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Ihr sollt rechtschaffene Menschen sein, weil ihr kämpft, weil ihr euch bemüht, diese beiden Brüder, die wir alle in uns tragen, miteinander zu versöhnen: den Verstand – mit der Gnade Gottes – und die Sinnlichkeit. Diese zwei Brüder sind seit unserer Geburt bei uns und werden uns unser ganzes Leben lang begleiten. Man muss erreichen, dass sie sich vertragen, auch wenn der eine sich dem anderen widersetzt, indem man sich darum bemüht, dass der höhere Bruder, der Verstand, den niedrigeren, die Sinne, mit sich reißt. Unsere Seele strebt kraft der Weisung des Glaubens und der Vernunft und mit Hilfe der Gnade nach den höheren Gaben, nach dem Paradies, nach der ewigen Glückseligkeit. Und dorthin müssen wir auch unseren kleinen Bruder, die Sinnlichkeit, führen, damit er im Himmel Gott genießt.

Diese Einheit des Lebens muss Frucht der Güte des Herrn sein, die er jedem einzelnen und dem Werk gegenüber hat, aber auch Ergebnis eures persönlichen Kampfes. Nie war es angemessener als jetzt, daran zu erinnern, dass der Friede eine Folge des Krieges ist: dieses wunderbaren Krieges gegen uns selbst, gegen unsere schlechten Neigungen. Dieser Krieg ist ein Krieg des Friedens, weil er den Frieden sucht.

Wir verlieren die Gelassenheit, sobald nicht der Verstand mit der Gnade Gottes unser Leben leitet, sondern die niedrigen Kräfte. Erschreckt nicht, wenn ihr merkt, dass ihr scheußlich seid und dazu geneigt, alle Ungeheuerlichkeiten zu begehen! Mit der Hilfe des Herrn werden wir sicher ans Ziel gelangen, mit jenem Frieden, der – ich wiederhole es – die Folge des Sieges ist. Dieser Triumph ist nicht der unsere, denn es ist Gott, der in uns siegt, wenn wir keine Schwierigkeiten bereiten, wenn wir die Anstrengung aufbringen, unsere Hand auszustrecken nach der Hand, die uns vom Himmel her gereicht wird.

Meine Kinder, Einheit des Lebens! Kampf! Dieses Gefäß, von dem ich vorher sprach, darf nicht zerbrechen. Das Herz muss ganz bleiben und Gott gehören. Halten wir uns nicht bei den Armseligkeiten unseres persönlichen Stolzes auf. Geben wir uns wirklich hin, gehen wir weiter wie einer, der zu einer Stadt unterwegs ist und nicht locker lässt, bis er Schritt für Schritt schließlich den ganzen Weg zurückgelegt hat. Die Hilfe Gottes, unseres Vaters, wird uns nicht fehlen.

Die größte Freude meines Lebens ist es zu wissen, dass ihr kämpft und loyal seid. Es macht mir nicht allzuviel aus, wenn ich erfahre, dass ihr weit vor der Hauptmauer gestürzt seid. Ich weiß schon, dass ihr aufstehen und mit mehr Eifer wieder beginnen werdet. Und wenn wir aufrichtig sind, gehen nicht einmal die verlorenen Schlachten verloren. Im Gegenteil, jede weitere Klammer an unserem Tongefäß ist wie eine Auszeichnung. Deshalb müssen wir die Demut haben, sie nicht zu verstecken: die mit Klammern reparierten Keramikgefäße sind in den Augen Gottes und in meinen Augen schöner als die neuen.

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