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Wisst ihr, was ich für gewöhnlich mache? Das, was ein guter General macht: den Kampf an vorderster Front führen, weit entfernt von der Festung, an kleinen Fronten da und dort. Ich schätze es sehr, den Segen eines anderen Priesters zu empfangen, und bilde mit diesem Segen gewissermaßen eine Mauer, die mich beschützt.

Auch ich muss kämpfen. Ich versuche es dort zu tun, wo es mir guttut: weit weg, in Dingen, die an sich keine große Bedeutung haben, deren Unterlassung nicht einmal einen Fehler darstellt. Jeder muss seine persönlichen Gefechte an der Front führen, die ihm zukommt, aber mit heiliger Schlauheit.

Solange wir die Gewissheit des ganzen Glaubens Christi haben und kämpfen, wird uns der Herr in reichem Maß seine Gnade geben und uns weiter segnen: mit Leiden, die es immer geben wird, aber ihr dürft nicht übertreiben, denn normalerweise sind sie klein; mit einer Fülle von Berufungen auf der ganzen Welt und mit dem Aufblühen von apostolischen Werken und Initiativen, die viel Arbeit und viel Opfergeist verlangen. Und das Schönste an unserem Wirken ist das, was meine Töchter und Söhne – jeder für sich und spontan – an dem Platz tun, an dem sie sich befinden. Denn die Kinder Gottes im Opus Dei sind Licht und Feuer, und oftmals loderndes Feuer. Sie sind etwas, das brennt, sie sind Sauerteig, der alles ringsum durchsäuert.

Seien wir nicht stolz und arrogant, auch wenn der Kontrast zu anderen armen Leuten so deutlich ist. Danken wir dem Herrn für alles, wohl wissend, dass nichts von all dem unser ist. Gott gibt es uns, weil Er will, und Er sendet uns auch seine Gnade: heller Glanz, damit wir kämpfen. Wir wollen also trotz unserer persönlichen Armseligkeiten, Unvollkommenheiten und Irrtümer den Weg nicht verlassen, wollen nie das Gefäß zerbrechen, das der Heilige Geist in seinem Erbarmen mit Weisheit und Güte gefüllt hat.

Zum Schluss möchte ich, dass euch eine tiefe Verehrung des Heiligen Geistes fest eingeprägt bleibt: »der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht«11. Und mit dieser Verehrung die Überzeugung, dass wir – wenn wir fügsam sind – seine Werkzeuge sein werden. Nicht mit der Fügsamkeit einer leblosen Sache, sondern mit der Fügsamkeit der Vernunft und des Verstandes, der seinen kleinen Bruder, die Sinnlichkeit, zu unterwerfen weiß, um ihn in den Dienst Gottes zu stellen. So werden diese beiden Brüder dasselbe Erbe haben. Sie werden schon auf Erden Kinder Gottes sein und im Himmel die Liebe genießen. Unser Herz wird nie ein zerbrochenes Gefäß sein, und die göttliche Essenz der Weisheit wird uns unser ganzes Leben lang berauschen, denn auf das Licht »folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit«12.

Anmerkungen
11

Jes 11, 2-3.

12

Weish 7,30.

Verzeichnis der Schriftstellen
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