42
In der Heiligen Schrift lesen wir: »Benedixisti, Domine, terram tuam; avertisti captivitatem Iacob«11; Deine Erde hast Du gesegnet, Herr, Du hast die Gefangenschaft Jakobs gesprengt. Ich wiederhole, dass wir uns nicht mehr als Sklaven fühlen, sondern als Freie. Alles führt uns zu Gott. Und bei dieser Wanderung auf dem Pfad des Opus Dei gehen wir sicher voran, denn wir haben die Leitung, die es unmöglich macht, dass wir uns verirren: die Beichte und das vertrauensvolle Gespräch mit eurem Bruder, sofern sie aufrichtig sind und ihr dem stummen Teufel keinen Raum gebt. Auf unserem göttlichen Weg haben wir in jedem Augenblick so etwas wie die Markierungen, die man auf den Landstraßen sieht und die den Reisenden als Orientierung dienen. Ich wiederhole, es ist völlig unmöglich, dass ein Mitglied des Opus Dei, wenn es unserem Geist treu ist, im Auf und Ab seines inneren Lebens vom Weg abkommt.
So entzündet sich die Seele am Licht, das sie aus dem Hohen Lied gewinnt: »surgam et circuibo civitatem«12; ich werde aufstehen und die Stadt duchstreifen … Und nicht nur die Stadt: »per vicos et plateas quaeram quem diligit anima mea«13. Auf Straßen und Plätzen werde ich den suchen, den meine Seele liebt … Um Frieden für meine Seele zu suchen, werde ich von einem Ort der Erde zum anderen laufen, durch alle Nationen, alle Völker, auf allen Wegen und Pfaden. Und ich finde ihn in dem, was von außen kommt, was für mich kein Hindernis darstellt. Im Gegenteil, es ist Pfad und Stufe, um mich mehr und mehr Gott zu nähern und mich mehr und mehr mit Ihm zu vereinigen.
Und wenn die Zeit kommt, die mit größerer oder geringerer Wucht kommen muss, die Zeit der Gegensätze, des Kampfes, der Trübsal, der passiven Läuterung, dann legt der Psalmist uns die Worte in den Mund und ins Leben: »cum ipso ero in tribulatione«14, mit Ihm bleibe ich in der Drangsal. Was ist schon, Jesus, angesichts Deines Kreuzes das meine? Was sind angesichts Deiner Wunden meine Schrammen? Was bedeutet schon angesichts Deiner unermesslichen, reinen und grenzenlosen Liebe dieses armselige kleine Kreuz, das Du in meine Seele gelegt hast? Und eure Herzen und das meine werden von heiligem Eifer erfüllt sein: »ut nuntietis ei quia amore langueo«15, dass ihr Ihm sagt, dass ich vor Liebe sterbe. Es ist eine edle, eine göttliche Krankheit. Wir sind die Aristokraten der Liebe auf Erden, wie ich mit den Worten eines alten Freundes sagen kann.
Nicht wir leben, sondern es ist Christus, der in uns lebt.16 Da gibt es Durst nach Gott, Verlangen nach seinen Tränen, seinen Worten, seinem Lächeln, seinem Antlitz … Ich finde keinen besseren Ausdruck dafür, als nochmals die Worte des Psalms: »quemadmodum desiderat cervus ad fontes aquarum«17, wie der Hirsch nach den Wasserquellen verlangt, so verlangt meine Seele nach Dir, o mein Gott!
Friede. Sich in Gott geborgen, sich vergöttlicht fühlen. Sich in die Seite Christi flüchten und wissen, dass die Liebe Gottes jeden einzelnen erwartet: die Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und der apostolische Eifer entbrennt und wächst von Tag zu Tag, denn das Gute will sich mitteilen. Über die ganze Welt möchten wir die Freude und den Frieden aussäen, alle Seelen mit den erlösenden Wassern benetzen, die aus der geöffneten Seite Christi strömen, alles aus Liebe tun. Dann gibt es keine Traurigkeit, kein Leid, keine Schmerzen. Sie verschwinden, sobald man wahrhaftig den Willen Gottes annimmt und froh seine Wünsche erfüllt, wie es treue Kinder tun, auch wenn vielleicht die Nerven zum zerreißen gespannt sind und die Qual unerträglich scheint.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/42/ (19.11.2025)