall das, was wir in dieser Zeit des Gebetes gemeinsam betrachtet haben.

»Ich laufe, aber nicht wie einer, der aufs Geratewohl läuft, ich kämpfe, aber nicht wie einer, der Luftstreiche ausführt, sondern ich züchtige meinen Leib und bringe ihn in Dienstbarkeit, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werde.«6 Überlege, ob wir, du und ich, dasselbe sagen können wie der Apostel. Meine Kinder, ich glaube, für das Gebet heute genügt das schon. Man muss treu sein in diesen kleinen, gewöhnlichen Abtötungen jeden Tages. Und außerdem alle passiven Abtötungen annehmen, die der Herr uns schickt; ein persönliches Leben von solcher Qualität führen, dass dieses Verworfen-Werden, von dem der heilige Paulus spricht, unmöglich ist.

Ein Mensch, der kämpft, der beginnt und immer wieder neu beginnt, der sich ein ums andere Mal an das Kreuz Christi klammert, der kommt voran. Aber auch wir müssen immer, selbst wenn wir die kleinsten Pflichten erfüllen, als Motiv die Sorge um die anderen haben, um eure Brüder. Entsprechend unserer Art, auf die Dinge zu schauen, müssen wir ständig daran denken, dass wir nicht allein sind, dass es nicht logisch ist, allein zu sein. Immer an die anderen denken – an alle Seelen.

Anmerkungen
3

1 Kor 9, 24.

4

1 Kor 9, 25.

5

Ebd.

6

1 Kor 9, 27.

Verzeichnis der Schriftstellen
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