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Die Zeit verging, und es kamen die ersten Zeichen des Herrn: diese Ahnung, dass Er etwas von mir wollte, irgendetwas. Mein Bruder kam zur Welt, als meine Eltern schon vom Leben ausgelaugt waren. Ich war siebzehn Jahre alt, als meine Mutter mich rief, um mir mitzuteilen, dass ich ein weiteres Geschwisterchen bekommen würde. Da griff ich die Gnade Gottes mit Händen. Ich erkannte, dass das ein Zeichen des Herrn war. Ich hatte es nicht erwartet.

Mein Vater starb erschöpft. Er hatte ständig ein Lächeln auf den Lippen und war besonders sympathisch. Da blendet mich nicht die kindliche Liebe, denn ich war kein vorbildlicher Sohn. Ich rebellierte angesichts der damaligen Lage. Ich fühlte mich gedemütigt. Ich bitte um Verzeihung.

Gott, unser Herr, wollte dieses arme Geschöpf, das sich nicht bearbeiten ließ, zum Grundstein jener neuen Arche des Bundes machen, in die Menschen vieler Nationen, vieler Rassen, aller Sprachen eintreten sollten.

So viele Liebeserweise Gottes kommen mir in den Sinn. Meiner ungeachtet bereitete mich der Herr durch scheinbar unbedeutende Ereignisse vor, deren er sich bediente, um in meiner Seele die göttliche Unruhe zu wecken. Darum verstehe ich auch diese zugleich menschliche und göttliche Liebe der heiligen Therese vom Kinde Jesu so gut, die ein Bildchen mit der durchbohrten Hand des Erlösers, das sie zwischen den Seiten eines Buches fand, innerlich tief anrührte. Dinge dieser Art sind auch mir widerfahren, haben mich innerlich aufgerüttelt und mich zur täglichen heiligen Kommunion geführt, zur Läuterung, zur Beichte – und zur Buße.

Eines schönen Tages sagte ich meinem Vater, dass ich Priester werden wolle. Da habe ich ihn das einzige Mal weinen sehen. Er hatte mit mir etwas anderes vor, aber er widersetzte sich nicht. Er sagte nur: Mein Sohn, überleg es dir gut. Priester müssen heilig sein. Es ist sehr hart, kein Zuhause, keine Familie, keine irdische Liebe zu haben. Denke noch einmal darüber nach. Aber ich werde mich nicht widersetzen. Und er brachte mich zu einem mit ihm befreundeten Priester, dem Propst der Stiftskirche von Logroño, damit ich mit ihm spreche.

Es war nicht das, um was Gott mich bat, und ich erkannte es: Ich wollte nicht Priester sein, nur um Priester zu sein, el cura, wie man in Spanien sagt. Für den Priester empfand ich Verehrung, aber für mich wollte ich nicht ein solches Priestertum.

Die Zeit verging, und es geschah vieles, was hart und schrecklich war, worüber ich mit euch nicht spreche, weil mich all das zwar nicht traurig stimmt, euch aber traurig machen würde. Unser Herr bearbeitete den Baum mit einer Axt, um daraus den Balken zu schlagen, der wider Erwarten zur Verwirklichung seines Werkes dienen sollte. Fast ohne es zu bemerken, wiederholte ich: Domine, ut videam! Domine, ut sit! Ich wusste nicht, was es war, aber ich ging weiter, weiter, ohne der Güte Gottes zu entsprechen, aber in Erwartung dessen, was ich eines Tages erhalten sollte: eine Fülle von Gnaden, eine nach der anderen, die ich nicht zu benennen vermochte und die ich wirkende Gnaden nannte, denn sie machten meinen Willen so gefügig, dass ich mich kaum noch anstrengen musste. Ich ging also voran, ohne Besonderheiten und mit nur durchschnittlichem Fleiß. Das waren die Jahre in Saragossa.

Domine, ut sit! Und auch: Domina, ut sit! Heute ist ein Tag der Danksagung. Denn der Herr hat viel Geduld mit mir gehabt. Übernatürlich betrachtet, hat Er durch mich die Menschen, die ich um mich hatte, geheiligt. Und ich bin so wie ich bin, an diesem heutigen Tag.

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