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Meine Töchter und Söhne, geht die Dinge ernsthaft an. Nehmt jetzt den Weg wieder auf. Ich bin ein großer Freund des Wortes Weg, denn im Hinblick auf Gott sind wir alle unterwegs. Wir sind viatores, wir wandern zum Schöpfer, seit wir auf die Erde gekommen sind. Jemand, der sich auf den Weg macht, hat ein Ziel vor Augen, verfolgt einen Zweck: Er möchte von hier nach dort kommen und setzt alle Mittel ein, um das Reiseziel wohlbehalten zu erreichen. Er beeilt sich entsprechend und achtet darauf, nicht auf unbekannte Seitenpfade zu geraten, die in den Abgrund führen oder auf denen durch wilde Tiere Gefahr droht. Gehen wir ernsthaft voran, Kinder! Wir müssen uns den Dingen Gottes und der Seelen mit demselben Einsatz widmen, den die anderen auf die Angelegenheiten der Erde verwenden: mit einem großen Verlangen, heilig zu werden.
Wir wissen, dass es auf Erden keine Heiligen gibt, wir aber alle wirksam wünschen können, heilig zu werden. Mit diesem Wunsch erweist du der Kirche und ganz besonders deinen Geschwistern im Werk eine große Wohltat. Gleichzeitig ist der Gedanke, dass du den anderen schweren Schaden zufügst, wenn du vom Weg abkommst, eine große Stütze für die Loyalität.
Gott verlangt von euch und auch von mir, was Er von einer normalen Person verlangt. Darin besteht unsere Heiligkeit: die alltäglichen Dinge gut zu verrichten. Mag sein, dass einer einmal Gelegenheit hat, den Lorbeerkranz zu erringen. Aber das wird selten der Fall sein. Und bedenkt – die Militärs mögen jetzt nicht auf mich böse sein –, dass die Soldaten, die fallen, keine Auszeichnung erhalten: die bekommt der Hauptmann. Il sangue del soldato fa grande il capitano, sagt ein italienisches Sprichwort: Das Blut des Soldaten ehrt den Anführer. Ihr seid die Heiligen: treu, arbeitsam, froh, sportlich. Und ich ernte den Applaus. Allerdings kommen auch die Hassausbrüche über mich. Ihr tut viel Gutes für mich. Aber vergesst es nicht, meine Kinder: die Hassausbrüche hat der Vater zu tragen.
Der Satan ist nicht zufrieden, denn ich habe euch mit der Gnade des Herrn einen Weg gezeigt, eine Möglichkeit, in den Himmel zu kommen. Ich habe euch ein Mittel gegeben, um auf beschauliche Weise zum Ziel zu gelangen. Der Herr gewährt uns diese Beschauung, die ihr normalerweise kaum wahrnehmt. Gott kennt kein Ansehen der Person. Er gibt uns allen diese Mittel.
Vielleicht merkt euer Beichtvater oder die Person, die eure Aussprache hört, dass ihr etwas korrigieren müsst, und gibt euch ein paar Hinweise. Aber der Weg des Werkes ist sehr breit. Man kann rechts oder links gehen, zu Pferde oder mit dem Fahrrad, auf den Knien, auf allen Vieren wie in eurer Kindheit, und auch im Straßengraben, solange man nicht den Weg verlässt.
Jedem weist Gott im Rahmen der allgemeinen Berufung zum Opus Dei – die darin besteht, mitten auf der Straße die berufliche Arbeit zu heiligen – seinen besonderen Weg, um zum Ziel zu gelangen. Wir werden nicht nach demselben Muster zurechtgeschneidert wie nach einer Schablone. Unser Geist ist so weitläufig, dass das Gemeinsame durch die persönliche Verschiedenartigkeit, durch den gesunden Pluralismus nicht verlorengeht. Im Opus Dei stecken wir die Seelen nicht in eine Gussform, um sie dann zurechtzupressen. Wir wollen niemandem ein Korsett anlegen. Es gibt einen gemeinsamen Nenner: das Ziel erreichen zu wollen. Und das genügt.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/68/ (19.11.2025)