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Aber fahren wir fort mit dem heiligen Paulus. Dieses Ans-Ziel-Gelangen-Wollen muss einen Inhalt haben. Das Buch der Weisheit sagt, dass das Herz des Toren wie ein sprödes Gefäß ist5, das in seine Teile zerfällt, das zerbricht. Es behält die Weisheit nicht, denn sie fließt aus. Dadurch sagt uns der Heilige Geist, dass wir nicht einem brüchigen Gefäß gleichen dürfen, unser Wille nicht wie ein brüchiges Gefäß sein darf, einmal dahin und einmal dorthin strebend. Unser Wille muss ein einziges Ziel verfolgen: »porro unum est necessarium!«6
Macht euch keine Sorgen, wenn dieser Wille ein Gefäß ist, das mit Eisenklammern zusammengehalten wird. Ich bin ein großer Freund der Klammern, denn ich brauche sie. Und das Wasser läuft nicht aus, wenn es Klammern gibt. Ich finde dieses zerbrochene und wieder zusammengefügte Gefäß großartig. Es ist sogar elegant. Man sieht, dass es nützlich gewesen ist. Meine Kinder, diese Klammern sind der Beweis dafür, dass ihr gekämpft habt, dass ihr Grund habt, euch zu demütigen. Noch besser jedoch ist es, wenn ihr nicht zerbrecht.
Was ihr auf alle Fälle braucht, ist echte Bereitschaft. Vor vielen Jahren habe ich geschrieben, dass guter Wein in einem Gefäß, in das man noch mehr guten Wein hineingießt, guter Wein bleibt. Dasselbe geschieht mit unserem Herzen: Ihr müsst drinnen den guten Wein der Hochzeit von Kana haben. Wenn Essig in eurer Seele ist, dann kann man noch so viel guten Wein hineingießen – den Wein der Hochzeit von Kana –, und doch wird er euch widerlich vorkommen, denn in euch wird sich der gute Wein in Essig verwandeln. Wenn ihr schlecht reagiert, dann redet. Denn es wäre nicht vernünftig, dass jemand, der den Arzt aufsucht, damit er ihn gründlich untersucht, nichts von seinen Schwierigkeiten erzählt.
Unsere Arbeiten, unsere Wünsche und unsere Gedanken müssen also einem einzigen Ziel zustreben: »porro unum est necessarium«, ich wiederhole es. Da habt ihr schon ein Motiv für den sportlichen Kampf. Wir müssen die Dinge zu Gott führen, aber wie Menschen, nicht wie Engel. Wir sind keine Engel. Wundert euch also nicht über eure Begrenzungen. Es ist besser, dass wir Menschen sind, die Verdienste erwerben können … und geistlich zugrundegehen, sterben können. Denn auf diese Weise merken wir, dass alles Große, das der Herr durch unser Elend wirken möchte, sein Werk ist. Wie die Jünger, die über die Wunder, die sie im Namen Jesu wirkten, staunten7, werden wir merken, dass es nicht unsere Frucht ist, so wie eine Ulme auch keine Birnen tragen kann. Die Frucht ist von Gott Vater, der so sehr Vater und so großzügig gewesen ist, dass Er sie in unsere Seele gelegt hat.
Wir dürfen uns also nicht wundern, »quasi novi aliquid nobis contingat«, als würde uns etwas Außerordentliches zustoßen, wenn wir die Aufwallung der Leidenschaften spüren. Es ist logisch, dass das passiert, wir sind nicht wie eine Mauer. Ebensowenig darf es uns erstaunen, wenn der Herr durch unsere Hände Wunderbares vollbringt, denn das ist auch etwas Normales.
Schaut das Beispiel Johannes des Täufers. Als er seine Jünger zum Herrn schickt, um zu fragen, wer er sei, lenkt Jesus sie im Sinne einer Antwort auf die Wunder, die er vollbracht hatte.8 Ihr erinnert euch an diese Stelle. Seit mehr als vierzig Jahren habe ich meine Kinder gelehrt, sie zu betrachten. Diese Wunder wirkt der Herr weiterhin durch eure Hände: Leute, die blind waren, können jetzt sehen; Leute, die nicht sprechen konnten, weil sie den stummen Teufel in sich hatten, werfen ihn hinaus und reden; Leute, die sich nicht bewegen konnten und für alles gelähmt waren, was nicht rein menschlich ist, überwinden diese Tatenlosigkeit und vollbringen Werke der Tugend und des Apostolates. Andere scheinen zu leben, sind aber tot wie Lazarus: »iam foetet, quatriduanus est enim«9. Mit der Gnade Gottes und dem Zeugnis eures Lebens und eurer Lehre, mit eurem klugen und eurem unklugen Wort führt ihr sie zu Gott, und sie leben wieder.
Ihr dürft euch auch nicht wundern: Ihr seid Christus, und Christus macht das alles durch euch, wie Er es durch die ersten Jünger getan hat. Das ist gut, meine Töchter und Söhne, denn es festigt uns in der Demut, es nimmt uns die Möglichkeit des Hochmuts und hilft uns, in der Glaubenslehre gut gebildet zu sein. Die Kenntnis dieser Wunder, die Gott durch eure Arbeit vollbringt, macht euch wirksam, fördert eure Loyalität und bestärkt dadurch eure Beharrlichkeit.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/69/ (18.11.2025)