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Möchtest du, dass wir uns jetzt weiter mit den Stellen der Heiligen Schrift beschäftigen, in denen wir die Apostel bei ihren Netzen und ihren Booten antreffen? Möchtest du, dass wir uns an ihrem Tun beteiligen und aus dem Munde Christi selbst die göttliche Lehre vernehmen?
»Er sagte zu Simon: Fahrt hinaus auf den See und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete Ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen.«6 Mit diesen Worten gestehen die Apostel ihre Ohnmacht ein. Eine ganze Nacht lang hatten sie gearbeitet und keinen einzigen Fisch gefangen. Das passiert auch dir und mir. Wir sind arme Menschen, die hochmütig sind. Wenn wir allein arbeiten möchten, wenn es nach unserem Willen gehen soll, wir uns vom eigenen Urteil leiten lassen, dann heißt das Ergebnis, das wir erzielen: Unfruchtbarkeit.
Aber hören wir Petrus weiter zu: »Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.«7 Und auf einmal ist das Meer voll, ja übervoll von Fischen, so dass die anderen Boote zu Hilfe kommen müssen, um die Menge Fische einzuholen. Siehst du? Wenn du dein Nichts und deine Unwirksamkeit zugibst und dich leiten lässt, statt dich auf das eigene Urteil zu verlassen, wirst nicht nur du wunderbare Früchte ernten, sondern werden auch die anderen aus deiner Fülle überreiche Früchte empfangen. Wieviel Gutes und wieviel Böses kannst du tun! Gutes, wenn du demütig bist und dich mit Freude und Opfergeist hinzugeben weißt; Gutes für dich und für deine Brüder, für die Kirche, für diese gute Mutter, das Werk. Und wieviel Böses, wenn du dich von deinem Hochmut leiten lässt. Dann wirst du sagen müssen: »Nihil cepimus!«8, nichts habe ich zustande gebracht! In der Nacht, in vollkommener Dunkelheit.
Mein Sohn, du bist vielleicht noch jung. Bei mir jedoch gibt es mehr Dinge, für die ich den Herrn um Verzeihung bitten muss, obwohl auch du deine verborgenen Winkel haben wirst, deine Niederlagen, deine Erfahrungen … Sage Jesus, dass du »wie der Ton in der Hand des Töpfers«9 sein willst, um gefügig und widerstandslos jene Formung anzunehmen, die das Werk dir auf mütterliche Weise zukommen lässt.
Ich sehe, dass du guten Willens bist und den echten Wunsch hast, heilig zu werden. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass es, um heilig zu werden, erforderlich ist, dich in der Glaubenslehre gut auszukennen. Ferner müssen wir verstanden haben, die entsprechende Zeit an den entsprechenden Orten darauf zu verwenden, Kopf und Herz, das heißt dem ganzen Leben, das nötige Rüstzeug mitzugeben, um weiterhin mit Christus und den ersten Zwölf Seelenfischer zu sein.
Wir denken an unser Elend und halten uns vor Augen, wie oft wir wegen unseres Hochmuts gescheitert sind. Und vor der Majestät dieses Gottes, vor Christus, dem Fischer, müssen wir dasselbe sagen wie der heilige Petrus: »Herr, ich bin ein Sünder.«10 Dann wird Jesus Christus dir und mir dasselbe wiederholen, was er damals zu Simon Petrus gesagt hat: »Von nun an wirst du Menschen fangen«11, mit göttlichem Auftrag, mit göttlicher Sendung, mit göttlicher Wirksamkeit.
In diesem Meer der Welt befinden sich mitten in den aufgewühlten Wogen sehr viele Seelen. Aber höre die Worte des Jeremias: »Seht, ich hole viele Fischer – euch und mich –, die sollen sie fangen«12, mit dem Verlangen, alle Seelen zu retten, mit göttlicher Sorgfalt.
Werdet ihr, wirst du, mein Sohn, das Wirken Jesu behindern, oder wirst du es erleichtern? Setzt du dein Glück aufs Spiel, oder möchtest du treu sein, dem Willen des Herrn entsprechen und voll Wirksamkeit als Menschenfischer mit einer göttlichen Sendung über alle Meere fahren? Los, mein Sohn, auf zum Fischfang!
Ich schließe unser Gebet mit denselben Worten, mit denen ich es begonnen habe: Du bist der Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuert. Lass dich zubereiten. Vergiss nicht, dass du mit der Gnade deiner Berufung und mit deiner Hingabe, die die Antwort auf diese Gnade ist, kleine Hefe, kleiner Sauerteig sein kannst und dass du bewirken kannst, dass die ganze Masse der Menschen durchsäuert wird. Du stehst dabei unter dem Schutzmantel unserer Mutter, der heiligen Maria, die es stets verstanden hat, dich inmitten der Wogen zu behüten. Du bist unter dem Schutz und Schirm unserer himmlischen Mutter und wirst ebenfalls jene Sehnsucht erfahren, die mich schreiben ließ: omnes – alle!, keine einzige Seele darf verlorengehen! –, omnes cum Petro ad Iesum per Mariam!
Wir kennen sehr gut, was uns der heilige Paulus heute sagt: »Fratres, scientes quia hora est iam nos de somno surgere«9. Es ist an der Zeit zu arbeiten! Innerlich zu arbeiten, am Aufbau unserer Seele; und äußerlich, am Aufbau des Reiches Gottes. Und erneut kommt uns der Reueakt auf die Lippen: Herr, ich bitte Dich wegen meines schlechten Lebens, wegen meines lauen Lebens um Verzeihung. Ich bitte Dich für meine schlecht getane Arbeit um Verzeihung, und weil ich nicht verstanden habe zu lieben und Dich deswegen so vernachlässigt habe. Wenn ein Kind seiner Mutter einen verächtlichen Blick zuwirft, schmerzt das die Mutter sehr. Wenn dies hingegen ein Fremder tut, trifft es sie nicht so sehr. Ich bin aber dein Sohn, deswegen sage ich: mea culpa, mea culpa …!
»Wisst, dass es schon Zeit ist aufzustehen.« Mit welchem übernatürlichen Blick schauen wir auf das, was geschieht? Dies kommt nicht äußerlich zum Ausdruck, aber es zeigt sich in unseren Handlungen, manchmal sogar auch in unseren Blicken. Du musst einen tief nach innen gerichteten Blick haben. Ist es nicht so, dass es in deinem Leben ein wenig Träumerei gegeben hat, ein bisschen zu viel an leichten Lösungen? Denke daran, wie leicht wir es uns machen, wenn wir unsere Pflichten ohne viel Liebe erfüllen.
»Nox praecessit, dies autem appropinquavit: abiiciamus ergo opera tenebrarum, et induamur arma lucis«10; die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe; darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Der Apostel drückt sich sehr stark aus. »Sicut in die honeste ambulemus, lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag«11. Wir müssen durch das Leben gehen, wie es die Apostel taten, mit dem Licht und dem Salz Gottes. Voll Natürlichkeit, aber mit einem guten inneren Leben, mit dem Geist des Opus Dei, den wir zum Leuchten bringen, so dass wir die Verdorbenheit, die es in unserer Umgebung gibt, meiden und als Früchte Gelassenheit und Freude ernten. Inmitten von Tränen, die es manchmal geben wird, was aber nicht weiter schlimm ist, werden sich Freude und Frieden, wird sich das gaudium cum pace einstellen.
Salz, Feuer, Licht; für die Seelen, für deine und meine Seele. Ein Akt der Liebe, der Reue. Mea culpa … Ich konnte und ich hätte Werkzeug sein sollen … Ich danke Dir, mein Gott, weil Du mir trotz allem einen großen Glauben geschenkt hast und die Gnade der Berufung und der Beharrlichkeit. Daher lässt uns die Kirche in der Heiligen Messe beten: »Dominus dabit benignitatem, et terra nostra dabit fructum suum; der Herr gibt Gutes und unser Land gibt seinen Ertrag.«12 Dieser Segen Gottes ist der Ursprung allen Ertrages, jener notwendigen Atmosphäre, damit wir in unserem Leben heilig werden und Heilige hervorbringen können, meine Kinder.
»Dominus dabit benignitatem …« Unser Herr erwartet Früchte. Wenn wir sie nicht bringen, nehmen wir sie Ihm weg. Aber es darf keine kümmerliche, ausgezehrte Frucht sein, weil wir es nicht verstanden haben, uns zu verschenken. Der Herr gibt das Wasser, den Regen, die Sonne, den guten Boden … aber Er erwartet die Aussaat, das Umgraben, das Beschneiden. Er erwartet, dass wir uns um die Früchte voller Liebe kümmern, dass wir – wenn nötig – verhindern, dass die Vögel des Himmels kommen und sie auffressen.
Wir wollen unser Gebet beenden, indem wir uns an unsere Mutter wenden, damit sie uns hilft, uns an die Vorsätze halten zu können, die wir uns vorgenommen haben.
Aber kehren wir zum Evangelium zurück. Es ist interessant festzustellen, wie zu wiederholten Malen zwischen den Aposteln, den Jüngern und der Menge unterschieden wird; und sogar unter den Aposteln zwischen einer Gruppe von ihnen – den drei Bevorzugten – und den übrigen. Auch in diesem Punkt, so scheint mir, hat unser Werk einen tiefen Gleichklang mit dem Evangelium. Wir sind für die Menge da, aber in unserer Nähe gibt es unzählige Freunde und Kollegen, die unmittelbar vom Geist des Opus Dei berührt werden. Der Herr stellt uns wie die Jünger auf einen hohen Berg, und zwar so, dass uns die Menge sieht. Das gleiche geschieht mit euch: Aufgrund des Amtes, das ihr jetzt innehabt, steht ihr – obwohl wir im Werk alle gleich sind – mehr im Blickfeld eurer Brüder. Vergesst das nicht, und verliert mir dieses Verantwortungsbewusstsein nie aus den Augen.
»Ostern, das große Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und die riesige Menschenmenge sah …«5 Achtet, ich betone es, auf diese Menge. Der Herr richtet die Augen und das Herz auf die Leute, auf alle Menschen ohne irgendeine Ausnahme. Der Hinweis entgeht uns nicht, dass wir den Menschen gegenüber nicht unnachgiebig sein dürfen, der Lehre gegenüber schon, aber den Menschen gegenüber nie, nie! Wenn wir so handeln, werden wir – weil es unsere Berufung ist – notwendigerweise Salz und Licht sein, aber mitten in der Menge. Hin und wieder werden wir ins Boot steigen oder uns mit Jesus abseits auf einen Berg zurückziehen; aber das Normale wird sein, dass wir unter den Leuten leben und arbeiten.
Dann fragte Jesus Philippus: »Wo sollen wir Brot kaufen, um allen diesen Leuten zu essen zu geben? Das sagte Er aber, um ihn auf die Probe zu stellen, denn Er selbst wusste, was Er tun wollte.«6 Oftmals habe ich im Laufe der Geschichte des Werkes gedacht, dass der Herr die Dinge von Ewigkeit her vorgesehen hat, uns andererseits aber völlige Freiheit lässt. Gelegentlich scheint es, dass der Herr uns versucht und unseren Glauben auf die Probe stellen möchte. Aber Jesus Christus lässt uns nicht im Stich. Wenn wir beharrlich bleiben, ist Er bereit, Wunder zu wirken, Brote zu vermehren, Willen zu wandeln, den finstersten Geistern Licht zu schenken und durch eine außerordentliche Gnade zu bewirken, dass jene zur Rechtschaffenheit fähig werden, die es vielleicht niemals waren.
Meine Kinder, welches Vertrauen der Herr zu uns hat! Das soll der zweite Punkt unserer Betrachtung sein. Ich wollte, dass ihr zuerst betrachtet, dass wir im Werk sind, bei Christus, nicht um uns zu isolieren, sondern im Gegenteil, um uns der Menge zu widmen; zuerst euren Brüdern und dann den anderen. Und dann, dass wir nicht unruhig werden dürfen, wenn uns der Gedanke an eine Not, die kommen kann, bedrängt, denn der Herr wird uns zu Hilfe kommen. Wenn wir einmal dieses tentans eum – um ihn auf die Probe zu stellen – spüren, von dem das heilige Evangelium spricht, dann darf uns das keine Sorgen bereiten, bedeutet es doch, dass Gott, unser Herr, mit uns spielt. Ich bin mir sicher, dass Er über unser Elend hinwegsehen wird, denn Er kennt unsere Schwäche, Er kennt aber auch unsere Liebe, unseren Glauben und unsere Hoffnung. Das alles fasse ich mit einem Wort zusammen: Vertrauen. Aber ein Vertrauen, das, weil es auf Christus gründet, vor Gott drängendes Gebet sein muss. Es muss tief empfunden und gut aufgenommen sein, besonders wenn es durch die Hände unserer Mutter, der Mutter Gottes, zur Heiligsten Dreifaltigkeit gelangt.
Verantwortungsbewusstsein: Wir sind im Boot. Mit Christus sinkt das Boot nicht. Mit Christus! Verantwortungsbewusstsein für uns, für unser Leben, für unser Verhalten, für unser Gebet um so viele göttliche Dinge. Die Mittel werden uns nicht fehlen. Wir werden das Nötige haben, um unser Apostolat die Jahrhunderte hindurch fortzuführen, indem wir allen Nahrung geben, indem wir das Brot vermehren.
Das ist die zweite Erwägung: Verantwortungsbewusstsein. Deshalb bitten wir unseren Herrn um Verzeihung für unzählige Dummheiten, die ein jeder von uns wohl begangen hat. Wir bitten um Verzeihung, beseelt vom wirksamen Wunsch, uns zu bessern. Und wir sagen voll Glauben Dank – in der Gewissheit, dass, was immer auch geschieht, die Frucht am Ende reifen wird. Verantwortungsbewusstsein und ein großes Vertrauen auf den Herrn, der unser allmächtiger Vater ist, die Weisheit, die Liebe … Und jetzt schweige ich. Fahr du ein paar Minuten lang mit deinem Gebet alleine fort.
Als ich vor einigen Tagen in der Messe einen Abschnitt aus dem Buch der Könige las, wurde mir in meinem Verstand und meinem Herzen die Einfachheit bewusst, die der Herr von uns in diesem Leben erwartet. Es ist dieselbe Einfachheit, die Josef gelebt hat. Als der syrische General Naaman schließlich Elisäus aufsucht, um von seinem Aussatz geheilt zu werden, verlangt der Prophet von ihm etwas Einfaches: »Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Fleisch wieder gesund, und du wirst rein.«1 Jener arrogante Mann aber denkt: Führen die Flüsse meines Landes nicht genau so gutes Wasser wie die des Landes des Elisäus? Bin ich deshalb von Damaskus gekommen? Er erwartete etwas Auffallendes, Außergewöhnliches. Aber nein! Du bist befleckt; geh und wasch dich, sagt der Prophet. Nicht bloß einmal, sondern ziemlich oft: siebenmal. Ich denke, das ist eine Art Hinweis auf die Sakramente.
All dies erinnerte mich an das einfache, verborgene Leben des heiligen Josef, der nur gewöhnliche Dinge tut. Der heilige Josef bleibt völlig unbemerkt. Die Heilige Schrift berichtet uns fast nichts von ihm. Aber sie zeigt ihn uns, wie er seine Aufgabe als Oberhaupt der Familie erfüllt.
Wenn der heilige Josef also Patron unseres inneren Lebens ist, wenn er Ansporn für unser beschauliches Leben und der Umgang mit ihm eine Wohltat für alle Söhne und Töchter Gottes in seinem Opus Dei ist, dann scheint mir der heilige Josef für jene, die im Werk Leitungsfunktionen innehaben, ein hervorragendes Beispiel zu sein. Er greift nur ein, wenn es notwendig ist, und dann tut er es mit Festigkeit und ohne Gewalt. So ist Josef.
Wundert euch daher nicht, dass die Messe an seinem Fest damit beginnt, dass es heißt: »Iustus ut palma florebit«2. So erblühte die Heiligkeit Josefs. »Sicut cedrus Lybani multiplicabitur«3. Ich denke an euch. Jeder im Opus Dei ist wie der Vater oder die Mutter einer großen Familie und macht sich Sorgen um so viele Seelen auf der Welt. Wenn ich meinen jungen Töchtern und Söhnen erkläre, dass sie in der Arbeit vom heiligen Rafael mit drei, vier oder fünf Freunden besonderen Umgang pflegen sollen und von diesen Freunden vielleicht nur zwei wirklich mitmachen werden, jeder von ihnen aber drei oder vier weitere bringen wird, die an jedem seiner Finger hängen – was ist das anderes als das Aufblühen des Gerechten und ein Wachsen wie das der Zedern des Libanon?
»Plantatus in domo Domini: in atriis domus Dei nostri«4. Alle meine Kinder sind wie Josef in Sicherheit. Ihre Seele ist drinnen im Hause des Herrn. Und dies, während sie auf der Straße mitten im Trubel der Welt leben und die Sorgen ihrer Kollegen, ihrer Mitbürger, die unseresgleichen sind, spüren.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Liturgie der Kirche die folgenden Worte des Buches der Weisheit auf den heiligen Patriarchen anwendet: »dilectus Deo et hominibus, cuius memoria in benedictione est«5. Sie sagt uns, dass er vom Herrn geliebt wird, und stellt ihn uns als Vorbild hin. Und sie lädt uns als gute Kinder Gottes auch dazu ein, diesen heiligen, wunderbaren, jungen Mann, der der Gemahl Mariens ist, zu preisen, auch wenn wir – wie ich – arme Menschen sind. Man hat ihn mir auf einem Relief in der Kapelle, die ich benutze, alt dargestellt. Nein! An anderen Orten habe ich ihn jung malen lassen, so wie ich ihn mir vorstelle: vielleicht ein paar Jahre älter als die Jungfrau Maria, aber jung, kräftig, in der Fülle der Jahre. Hinter dieser klassischen Form der Darstellung des heiligen Josef als alter Mann verbirgt sich der allzu menschliche Gedanke, dass es für einen jungen Menschen nicht leicht ist, die Tugend der Reinheit zu leben. Das stimmt nicht. Das christliche Volk nennt ihn einen Patriarchen, aber ich sehe ihn so: jung, was Herz und Leib angeht, alt, was die Tugenden betrifft, und deshalb auch jung im Hinblick auf die Seele.
»Glorificavit illum in conspectu regum, et iussit illi coram populo suo, et ostendit illi gloriam suam«6. Vergessen wir das nicht: Der Herr will ihn verherrlichen. Und wir haben ihn mitten in unsere Familie hineingenommen und ihn gleichfalls zum Patriarchen unseres Hauses gemacht. Deshalb ist das feierlichste und intimste Fest unserer Familie, das Fest, an dem wir Mitglieder des Werkes uns alle versammeln, um Jesus, unseren Heiland, darum zu bitten, Er möge Arbeiter in seine Ernte senden, besonders dem Bräutigam Mariens gewidmet. Er ist also auch Mittler. Er ist der Herr des Hauses. Wir ruhen aus in seiner Klugheit, seiner Reinheit, seiner Zuwendung, seiner Macht. Warum sollte unser Vater und Herr, der heilige Josef, nicht mächtig sein?
Herr, Du bist froh, wenn wir uns mit unserem Aussatz an Dich wenden, mit unserer Schwäche, mit unserem Schmerz und mit unserer Reue; wenn wir Dir unsere Wunden zeigen, damit Du sie heilst, damit Du die Hässlichkeit unseres Lebens zum Verschwinden bringst. Sei gepriesen!
Mach, dass alle meine Kinder verstehen, dass wir die Pflicht haben, Dir Genugtuung zu leisten, auch wenn wir aus trockenem Lehm sind, manchmal zerbrechen und es notwendig ist, dass uns die anderen stützen. Hilf uns, unseren Liebespflichten treu zu bleiben, denn Du bist die Stärke, auf die unsere Schwäche angewiesen ist, besonders wenn man der Grausamkeit der Feinde in der Schlacht ausgesetzt ist.
Ich fasse den Vorsatz, aufs neue fünf Marienheiligtümer in Buße und Danksagung zu besuchen, wenn Du endlich Abhilfe schaffst – damit beginnst, Abhilfe zu schaffen. Ich weiß schon, dass Du als erstes willst, dass wir uns an Deine Mutter wenden – »Ecce Mater tua!«24 – und an unsere Mutter. Ich werde es im Geist der Liebe, der Dankbarkeit und der Wiedergutmachung tun, ohne Aufsehen.
Gib, dass wir hart gegen uns selbst sind und verständnisvoll gegenüber den anderen. Gib, dass wir nicht müde werden, die gute Glaubenslehre in das Herz der Seelen zu säen, »opportune, importune«25, jederzeit, mit unseren Gedanken, die uns in Deine Gegenwart versetzen, mit unseren brennenden Wünschen, mit unserem stürmischen Wort, mit unserem Leben als Deine Kinder.
Gib, dass wir allen bewusst machen, dass es die herrliche, wunderbare Möglichkeit gibt, mit Dir Umgang zu pflegen, ohne Gefühlsduselei. Das, was Du uns gibst – suche ich es mit Freuden? Herr, sei gepriesen! Wenn Du nicht willst, dann gib uns diesen Trost nicht, aber wir können nicht denken, dass es schlecht ist, ihn zu wünschen. Es ist gut, wie wenn wir den Geschmack einer Frucht begehren, einer Nahrung. Kinder, es gehört zu Gottes Wirkweise, dass Er diesen Ansporn gibt.
Gib, dass uns die göttlichen Tröstungen nicht fehlen und wir – wenn Du willst, dass wir ihrer entbehren – begreifen, dass Du uns wie Erwachsene behandelst, statt uns wie einem Neugeborenen Milch zu geben oder einen Brei wie dem Kleinkind, das gerade die ersten Zähne bekommen hat. Gewähre uns die Gelassenheit, die daher kommt, dass wir verstehen, dass Du uns feste Nahrung gibst, weil wir uns schon allein zurechtfinden können. Aber ich bitte Dich, dass Du uns gnädig eine Fingerspitze voll Honig gewährst, denn diese Zeit ist so leidvoll für alle.
Ich bitte Dich durch die Vermittlung Mariens und nehme meinen Vater und Herrn, den heiligen Josef, als Fürsprecher, ich rufe zu allen Engeln und Heiligen und zu den Seelen, die in Deiner Glorie sind und sich Deiner Anschauung erfreuen, sie mögen für uns eintreten, damit Du uns die Gaben des Heiligen Geistes sendest.
Ich bitte Dich auch, uns begreifen zu lassen, dass Du es bist, der im Sakrament des Altares zu uns kommt, und dass Du, mein Gott, nicht weggehst, wenn sich die eucharistischen Gestalten auflösen: Du bleibst! Dann beginnt in uns das Wirken des Trösters. Und niemals ist eine Person allein: da sind die Drei, der einzige Gott. Dieser Leib und diese Seele, dieses arme Geschöpf, dieser arme Mensch, der ich bin, soll sich immer dessen bewusst sein, dass er gleichsam ein Tabernakel ist, in dem die Heiligste Dreifaltigkeit wohnt.
Meine Töchter und Söhne, sprecht mit mir: Ich glaube an Gott Vater, ich glaube an Gott Sohn, ich glaube an Gott Heiliger Geist, ich glaube an die Heiligste Dreifaltigkeit. Und mit der Hilfe meiner Mutter, der heiligen Maria, werde ich kämpfen, um so voller Liebe zu sein, dass ich in dieser Wüste zu einer großen Oase werde, in der Gott Erquickung finden kann. »Cor contritum et humiliatum, Deus, non despicies!«26 Der Herr lässt die bußfertigen und demütigen Herzen nicht im Stich.
Lk 5, 4-5.
Lk 5, 5.
Ebd.
Jer 18, 6.
Lk 5, 8
Lk 5, 10.
Jer 16, 16.
2 Kön 5, 10.
Ps 91, 13: Der Gerechte gedeiht wie die Palme.
Ebd.: Er wächst wie die Zedern des Libanon.
Ps 91, 14: Gepflanzt im Hause des Herrn, gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.
Sir 45, 1: Geliebt von Gott und den Menschen, sein Andenken sei zum Segen.
Sir 45, 3: Er verlieh ihm Macht vor dem König; er sandte ihn zum Volk und zeigte ihm seine Herrlichkeit.
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