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Andererseits ist der heilige Josef nach Maria das Geschöpf, das mit Jesus auf Erden den innigsten Umgang hatte. Ich habe meine Freude an den Gebeten, die die Kirche der Frömmigkeit der Priester vor und nach der Messe empfiehlt. Dort wird daran erinnert, dass der heilige Josef sich um den Sohn Gottes genauso gekümmert hat wie unsere Eltern um uns. Sie kamen schon, als man uns anzog, sie streichelten uns, drückten uns an ihre Brust und gaben uns so feste Küsse, dass sie uns manchmal wehtaten.
Könnt ihr euch den heiligen Josef vorstellen, der die seligste Jungfrau so sehr liebte und von ihrer makellosen Unberührtheit wusste? Wie muss er gelitten haben, als er sah, dass sie ein Kind erwartete! Erst die Offenbarung Gottes, unseres Herrn, mittels eines Engels hat ihn beruhigt. Er hatte eine kluge Lösung gesucht: sie nicht entehren und weggehen, ohne ein Wort zu sagen. Aber was für ein Schmerz war das! Denn er liebte sie aus ganzer Seele. Könnt ihr euch seine Freude vorstellen, als er erfuhr, dass die Frucht dieses Leibes Werk des Heiligen Geistes war?
Liebt Jesus und seine heiligste Mutter! Vor einem Jahr hat man mir eine alte, wunderschöne Elfenbeinstatue geschenkt, die die seligste Jungfrau als schwangere Frau darstellt. Mich bewegt das. Mich erschüttert die Demut Gottes, der sich die angemessene Zeit in den Leib Mariens einschließen will wie wir im Schoß unserer Mutter, genau wie jede andere Kreatur; ist Er doch perfectus Homo, vollkommener Mensch, wobei Er gleichzeitig perfectus Deus ist, vollkommener Gott: die zweite Person der Heiligsten Dreifaltigkeit.
Rührt euch diese Demut Gottes nicht an? Erfüllt euch das nicht mit Liebe, wenn ihr wisst, dass Er Mensch geworden ist und kein Privileg haben wollte? Wie Er so wollen auch wir keine Privilegien. Wir möchten ganz gewöhnliche Menschen sein, Bürger wie die anderen. Das ist wunderbar! Wir fühlen uns ganz wohl im Haus Jesu, Mariens und Josefs, die unbemerkt bleiben.
Wenn ich in eine unserer Kapellen komme, in denen es einen Tabernakel gibt, dann sage ich Jesus, dass ich Ihn liebe, und wende mich an die Dreifaltigkeit. Dann danke ich den Engeln, die den Tabernakel bewachen und dabei Christus in der Eucharistie anbeten. Stellt ihr euch nicht vor, wie im Haus in Nazareth und vorher in Bethlehem, wie auf der Flucht nach Ägypten und bei der Rückkehr – in Angst, Jesus zu verlieren, weil der Sohn eines grausamen Monarchen an der Herrschaft war – die Engel staunend die Erniedrigung des Herrn bewundern, der nur als Mensch erscheinen will? Wir lieben Jesus nicht genug, wenn wir Ihm nicht aus ganzem Herzen danken, dass Er perfectus Homo sein wollte.
Herr, Du bist froh, wenn wir uns mit unserem Aussatz an Dich wenden, mit unserer Schwäche, mit unserem Schmerz und mit unserer Reue; wenn wir Dir unsere Wunden zeigen, damit Du sie heilst, damit Du die Hässlichkeit unseres Lebens zum Verschwinden bringst. Sei gepriesen!
Mach, dass alle meine Kinder verstehen, dass wir die Pflicht haben, Dir Genugtuung zu leisten, auch wenn wir aus trockenem Lehm sind, manchmal zerbrechen und es notwendig ist, dass uns die anderen stützen. Hilf uns, unseren Liebespflichten treu zu bleiben, denn Du bist die Stärke, auf die unsere Schwäche angewiesen ist, besonders wenn man der Grausamkeit der Feinde in der Schlacht ausgesetzt ist.
Ich fasse den Vorsatz, aufs neue fünf Marienheiligtümer in Buße und Danksagung zu besuchen, wenn Du endlich Abhilfe schaffst – damit beginnst, Abhilfe zu schaffen. Ich weiß schon, dass Du als erstes willst, dass wir uns an Deine Mutter wenden – »Ecce Mater tua!«24 – und an unsere Mutter. Ich werde es im Geist der Liebe, der Dankbarkeit und der Wiedergutmachung tun, ohne Aufsehen.
Gib, dass wir hart gegen uns selbst sind und verständnisvoll gegenüber den anderen. Gib, dass wir nicht müde werden, die gute Glaubenslehre in das Herz der Seelen zu säen, »opportune, importune«25, jederzeit, mit unseren Gedanken, die uns in Deine Gegenwart versetzen, mit unseren brennenden Wünschen, mit unserem stürmischen Wort, mit unserem Leben als Deine Kinder.
Gib, dass wir allen bewusst machen, dass es die herrliche, wunderbare Möglichkeit gibt, mit Dir Umgang zu pflegen, ohne Gefühlsduselei. Das, was Du uns gibst – suche ich es mit Freuden? Herr, sei gepriesen! Wenn Du nicht willst, dann gib uns diesen Trost nicht, aber wir können nicht denken, dass es schlecht ist, ihn zu wünschen. Es ist gut, wie wenn wir den Geschmack einer Frucht begehren, einer Nahrung. Kinder, es gehört zu Gottes Wirkweise, dass Er diesen Ansporn gibt.
Gib, dass uns die göttlichen Tröstungen nicht fehlen und wir – wenn Du willst, dass wir ihrer entbehren – begreifen, dass Du uns wie Erwachsene behandelst, statt uns wie einem Neugeborenen Milch zu geben oder einen Brei wie dem Kleinkind, das gerade die ersten Zähne bekommen hat. Gewähre uns die Gelassenheit, die daher kommt, dass wir verstehen, dass Du uns feste Nahrung gibst, weil wir uns schon allein zurechtfinden können. Aber ich bitte Dich, dass Du uns gnädig eine Fingerspitze voll Honig gewährst, denn diese Zeit ist so leidvoll für alle.
Ich bitte Dich durch die Vermittlung Mariens und nehme meinen Vater und Herrn, den heiligen Josef, als Fürsprecher, ich rufe zu allen Engeln und Heiligen und zu den Seelen, die in Deiner Glorie sind und sich Deiner Anschauung erfreuen, sie mögen für uns eintreten, damit Du uns die Gaben des Heiligen Geistes sendest.
Ich bitte Dich auch, uns begreifen zu lassen, dass Du es bist, der im Sakrament des Altares zu uns kommt, und dass Du, mein Gott, nicht weggehst, wenn sich die eucharistischen Gestalten auflösen: Du bleibst! Dann beginnt in uns das Wirken des Trösters. Und niemals ist eine Person allein: da sind die Drei, der einzige Gott. Dieser Leib und diese Seele, dieses arme Geschöpf, dieser arme Mensch, der ich bin, soll sich immer dessen bewusst sein, dass er gleichsam ein Tabernakel ist, in dem die Heiligste Dreifaltigkeit wohnt.
Meine Töchter und Söhne, sprecht mit mir: Ich glaube an Gott Vater, ich glaube an Gott Sohn, ich glaube an Gott Heiliger Geist, ich glaube an die Heiligste Dreifaltigkeit. Und mit der Hilfe meiner Mutter, der heiligen Maria, werde ich kämpfen, um so voller Liebe zu sein, dass ich in dieser Wüste zu einer großen Oase werde, in der Gott Erquickung finden kann. »Cor contritum et humiliatum, Deus, non despicies!«26 Der Herr lässt die bußfertigen und demütigen Herzen nicht im Stich.
Rührt es euch nicht, Jesus Christus als Neugeborenen zu betrachten, wehrlos, unseres Schutzes und unserer Hilfe bedürftig? Merkt ihr nicht, dass Er darum bettelt, dass wir Ihn lieben? Diese Gedanken sind keine dummen Hirngespinste, sondern Beweis dafür, dass wir Jesus Christus von ganzem Herzen lieben und Ihm dafür danken, dass Er sich entschlossen hat, unser Fleisch anzunehmen. Gott hat sich nicht als Mensch verkleidet: Er ist Fleisch geworden. »Perfectus Deus, perfectus Homo!«10
Am Kopfende meines Bettes ließ ich vor vielen Jahren Fliesen mit folgendem Text anbringen: Iesus Christus, Deus Homo: Jesus Christus, Gott und Mensch. Denn es rührt mich an zu wissen, dass Er einen Leib hat, der jetzt verklärt ist, aber aus Fleisch wie das unsere; dass der Herr alle menschlichen Nöte und Schmerzen erlitten hat, ausgenommen die Sünde11; dass Er Hunger und Durst litt; dass Er die Hitze erfahren hat wie eines Mittags am Brunnen von Sychar und vor Kälte fror in der Nacht von Bethlehem. All das hat uns, euch und mich, verliebt gemacht und uns bewogen, alles zu verlassen, relictis omnibus12, wie die Apostel, und zwar festinantes13 – eilends – wie die Hirten. Man muss sich auf den Weg machen, meine Töchter und Söhne, und diesen unseren Jesus nachahmen, der sich hingegeben hat und sich weiter täglich auf dem Altar hingibt, indem Er das göttliche Opfer von Kalvaria verewigt.
Jesus Christus besitzt, »weil Er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum«14. Seine priesterliche Mittlerschaft verwirklicht sich durch uns Priester, die wir am Altar ipse Christus sind. Bei der Feier der Heiligen Messe stehe ich nicht irgendeiner Versammlung vor, sondern ich erneuere in persona Christi das Opfer des Kreuzes.
Was sollen wir von Jesus Christus in der Behausung von Bethlehem lernen, wo Er schutzlos geboren wurde? Was sollen wir denken von jener anderen Behausung, die der Tabernakel ist, wo Er uns noch wehrloser erwartet? Tut es euch nicht weh, dass man Ihn in einen Winkel stellt, dass man Ihm – auch physisch – den Rücken kehrt, dass man Ihn missachtet, Ihn misshandelt? Also schaut, meine Töchter und Söhne, ich wiederhole, was ich euch schon bei anderen Gelegenheiten in Erinnerung gerufen habe und was die Christen durch Jahrhunderte gelebt haben: Jesus Christus, unser Herr, hat mit euch und mit mir rechnen wollen, damit wir miterlösen. Er will sich eures Verstandes und eures Herzens bedienen, eurer Rede und eurer Arme. Der wehrlose Christus ruft uns in Erinnerung, dass die Erlösung auch von uns abhängt.
An diesem wunderschönen Tabernakel, den meine Kinder mit so viel Liebe angefertigt und den wir hier aufgestellt haben, als wir nicht einmal Geld zum Essen hatten; an diesem Prunkstück, das mir armselig vorkommt und tatsächlich armselig ist, weil es darum geht, Dich zu beherbergen; hier habe ich zwei, drei Details anbringen lassen. Das interessanteste ist das Wort über der Tür: »consummati in unum!«3 Ist es doch, als wären wir alle hier, an Dich geschmiegt, ohne von Dir zu weichen, bei Tag und bei Nacht, in einem Gesang der Danksagung und – warum nicht? – der Bitte um Verzeihung. Vielleicht bist Du ungehalten, wenn ich das sage. Du hast uns immer verziehen; immer bist Du bereit, die Fehler und die Verirrungen zu verzeihen, die Auswirkungen der Sinnlichkeit und des Stolzes.
Consummati in unum! Um zu sühnen … um Dir wohlgefällig zu sein … um Dir zu danken, denn das ist eine vorrangige Pflicht. Es ist nicht eine Pflicht dieses Augenblicks, von heute, von morgen, nein. Es ist eine ständige Pflicht, eine Äußerung des übernatürlichen Lebens, eine menschliche und göttliche Art, Deiner Liebe zu entsprechen, die göttlich und menschlich ist.
Sancta Maria, Spes nostra, Sedes sapientiae! Gib uns die Weisheit des Himmels, damit wir uns so verhalten, wie es wohlgefällig ist in den Augen Deines Sohnes und des Vaters und des Heiligen Geistes, des einen Gottes, der lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Heiliger Josef, ich kann dich nicht von Jesus und Maria trennen. Heiliger Josef, ich hatte immer Verehrung zu Dir, aber mir ist klar, dass ich dich täglich mehr lieben und diese Liebe in alle Himmelsrichtungen hinausrufen muss, denn so zeigen die Menschen ihre Liebe. Sie sagen: Ich liebe dich! Heiliger Josef, Vater und Herr, an wie vielen Orten werden sie schon zu dir gerufen und dir dasselbe gesagt haben, denselben Satz, dieselben Worte! Heiliger Josef, unser Vater und Herr, tritt ein für uns.
Das christliche Leben auf dieser heidnisch gewordenen Erde, auf dieser vom Wahnsinn befallenen Erde, in dieser Kirche, die nicht Deine Kirche zu sein scheint, weil sie überall wie verrückt sind – sie hören nicht hin, man gewinnt den Eindruck, dass sie an Dir kein Interesse haben; dass sie Dich nicht nur nicht lieben, sondern Dich gar nicht kennen, Dich vergessen –; dieses Leben also – ich wiederhole es – muss für uns göttlich sein, wenn es menschlich sein soll, und es wird göttlich sein, wenn wir viel Umgang mit Dir pflegen. Und wir würden zu Dir kommen, auch wenn wir viele Vorzimmer zu passieren hätten und um viele Audienzen bitten müssten. Aber wir brauchen nicht darum zu bitten! Du bist so allmächtig, auch in Deiner Barmherzigkeit, dass Du, Herr der Herren, König der Könige, Dich so sehr demütigst, wie ein Armer vor unserer Tür zu warten. Nicht wir warten auf Dich; Du selbst wartest ständig auf uns.
Du erwartest uns im Himmel, im Paradies. Du erwartest uns in der Heiligen Hostie. Du erwartest uns im Gebet. Und Du bist so gut, dass, wenn Du hier aus Liebe versteckt bist, verborgen in den sakramentalen Gestalten – und daran glaube ich fest –, wenn Du wirklich, wahrhaft und substantiell gegenwärtig bist mit Deinem Leib und Deinem Blut, mit Deiner Seele und Deiner Gottheit, dass dann auch die Heiligste Dreifaltigkeit gegenwärtig ist: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und nicht genug: aufgrund der Einwohnung des Trösters in unserer Seele ist Gott in uns und sucht uns. Und irgendwie wiederholt sich jeden Tag das Ereignis von Bethlehem. Es ist möglich, dass wir – zwar nicht mit dem Mund, wohl aber mit unseren Taten – gesagt haben: »non est locus in diversorio«4, für Dich ist kein Platz in meinem Herzen. Ach, Herr, verzeih mir!
Ich bete den Vater an, den Sohn, den Heiligen Geist, den einen Gott. Ich begreife dieses Wunder der Dreifaltigkeit nicht. Aber Du hast in meine Seele die Sehnsucht, den Hunger des Glaubens gelegt. Ich glaube! Niemand soll mich im Glauben übertreffen. Ich hoffe! Niemand soll mich in der Hoffnung übertreffen. Ich liebe! Niemand soll mich in der Liebe übertreffen.
Du bist, der Du bist: das höchste Gut. Ich bin, der ich bin: der letzte schmutzige Lumpen dieser verderbten Welt. Und dennoch schaust Du auf mich … und suchst mich … und liebst mich. Herr, dass meine Kinder auf Dich schauen und Dich suchen und Dich lieben. Herr, dass ich Dich suche, auf Dich schaue, Dich liebe.
Auf Dich schauen heißt, die Augen der Seele auf Dich richten, mit dem Verlangen, Dich zu verstehen, soweit der menschliche Verstand Dich mit Deiner Gnade erkennen kann. Mit diesem Bisschen bin ich zufrieden. Und wenn ich merke, wie wenig ich von Deiner Größe begreife, von Deiner Güte, Deiner Weisheit, Deiner Macht, Deiner Schönheit … wenn ich merke, wie wenig ich verstehe, dann werde ich nicht traurig. Ich freue mich, dass Du so groß bist, dass Du nicht Platz hast in meinem armen Herzen, in meinem elenden Kopf. Mein Gott! Mein Gott! … Wenn ich Dir nichts anderes zu sagen weiß, genügen diese Worte: Mein Gott! All diese Größe, all diese Macht, all diese Schönheit … ist mein! Und ich … bin sein!
Symbolum Athanasianum.
Vgl. Hebr 4, 15.
Lk 5, 11.
Lk 2, 16
Hebr 7, 24.
Text gedruckt bei https://escriva.org/de/book-subject/en-dialogo-con-el-se%C3%B1or/10455/ (25.11.2025)