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Im Werk sind wir alle eine Liebesbindung mit Gott, unserem Herrn, eingegangen, die wir frei übernommen haben. Eine Bindung, die durch die persönliche Gnade gestärkt wird, die dem Stand eines jeden entspricht, und durch jene andere, spezifische Gnade, die der Herr den Seelen gewährt, die Er zu seinem Opus Dei ruft. Wie Honig und Waben empfinde ich jene göttliche Liebeserklärung: »Ego redemi te, et vocavi te nomine tuo, meus es tu!«7 – ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! Wir gehören nicht uns selbst, meine Kinder, wir gehören Ihm, dem Herrn, denn es ist unser Wille gewesen, Ihm zu antworten: »Ecce ego, quia vocasti me!«8 – hier bin ich, weil Du mich gerufen hast.
Eine Liebesbindung, die zugleich ein Band der Gerechtigkeit ist. Ich spreche nicht gern nur von Gerechtigkeit, wenn ich von Gott spreche. In seiner Gegenwart suche ich seine Barmherzigkeit, sein Mitleid, so wie ich eure kindliche Zuneigung suche, damit ihr für mich betet, denn ihr wisst ja, dass euch mein Gebet zu keiner Zeit des Tages und der Nacht fehlt.
Aber welchen Inhalt hat diese Liebesbindung? Was fordert sie von uns? Zu kämpfen, meine Töchter und Söhne! Zu kämpfen mit dem Ziel, die asketischen Mittel anzuwenden, die das Werk uns gibt, um heilig zu werden; zu kämpfen, um unsere Normen und Gewohnheiten zu erfüllen; uns anzustrengen, um uns die gute Glaubenslehre anzueignen und sie zu verteidigen, und um unser Verhalten zu verbessern; zu versuchen, ein Leben des Gebetes, des Opfers und der Arbeit zu führen und – wenn es möglich ist – dabei zu lächeln. Denn ich verstehe, meine Kinder, dass es manchmal nicht leicht ist zu lächeln.
Vater, werdet ihr mir sagen, müssen wir kämpfen, um gutes Beispiel zu geben? Ja, meine Kinder, aber ohne Beifall auf Erden zu suchen. Schwankt nicht, wenn ihr auf Spott, Verleumdungen, Hass und Verachtung stoßt. Wir müssen kämpfen – wiederum spricht jetzt die Liturgie des Tages – »bei Ehre und Schmach, bei Lästerungen und Lobsprüchen; als Schwindler betrachtet und doch wahrhaftig; als Unbekannte und doch wohlbekannt; als Sterbende und doch bei guter Gesundheit; als Gezüchtigte, doch nicht gedemütigt; als Trauernde, doch allzeit fröhlich; als Arme, die dennoch viele bereichern; als solche, die nichts haben und dennoch alles besitzen.«9
Erwartet in eurem christlichen Kampf kein Lob, keine aufmunternden Worte. Wir müssen es in unserem Gewissen ganz klar haben: Wissen wir, dass unser innerer Kampf notwendig ist, um Gott, der Kirche und den Seelen zu dienen? Sind wir überzeugt davon, dass der Herr – in diesen Zeiten schrecklicher Treulosigkeit – sich unserer geringen Anstrengung, treu zu sein, bedienen will, um den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in Tausenden von Seelen zu vermehren? Kämpfen wir also, meine Töchter und Söhne, mit dem Blick auf Gott und immer zufrieden, ohne an menschliches Lob zu denken.
Herr, obwohl wir mit Dir Umgang haben, verraten wir Dich. Aber wir kommen zu Dir zurück. Was würde aus uns werden ohne diesen Umgang? Wie könnten wir Deine Nähe suchen? Wie wären wir imstande, uns mit Dir am Kreuz zu opfern, uns dort aus Liebe zu Dir festzuheften, um den Geschöpfen zu dienen?
»Mein Gott, Dich zu verlassen heißt, zu Tode kommen; Dir zu folgen heißt lieben; Dich zu sehen heißt, Dich besitzen. Gib mir, Herr, einen festen Glauben, reiche Hoffnung, immerwährende Liebe. Ich rufe zu Dir, o Gott, durch den wir den Feind überwinden; Gott, durch dessen Gunst wir nicht ganz zugrundegehen. Gott, Du warnst uns, damit wir wachsam sind. Gott, mit Deiner Gnade vermeiden wir das Böse und tun das Gute. Gott, Du stärkst uns, damit wir nicht verlorengehen in den Widrigkeiten: Gott, von dem unser Gehorsam und unsere rechte Führung kommt.«10
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/82/ (19.11.2025)