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Mein Kind, denke niemals an dich. Fliehe vor dem Hochmut dessen, der sich wichtignimmt. Wenn du nicht an dich denkst, dann leistest du gute Arbeit. Wir dürfen nicht meinen, wir seien der Mittelpunkt, so dass sich alles um uns drehen müsste. Das Schlimmste daran ist nämlich, dass du, falls du diesen Fehler begehst, es nicht glauben wirst, wenn man dir sagt, dass du hochmütig bist. Denn während der Demütige sich für hochmütig hält, hält sich der Hochmütige für demütig.

Ich schaue euch an, meine Kinder … Wie froh wirst du sein, wenn der Augenblick für dich kommt, deinen Brüdern zu erklären, dass die Kinder Gottes in seinem Opus Dei beschaulich sein müssen, beschauliche Seelen mitten in der Welt! Ihr müsst ein beständiges Gebetsleben pflegen, vom Morgen bis zum Abend, und vom Abend bis zum Morgen. Vom Abend bis zum Morgen, Vater? Ja, mein Sohn, auch im Schlaf.

Du bewunderst genauso wie ich das schweigsame Leben jener Männer, die sich in ein altes Kloster einschließen, verborgen in ihren Zellen leben und ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen. Wenn ich zuweilen die Kartäuser besuche, gehe ich erbaut von dort wieder fort, und ich liebe sie sehr. Ich verstehe ihre Berufung, ihre Absonderung von der Welt, und ich freue mich für sie … aber dort drinnen empfinde ich tiefe Traurigkeit. Wenn ich wieder auf der Straße bin, dann sage ich mir: Meine Zelle! Das ist meine Zelle! Unser Leben ist so beschaulich wie das ihre. Gott gibt uns die Mittel, damit unsere Zelle – unsere Einkehr – mitten in den Dingen der Welt ist, im Inneren unseres Herzens. Und so verbringen wir den Tag in einem ununterbrochenen Dialog mit Gott auf der Basis unserer Bildung, die wir im Werk erhalten.

Christus, Maria, die Kirche: das ist die dreifache Liebe, die dein Leben erfüllen soll. Maria, deine Mutter – fast hättest du »Mama« gesagt; das macht nichts, nenne sie ruhig so –, mit dem heiligen Josef und deinem Schutzengel.

Du wirst deine Brüder lehren, dass sie beschaulich und gelassen sein müssen. Auch wenn alles einstürzt, auch wenn alles untergeht, auch wenn alles Sprünge bekommt … Wir nicht. Wenn wir treu sind, werden wir die Stärke dessen haben, der demütig ist, weil er mit Christus einsgeworden ist. Meine Kinder, wir sind das Bleibende; alles andere vergeht. Es passiert nichts!

Vater, und wenn man mich niederschießt? Das wäre eine heilige Sache. Das ist nicht unser Weg, aber wir würden die Gnade des Martyriums wie eine Liebkosung Gottes annehmen – eine Liebkosung nicht für uns, sondern für unsere Familie, das Opus Dei –, damit uns nicht einmal in diesem Punkt der Hochmut überwältigt. Diese Liebkosung wird nicht ausbleiben … aber sie wird selten sein, denn sie ist nicht unser Weg.

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