Der heilige Josef, unser Vater und Herr

 Betrachtung, gehalten in der Pfingstkapelle am 19. März 1968, dem Hochfest des heiligen Josef.


Wir feiern das Fest des heiligen Josef, unseres Vaters und Herrn, des Beschützers und Patrons der ganzen Kirche und dieser Familie der Töchter und Söhne Gottes, die das Opus Dei ist. Manchmal, denke ich, werdet ihr euch gefragt haben, wie ist es möglich, dass die Verehrung des heiligen Josef im Werk diese Wurzeln, diese Tiefe hat, handelt es sich doch um eine relativ junge Andacht, die im Westen erst im 16. Jahrhundert zu blühen begann? Ich antworte euch dann darauf, dass die Liebe, die Frömmigkeit, die Andacht zum heiligen Josef eine Folge unseres beschaulichen Lebens ist. Denn alle im Werk sind wir verpflichtet, einen ständigen Umgang mit Jesus und Maria zu pflegen. Und einen innigen Umgang mit dem Herrn und seiner Mutter, unserer gebenedeiten Mutter, kann es nur geben, wenn wir mit dem heiligen Josef, der das Haupt der Familie von Nazareth war, sehr vertraut sind.

Andererseits, Kinder, hat ihn die Kirche uns mit gutem Grund als Patron des inneren Lebens vor Augen gestellt. Wer hat mehr inneres Leben als Josef? Welches Geschöpf war inniger vertraut mit Jesus und mit Maria? Wer ist demütiger als der heilige Josef, der völlig unbemerkt bleibt?

Als ich vor einigen Tagen in der Messe einen Abschnitt aus dem Buch der Könige las, wurde mir in meinem Verstand und meinem Herzen die Einfachheit bewusst, die der Herr von uns in diesem Leben erwartet. Es ist dieselbe Einfachheit, die Josef gelebt hat. Als der syrische General Naaman schließlich Elisäus aufsucht, um von seinem Aussatz geheilt zu werden, verlangt der Prophet von ihm etwas Einfaches: »Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Fleisch wieder gesund, und du wirst rein.«1 Jener arrogante Mann aber denkt: Führen die Flüsse meines Landes nicht genau so gutes Wasser wie die des Landes des Elisäus? Bin ich deshalb von Damaskus gekommen? Er erwartete etwas Auffallendes, Außergewöhnliches. Aber nein! Du bist befleckt; geh und wasch dich, sagt der Prophet. Nicht bloß einmal, sondern ziemlich oft: siebenmal. Ich denke, das ist eine Art Hinweis auf die Sakramente.

All dies erinnerte mich an das einfache, verborgene Leben des heiligen Josef, der nur gewöhnliche Dinge tut. Der heilige Josef bleibt völlig unbemerkt. Die Heilige Schrift berichtet uns fast nichts von ihm. Aber sie zeigt ihn uns, wie er seine Aufgabe als Oberhaupt der Familie erfüllt.

Wenn der heilige Josef also Patron unseres inneren Lebens ist, wenn er Ansporn für unser beschauliches Leben und der Umgang mit ihm eine Wohltat für alle Söhne und Töchter Gottes in seinem Opus Dei ist, dann scheint mir der heilige Josef für jene, die im Werk Leitungsfunktionen innehaben, ein hervorragendes Beispiel zu sein. Er greift nur ein, wenn es notwendig ist, und dann tut er es mit Festigkeit und ohne Gewalt. So ist Josef.

Wundert euch daher nicht, dass die Messe an seinem Fest damit beginnt, dass es heißt: »Iustus ut palma florebit«2. So erblühte die Heiligkeit Josefs. »Sicut cedrus Lybani multiplicabitur«3. Ich denke an euch. Jeder im Opus Dei ist wie der Vater oder die Mutter einer großen Familie und macht sich Sorgen um so viele Seelen auf der Welt. Wenn ich meinen jungen Töchtern und Söhnen erkläre, dass sie in der Arbeit vom heiligen Rafael mit drei, vier oder fünf Freunden besonderen Umgang pflegen sollen und von diesen Freunden vielleicht nur zwei wirklich mitmachen werden, jeder von ihnen aber drei oder vier weitere bringen wird, die an jedem seiner Finger hängen – was ist das anderes als das Aufblühen des Gerechten und ein Wachsen wie das der Zedern des Libanon?

»Plantatus in domo Domini: in atriis domus Dei nostri«4. Alle meine Kinder sind wie Josef in Sicherheit. Ihre Seele ist drinnen im Hause des Herrn. Und dies, während sie auf der Straße mitten im Trubel der Welt leben und die Sorgen ihrer Kollegen, ihrer Mitbürger, die unseresgleichen sind, spüren.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Liturgie der Kirche die folgenden Worte des Buches der Weisheit auf den heiligen Patriarchen anwendet: »dilectus Deo et hominibus, cuius memoria in benedictione est«5. Sie sagt uns, dass er vom Herrn geliebt wird, und stellt ihn uns als Vorbild hin. Und sie lädt uns als gute Kinder Gottes auch dazu ein, diesen heiligen, wunderbaren, jungen Mann, der der Gemahl Mariens ist, zu preisen, auch wenn wir – wie ich – arme Menschen sind. Man hat ihn mir auf einem Relief in der Kapelle, die ich benutze, alt dargestellt. Nein! An anderen Orten habe ich ihn jung malen lassen, so wie ich ihn mir vorstelle: vielleicht ein paar Jahre älter als die Jungfrau Maria, aber jung, kräftig, in der Fülle der Jahre. Hinter dieser klassischen Form der Darstellung des heiligen Josef als alter Mann verbirgt sich der allzu menschliche Gedanke, dass es für einen jungen Menschen nicht leicht ist, die Tugend der Reinheit zu leben. Das stimmt nicht. Das christliche Volk nennt ihn einen Patriarchen, aber ich sehe ihn so: jung, was Herz und Leib angeht, alt, was die Tugenden betrifft, und deshalb auch jung im Hinblick auf die Seele.

»Glorificavit illum in conspectu regum, et iussit illi coram populo suo, et ostendit illi gloriam suam«6. Vergessen wir das nicht: Der Herr will ihn verherrlichen. Und wir haben ihn mitten in unsere Familie hineingenommen und ihn gleichfalls zum Patriarchen unseres Hauses gemacht. Deshalb ist das feierlichste und intimste Fest unserer Familie, das Fest, an dem wir Mitglieder des Werkes uns alle versammeln, um Jesus, unseren Heiland, darum zu bitten, Er möge Arbeiter in seine Ernte senden, besonders dem Bräutigam Mariens gewidmet. Er ist also auch Mittler. Er ist der Herr des Hauses. Wir ruhen aus in seiner Klugheit, seiner Reinheit, seiner Zuwendung, seiner Macht. Warum sollte unser Vater und Herr, der heilige Josef, nicht mächtig sein?

Wie oft war ich bewegt, wenn ich das Gebet las, das die Kirche den Priestern zur Vorbereitung auf die Messe anbietet: »O felicem virum, beatum Ioseph, cui datum est, Deum, quem multi reges voluerunt videre et non viderunt, audire et non audierunt …«(a) Habt ihr nie die Apostel und die Jünger beneidet, die mit Jesus so engen Umgang hatten? Und habt ihr dann nicht irgendwie Scham verspürt, weil ihr vielleicht – nein, ohne vielleicht, denn angesichts meiner Schwachheit bin ich mir dessen sicher – zu jenen gehört hättet, die sich aus dem Staub gemacht haben, schmählich geflohen und beim Kreuz nicht an der Seite Jesu geblieben sind?

»… quem multi reges voluerunt videre et non viderunt, audire et non audierunt; non solum videre et audire, sed portare, deosculari, vestire et custodire!« Ich kann Folgendes vor euch nicht verheimlichen: Manchmal, wenn ich allein bin und mein Elend spüre, dann nehme ich eine Figur des Jesuskindes in meine Arme, küsse es und wiege es … Ich schäme mich nicht, euch das zu sagen. Wenn wir Jesus in unseren Armen trügen, was würden wir tun? Habt ihr kleine Geschwister, wesentlich kleinere? Ich schon. Ich habe meinen Bruder in meine Arme genommen und habe ihn gewiegt. Was hätte ich mit Jesus getan?

»Ora pro nobis, beate Ioseph!«(b) Natürlich müssen wir so sprechen! »Ut digni efficiamini promissionibus Christi.« Heiliger Josef, lehre uns, deinen Sohn zu lieben, unseren Erlöser, den Gottmenschen! Bitte für uns, heiliger Josef!

Meine Kinder, wir fahren fort mit der Betrachtung dieses Gebetes, das die Kirche den Priestern empfiehlt, vor der Feier des Heiligen Opfers zu beten.

»Deus, qui dedisti nobis regale sacerdotium …«(c) Für alle Christen gibt es dieses königliche Priestertum, besonders für jene, die Gott in sein Werk gerufen hat: Wir haben alle eine priesterliche Seele. »Praesta, quaesumus; ut, sicut beatus Ioseph unigenitum Filium tuum, natum ex Maria Virgine …« Seht ihr, was für ein Mann des Glaubens er ist? Seht ihr, wie er seine Braut bewundert, wie er sie eines Makels für unfähig hält, wie er in der für einen so ganz und gar aufrechten Mann schrecklichen Finsternis die Eingebungen Gottes, die göttliche Klarheit sind, aufnimmt? Wie er gehorcht! »Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten«7, befiehlt ihm der Gottesbote. Und er tut es. Er glaubt an das Werk des Heiligen Geistes! Er glaubt an jenen Jesus, der der von den Propheten verheißene Messias ist, auf den seit Generationen und Generationen alle gehofft haben, die zum Volk Gottes gehören: die Patriarchen, die Könige …

»… ut, sicut beatus Ioseph unigenitum Filium tuum, natum ex Maria Virgine, suis manibus reverenter tractare meruit et portare …« Meine Kinder, wir alle – Laien wie Priester – tragen Gott, tragen Jesus in unserer Seele, im Zentrum unseres ganzen Lebens, zusammen mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist, so dass alle unsere Handlungen übernatürlichen Wert erhalten. Wir berühren Ihn mit den Händen – so oft!

»… suis manibus reverenter tractare meruit et portare …« Wir verdienen das nicht. Nur aufgrund seines Erbarmens, nur aufgrund seiner Güte, nur aufgrund seiner unendlichen Liebe tragen wir Ihn mit uns, sind wir Christusträger.

»… ita nos facias cum cordis munditia …«(d) Genau so will Er uns haben: rein im Herzen. »Et operis innocentia« – die Unschuld der Werke ist die Lauterkeit der Absicht – »tuis sanctis altaribus deservire«. Ihm nicht nur am Altar dienen, sondern auf der ganzen Welt, die für uns Altar ist. Alle Werke der Menschen vollziehen sich gleichsam auf einem Altar. Jeder von euch feiert in der Einheit kontemplativer Seelen – das ist euer Tag – in gewisser Weise seine Messe, die vierundzwanzig Stunden dauert, in Erwartung der nächsten Messe, die wiederum vierundzwanzig Stunden dauert – und so bis zum Ende unseres Lebens.

»… Ut Sacrosanctum Filii tui corpus et sanguinem hodie digne sumamus, et in futuro saeculo praemium habere mereamur aeternum.«(e) Meine Kinder, die Lehren Josefs sind Lehren eines Vaters, wunderbare Lehren. Vielleicht werdet ihr wie ich, der ich es aufgrund meiner traurigen Erfahrung tue, ausrufen: ich kann nichts, ich habe nichts, ich bin nichts. Aber ich bin ein Sohn Gottes, und der Herr kündigt uns durch den Psalmisten an, dass Er uns mit liebevollen Segnungen erfüllt: »praevenisti eum in benedictionibus dulcedinis«8, dass Er uns im Voraus unseren Weg bereitet, indem Er uns immer mehr auf den Wegen Jesu, Mariens und Josefs Fuß fassen lässt. Es ist der allgemeine Weg des Werkes und auf ihm der Pfad für jeden einzelnen.

Wenn ihr treu seid, Kinder, wird man von euch sagen können, was die Liturgie von Josef, dem heiligen Patriarchen, bestätigt: »posuisti in capite eius coronam de lapide pretioso«9. Wie traurig macht es mich, wenn ich Heiligenbilder ohne Heiligenschein sehe! Man hat mir zwei kleine Statuen der heiligen Katharina geschenkt, was mich bewegt hat. Ich nenne sie meine Freundin mit der losen Zunge, mit dem Wissen Gottes, voll Aufrichtigkeit. Sofort habe ich gesagt, dass man an ihnen einen Heiligenschein anbringen soll; eine Krone, die nicht de lapide pretioso sein wird, aber den Anschein, aus gutem Gold zu sein, haben wird – nur den Anschein, wie die Menschen.

Seht, wie sich Josef gegenüber Maria und Jesus verhält, um dem Auftrag des Vaters, der Regung des Heiligen Geistes Folge zu leisten? Er schenkt Ihm sein ganzes Sein, er stellt Ihm sein Leben als Arbeiter zur Verfügung. Josef, der ein Geschöpf ist, ernährt den Schöpfer. Er, ein armer Handwerker, heiligt seine berufliche Arbeit. Jahrhunderte lang hatten die Christen es vergessen. Das Opus Dei ist gekommen, um daran zu erinnern. Er gibt Ihm sein Leben, er schenkt Ihm die Liebe seines Herzens und die Zärtlichkeit seiner Zuwendung, er leiht Ihm die Kraft seiner Arme, er gibt Ihm alles, was er ist und was er vermag: die gewöhnliche berufliche Arbeit, wie sie seiner Stellung entspricht.

»Beatus vir qui timet Dominum«10. Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, selig das Geschöpf, das den Herrn liebt und vermeidet, Ihn zu enttäuschen. Das ist der timor Domini, die einzige Furcht, die ich verstehe und die ich empfinde. »Beatus vir qui timet Dominum; in mandatis eius cupit nimis«11. Selig die Seele, die dafür eifert, die sich danach sehnt, die göttlichen Anweisungen zu befolgen. Diese Unruhe bleibt immer. Wenn wir einmal schwanken, weil der Verstand nicht klar sieht oder weil unsere Leidenschaften sich wie die Vipern erheben, dann ist der Augenblick gekommen, um zu sagen: Mein Gott, ich möchte Dir dienen, ich will Dir dienen, es hungert mich danach, Dich zu lieben mit der ganzen Reinheit meines Herzens!

Was wird uns dann fehlen? Nichts! »Gloria et divitiae erunt in domo eius«12. Wir suchen keine irdische Glorie. Es wird also die Glorie des Himmels sein. Alle Mittel – denn das sind die Reichtümer der Erde – müssen uns dazu dienen, uns zu heiligen, die Arbeit zu heiligen und die anderen mit der Arbeit zu heiligen. Und in unserem Herzen wird immer eine tiefe Gelassenheit herrschen. »Et iustitia eius«, die Gerechtigkeit Gottes, die Logik Gottes, »manet in saeculum saeculi«13, wird in alle Ewigkeit bleiben, wenn wir sie nicht durch die Sünde aus unserem Leben hinaustreiben. Diese Gerechtigkeit Gottes, diese Heiligkeit, die Er in unsere Seele gelegt hat, verlangt immer mit Freude und Frieden einen persönlichen inneren Kampf, der keinen Lärm macht, kein Aufsehen erregt. Es ist etwas ganz Intensives, ganz Persönliches, das nicht verlorengeht, es sei denn, wir zerbrechen es wie einen Tonkrug. Um ihn wieder zu reparieren, gibt es die Normen, gibt es die Beichte und das brüderliche Gespräch mit dem Leiter. Von neuem stellen sich der Friede und die Freude ein! Und danach spüren wir ein noch größeres Verlangen, die Gebote des Herrn zu erfüllen und einen größeren und echten Eifer, Gott und um seinetwillen allen Geschöpfen zu dienen!

»Cum esset desponsata Mater Iesu Maria Ioseph … Als seine Mutter Maria mit Josef verlobt war, fand es sich, dass sie, noch bevor sie zusammengekommen waren, in ihrem Schoß durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen hatte.«14 Das ist gleichsam der Prüfstein für die bewundernswerte Heiligkeit dieses vollkommenen Mannes, der Josef ist. »Ioseph autem, vir eius, cum esset iustus et nollet eam traducere … Josef aber, ihr Gemahl, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte …«15 Nein, sein Gewissen gestattet ihm das nicht. Er leidet. Er weiß, dass seine Braut ohne Makel ist, dass sie eine fleckenlose Seele hat. Er begreift das Wunder nicht, das sich in ihr ereignet hat. Deshalb »voluit occulte dimittere eam«16, entschließt er sich, sie im Geheimen zu entlassen. Er schwankt, er weiß nicht, was er tun soll, aber er löst die Sache auf die sauberste Weise.

»Haec autem eo cogitante …« Während er so überlegt, wird ihm das Licht Gottes zuteil. Der Herr lässt uns nie im Stich, Kinder, habt Vertrauen! »Ecce, Angelus Domini apparuit in somnis … Während er sich mit diesen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria als deine Frau heimzuführen, denn was in ihrem Schoß gezeugt wurde, ist Werk des Heiligen Geistes.«17 Er ist der erste Mensch, dem die Realität der Erlösung, die schon im Gange war, erklärt wird. »Pariet autem filium, et vocabis nomen eius Iesum … Sie wird einen Sohn gebären, dem du den Namen Jesus geben sollst, denn Er ist es, der sein Volk von seinen Sünden erlösen wird.«18 Und Josef ist wieder ruhig, gelassen, voll des Friedens.

Meine Kinder, verdient dieser Mann nicht unsere ganze Liebe und Dankbarkeit? Ist er nicht ein Beispiel des Glaubens und der Stärke? Ist er nicht ein Vorbild für die Reinheit der Seele und des Leibes? Ist er nicht unser Vater und Herr? Vater und Herr nenne ich ihn seit so vielen Jahren, und auch ihr nennt ihn so auf der ganzen Welt.

Seht, mir – und ich denke auch euch – schenkt folgendes andere Gebet großen Trost, das die Heilige Kirche für uns nach der Messe bereithält: Virginum custos et pater … Warum verstehen das diese Unglücklichen nicht, die die Keuschheit und die heilige Liebe unserer Eltern nicht mit reinen Augen betrachten wollen; jene Leute, die nicht begreifen können, dass ein schwaches Geschöpf sein ganzes Sein – Leib und Seele – für Gott bewahren kann? Wenn wir schwach sind, wird Gott uns seine Stärke schenken. Ich bin sehr schwach, aber der Herr wird mir seine ganze Kraft geben.

»Virginum custos et pater, sancte Ioseph, cuius fideli custodiae ipsa Innocentia Christus Iesus et Virgo virginum Maria commissa fuit …« Seliger Josef, Beschützer und Vater der Jungfrauen, dessen treuester Obhut die Unschuld selbst anvertraut wurde, Jesus Christus, und die Jungfrau der Jungfrauen, Maria. Kann es einen Priester geben oder eine wahrhaft christliche Seele, die das liest und nicht bewegt ist? Alle meine Kinder, die ja eine priesterliche Seele haben, werden sich danach sehnen, eine große Andacht und Zuneigung zum heiligen Josef, unserem Vater und Herrn, zu haben, ihn zu loben und zu ehren.

»Te per hoc utrumque carissimum pignus Iesum et Mariam obsecro et obtestor, ut me, ab omni immunditia praeservatum, mente incontaminata, puro corde et casto corpore Iesu et Mariae semper facias castissime famulari.« Wir bitten dich durch Jesus und Maria, die du als Unterpfand erhalten hast, du mögest uns vor jeder Unreinheit bewahren und uns Jesus und Maria stets mit sauberem Geist, reinem Herzen und keuschem Leib dienen lassen.

Meine Kinder, wir haben zusammen erwogen, dass es ein großes Wunder ist, dass im Werk von Anfang an diese Bindung an den heiligen Patriarchen Josef gelebt wurde. Er ist unser Hauptpatron und er ist auch das Haupt unserer Familie. Denn wir bitten ihn darum, dass er mehr Berufungen zum Werk schickt. An seinem Gedenktag binden wir uns durch Bande der Liebe, indem wir unsere Hingabe zu erneuern pflegen und unsere Bindung an das Opus Dei in die Hände Josefs und Mariens legen.

Anmerkungen
1

2 Kön 5, 10.

2

Ps 91, 13: Der Gerechte gedeiht wie die Palme.

3

Ebd.: Er wächst wie die Zedern des Libanon.

4

Ps 91, 14: Gepflanzt im Hause des Herrn, gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.

5

Sir 45, 1: Geliebt von Gott und den Menschen, sein Andenken sei zum Segen.

6

Sir 45, 3: Er verlieh ihm Macht vor dem König; er sandte ihn zum Volk und zeigte ihm seine Herrlichkeit.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
(a)

(a) »O felicem virum … vestire et custodire!«: Heiliger Josef, glücklicher Mann, dem es nicht nur gegeben war, Gott zu sehen und zu hören, den viele Könige sehen wollten und nicht sahen, hören wollten und nicht hörten, sondern auch Ihn in deinen Armen zu tragen, Ihn zu küssen, Ihn zu kleiden und Ihn zu beschützen.

(b)

(b) »Ora pro nobis … promissionibus Christi«: Bitte für uns, heiliger Josef, damit wir würdig werden der Verheißungen Christi.

(c)

(c) »Deus, qui dedisti … et portare …«: O Gott, der Du uns das königliche Priestertum gegeben hast, wir bitten Dich: Wie der heilige Josef für würdig befunden wurde, Deinen eingeborenen Sohn, geboren von der Jungfrau Maria, mit seinen Händen zu berühren und in seinen Armen zu tragen …

7

Mt 2, 13.

(d)

(d) »… ita nos facias … deservire«: so mache uns durch die Reinheit des Herzens und die Tadellosigkeit des Lebens würdig, an Deinem heiligen Altar zu dienen.

(e)

(e) »Ut Sacrosanctum … aeternum«: Damit wir heute würdig den heiligsten Leib und das heiligste Blut Deines Sohnes genießen und in der kommenden Welt die ewige Belohnung zu empfangen verdienen.

8

Ps 20, 4: Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück.

9

Ebd.: Du kröntest ihn mit einer goldenen Krone.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
10

Ps 111, 1.

11

Ebd.: Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten.

12

Ps 111., 3: Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus.

13

Ebd.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
14

Mt 1, 18.

15

Mt 1, 19.

16

Ebd.

17

Mt 1, 20.

18

Mt 1, 21.

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