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Es gibt 9 Nummer in «Im Zwiegespräch mit dem Herrn» deren Stichwort lautet Heilige Familie .

Die Magier sind nach Bethlehem gekommen. Die apokryphen Evangelien, die im allgemeinen fromme Beachtung, aber keinen Glauben verdienen, erzählen, wie sie ihre Gaben dem Kind zu Füßen legen, Es vorbehaltlos anbeten, obwohl sie den König, den sie gesucht haben, nicht in einem königlichen Palast finden, umgeben von zahlreicher Dienerschaft, sondern in einer Krippe, zwischen einem Ochsen und einem Esel, in Windeln gewickelt, auf den Armen seiner Mutter und des heiligen Josef, wie irgend ein Geschöpf, das gerade zur Welt gekommen ist.

Der heilige Matthäus schreibt am Schluss des Abschnitts des Evangeliums, den uns die Kirche heute lesen lässt: »Nachdem sie im Traum die Weisung erhielten, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück.«5 Es sind außergewöhnliche Menschen ihrer Zeit, die im Besitz einer anerkannten Wissenschaft stehen und gleichwohl einen Traum beachten. Wiederum ist ihr Verhalten wenig logisch. Wieviel menschlich Unlogisches, das aber voll göttlicher Logik ist, gibt es auch in unserem Leben!

Meine Kinder, nähern wir uns der Gruppe, die diese Dreifaltigkeit der Erde bildet: Jesus, Maria und Josef. Ich stelle mich in einen Winkel. Ich wage es nicht, mich Jesus zu nähern, denn all mein vergangenes und gegenwärtiges Elend steht vor mir auf. Irgendwie schäme ich mich, aber ich verstehe auch, dass Jesus Christus mir einen liebevollen Blick zuwirft. Dann wende ich mich an seine Mutter und an den heiligen Josef, diesen Menschen, der Jahrhunderte hindurch ignoriert wurde und Ihm auf Erden Vater war. Und zu Jesus sage ich: Herr, ich möchte wirklich Dir gehören; dass meine Gedanken, meine Werke, mein ganzes Leben Dein sind. Aber Du siehst ja: Dieses armselige menschliche Elend hat mich so oft in die Irre gehen lassen …

Ich hätte gern vom ersten Augenblick an Dir gehört: seit dem ersten Schlag meines Herzens, seit dem ersten Augenblick, da mein Verstand sich regte. Ich bin nicht würdig – und ohne Deine Hilfe werde ich es nie sein –, Dein Bruder, Dein Sohn, Deine Liebe zu sein. Du hingegen bist sehr wohl mein Bruder und meine Liebe, und ich bin auch Dein Sohn.

Und wenn ich Christus nicht nehmen und an meine Brust drücken kann, dann mache ich mich klein. Denn das können wir, und es hat in unserem Geist Platz, es passt zur Atmosphäre unserer Familie. Ich mache mich klein und gehe zu Maria. Wenn sie ihren Sohn Jesus auf ihrem rechten Arm hält, dann werde ich, der ich auch ihr Sohn bin, dort ebenfalls einen Platz finden. Die Mutter Gottes wird mich auf ihren anderen Arm nehmen und wird uns zusammen an ihre Brust drücken.

Verzeiht, meine Kinder, dass ich euch diese Dinge sage, die wie Dummheiten klingen. Aber sind wir nicht beschaulich? Eine Überlegung dieser Art kann uns, wenn es notwendig ist, helfen, das Leben wiederzuerlangen; sie kann uns unendlich viel Trost und unendliche Stärke geben.

Vor dem Herrn, vor allem aber vor dem Herrn als wehrlosem, hilfsbedürftigem Kind, wird alles Reinheit sein. Und wenn ich auch erkenne, dass ich wie alle Menschen die Möglichkeit habe, Ihn zu beleidigen, ein Tier zu sein, so ist das nicht beschämend, wenn es uns hilft, zu kämpfen und unsere Liebe zu zeigen; wenn es uns Gelegenheit gibt, allen Menschen, allen Geschöpfen brüderlich zu begegnen.

Es ist notwendig, ständig einen Akt der Reue, der Umkehr, der Besserung zu erwecken, ein fortwährendes Aufwärtssteigen. Ja, Herr, der Du uns hörst: Du hast zugelassen, dass nach dem Fall des Menschengeschlechts in unseren Stammeltern dieses Geschöpf, das Mensch heißt, sich wie ein Tier benimmt. Wenn ich daher einmal nicht in den Armen Deiner Mutter und an Deiner Seite sein kann, dann werde ich mich neben das Maultier und neben den Ochsen stellen, die Dir im Stall Gesellschaft geleistet haben. Ich werde der Hund der Familie sein. Dort werde ich Dich mit sanften Augen anschauen und versuchen, dieses Zuhause sozusagen zu verteidigen. So werde ich an Deiner Seite die Wärme finden, die reinigt, die Liebe Gottes, die aus dem Tier, das wir Menschen alle in uns tragen, einen Sohn Gottes macht, etwas, was mit keiner Würde der Erde verglichen werden kann.

Unser Leben, meine Kinder, ist das Leben eines kleinen braven und guten Esels, der sich manchmal, die Füße nach oben, auf dem Boden wälzt und sein Iah von sich gibt. Normalerweise aber ist er treu, trägt die Last, die man ihm auflegt, und ist zufrieden mit dem immer gleichen kargen und spärlichen Fressen. Und er hat eine harte Haut, um zu arbeiten. Die Gestalt des kleinen Esels rührt mich. Er ist loyal und wirft die Last nicht ab. Ich bin ein kleiner Esel, Herr: Hier bin ich. Glaubt nicht, meine Kinder, dass das eine Torheit ist. Es ist keine. Ich zeige euch die Gebetsweise, die ich anwende und die in Ordnung ist.

Ich halte meinen Rücken der Mutter Gottes hin, die ihren Sohn auf den Armen trägt, und wir ziehen nach Ägypten. Später werde ich Ihm neuerlich den Rücken anbieten, damit er darauf Platz nimmt: »perfectus Deus, perfectus Homo«6. So werde ich mich in den Thron Gottes verwandeln.

Welchen Frieden geben mir diese Erwägungen! Welchen Frieden muss uns das Wissen geben, dass der Herr uns immer verzeiht, uns so sehr liebt, dass Er die menschlichen Schwächen so genau kennt, dass Er weiß, aus welch erbärmlichem Ton wir gebildet sind. Aber Er weiß auch, dass Er uns den Atem eingehaucht hat, das Leben, das göttlich ist. Über diese Gabe hinaus, die zur Ordnung der Natur gehört, hat der Herr uns die Gnade eingegossen, die uns erlaubt, sein eigenes Leben zu leben. Und Er gibt uns die Sakramente, Aquädukte dieser göttlichen Gnade: in erster Linie die Taufe, durch die wir eintreten, um dieser Familie Gottes anzugehören.

Ich kann euch nicht verhehlen, meine Kinder, dass ich leide, wenn ich sehe, wie man anordnet, die Spendung der Taufe der Kinder aufzuschieben; wenn ich feststelle, dass einige sich weigern, sie zu taufen, wenn nicht eine Reihe von Garantien gegeben sind, die viele Eltern schwerlich werden erbringen können. So lassen sie sie Heiden bleiben, »Gefäße des Zornes«7, Sklaven Satans. Ich leide sehr, wenn ich sehe, dass die Taufe der Neugeborenen mit voller Absicht hinausgeschoben wird, weil sie es vorziehen, später eine Zeremonie zu feiern – mit der Gemeinde, wie sie sagen – mit vielen Kindern auf einmal, als würde Gott das brauchen, um in jeder Seele seine Wohnung zu nehmen.

Dann denke ich an meine Eltern, die am selben Tag getauft wurden, an dem sie zur Welt kamen, obwohl sie gesund waren. Und meine Großeltern waren nichts weiter als gute Christen. Jetzt hingegen wird die Herde Gottes von einigen, die sich für eine Autorität halten, darin unterwiesen, von Anfang an Kälte zu zeigen, wie schlechte Gläubige.

Meine Kinder, wir sind nahe bei Christus. Wir sind Christusträger, wir sind seine Esel – wie der in Jerusalem. Solange wir Ihn nicht hinauswerfen, bleibt der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, bleibt die Heiligste Dreifaltigkeit bei uns. Wir sind Christusträger. Wir müssen Licht und Wärme, Salz und geistliches Feuer sein, müssen ständiges Apostolat, Vibration, der stürmische Wind des Pfingstfestes sein.

Es kommt der Augenblick des ganz persönlichen Zwiegesprächs. Nimm das Jesuskind heute, nachdem es die Huldigung der Magier entgegengenommen hat, in deine Arme und drücke es an deine Brust, von der so oft unsere Beleidigungen ausgegangen sind. Ich sage es Ihm mit lauter Stimme, der Wahrheit entsprechend: Lass mich nie im Stich, gestatte nicht, dass ich Dich aus meinem Herzen vertreibe. Denn das tun wir durch die Sünde: Ihn fortjagen aus unserer Seele.

Meine Kinder, schaut, ob es auf Erden eine treuere Liebe gibt als die Liebe Gottes zu uns. Er schaut auf uns durch die Fensterritzen – das sind Worte der Schrift.8 Er schaut auf uns mit der Liebe einer Mutter, die die bevorstehende Ankunft des Sohnes erwartet: gleich wird er da sein, gleich wird er da sein … Er schaut auf uns mit der Liebe der keuschen und treuen Gattin, die auf ihren Ehemann wartet. Er ist es, der uns erwartet, und wir haben Ihn so oft warten lassen.

Wir haben das Gebet damit begonnen, um Verzeihung zu bitten. Ist das nicht der rechte Augenblick, meine Kinder, damit jeder nun konkret sagt: Herr, Schluss damit!?

Herr, Du bist die Liebe meiner Lieben. Herr, Du bist mein Gott und mein Alles. Herr, ich weiß, dass es mit Dir keine Niederlagen gibt. Herr, ich möchte mich vergöttlichen, auch wenn das menschlich unlogisch ist und man mich nicht versteht. Ergreife einmal mehr Besitz von meiner Seele und schmiede mich mit Deiner Gnade.

Mutter, meine Herrin; heiliger Josef, mein Vater und Herr; helft mir, niemals die Liebe eures Sohnes preiszugeben.

Im Laufe des Tages könnt ihr so oft das Gespräch mit der Dreifaltigkeit der Erde suchen, die zum Umgang mit der Dreifaltigkeit des Himmels führt. Habt vor Augen, dass die Mutter uns zum Sohn führt und der Sohn uns durch den Heiligen Geist zum Vater geleitet, seinen Worten gemäß: »Wer mich sieht, sieht auch den Vater«9. Wendet euch an jede einzelne Person der Heiligsten Dreifaltigkeit und wiederholt ohne Angst: Ich glaube an Gott den Vater, ich glaube an Gott den Sohn, ich glaube an Gott den Heiligen Geist. Ich hoffe auf Gott den Vater, ich hoffe auf Gott den Sohn, ich hoffe auf Gott den Heiligen Geist. Ich liebe Gott den Vater, ich liebe Gott den Sohn, ich liebe Gott den Heiligen Geist. Ich glaube, ich hoffe und ich liebe die Heiligste Dreifaltigkeit. Ich glaube, ich hoffe und ich liebe meine Mutter, die heilige Maria, denn sie ist die Mutter Gottes.

Im Laufe meines Lebens habe ich, meine lieben Söhne, immer versucht, das, was Gott mir gab, weiterzuleiten in eure Seelen. Im Geist des Opus Dei gibt es nichts, was nicht heilig wäre, denn er ist nicht menschliche Erfindung, sondern Werk der göttlichen Weisheit. In diesem Geist glänzt all das Gute, das der Herr in das Herz eures Vaters hat legen wollen. Wenn ihr in meinem Leben Schlechtes seht, dann wird es nicht vom Geist des Werkes herrühren, sondern es werden meine persönlichen Erbärmlichkeiten sein. Betet daher für mich, damit ich gut und treu bin.

Zu den Gütern, die der Herr mir hat geben wollen, gehört die Verehrung der Heiligsten Dreifaltigkeit – der Dreifaltigkeit des Himmels: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist, ein einziger Gott; und der Dreifaltigkeit der Erde: Jesus, Maria und Josef. Ich verstehe die Einheit dieser Familie und die herzliche Zuneigung in ihr sehr gut. Es waren drei Herzen, aber es gab nur eine Liebe.

Ich habe den heiligen Josef sehr gern. Ich finde, er ist ein außergewöhnlicher Mann. Immer habe ich ihn mir jung vorgestellt. Deshalb war ich verärgert, als in der Kapelle, die ich nutze, Reliefs angebracht wurden, auf denen er alt und bärtig dargestellt ist. Sofort ließ ich ein Bild malen, das ihn jung zeigt, voller Vitalität und Kraft. Es gibt einige, die glauben, die Keuschheit könne man nur im Alter bewahren. Aber die Alten sind nicht keusch, wenn sie es nicht als Junge waren. Wenn sie es nicht zuwege gebracht haben, in ihren Jugendjahren rein zu leben, haben sie im Alter dann oft ganz jämmerliche Angewohnheiten.

Der heilige Josef muss jung gewesen sein, als er die seligste Jungfrau heiratete, eine Frau, die gerade erst der Kindheit entwachsen war. Er war jung, rein, sauber, ganz keusch, und zwar gerade wegen seiner Liebe. Nur wenn wir das Herz mit Liebe anfüllen, können wir die Sicherheit haben, dass es sich nicht empört und verirrt, sondern der ganz reinen Liebe Gottes treu bleiben wird.

Gestern Abend, als ich schon im Bett lag, habe ich mich sehr oft an den heiligen Josef gewandt, um mich auf das heutige Fest vorzubereiten. Mit großer Klarheit begriff ich, dass wir wirklich zu seiner Familie gehören. Das ist kein unbegründeter Gedanke. Es gibt viele Gründe, um das zu behaupten. In erster Linie, weil wir Kinder Mariens, seiner Gemahlin, und Brüder Jesu Christi sind, allesamt Kinder des himmlischen Vaters. Und dann, weil wir eine Familie bilden, deren Haupt der heilige Josef sein wollte. Deshalb nennen wir ihn seit dem Beginn des Werkes unseren Vater und Herrn.

Das Opus Dei hat sich auf seinem Weg nicht leicht durchgesetzt. Menschlich gesprochen war alles sehr schwierig. Ich wollte keine kirchlichen Approbationen, weil sie unseren juristischen Weg hätten verbauen können. Dieser Weg existierte damals nicht, und er wird immer noch gebahnt. Viele verstanden unser rechtliches Phänomen nicht, und noch immer gibt es einige, die unfähig sind, es zu begreifen. Noch viel weniger verstanden sie unser Leben theologisch und asketisch – diese friedliche, pastorale Woge, die die ganze Erde überflutet. Ich wollte keine kirchlichen Approbationen irgendwelcher Art, aber wir mussten an vielen Orten arbeiten, wo Millionen Seelen auf uns warteten.

Wir riefen zum heiligen Josef, der für den Herrn Vater gewesen ist. Und die Jahre vergingen. Bis 1933 konnten wir nicht mit dem ersten korporativen Werk beginnen. Es war die berühmte Akademie DYA. Wir gaben Unterricht in Jura und Architektur – daher die Buchstaben des Namens: Derecho y Arquitectura –, aber in Wirklichkeit sollte er bedeuten: Dios y Audacia, Gott und Kühnheit. Das war es, was wir brauchten, um die juristischen Schemata zu sprengen, und wir haben sie gesprengt. Es galt, eine Lösung zu finden für das Verlangen der christlichen Seele, die von ganzem Herzen Gott dienen wollte und Ihm dienen will; und dies im Rahmen der menschlichen Begrenzungen, aber auf der Straße draußen, in der gewöhnlichen beruflichen Arbeit, ohne Ordensleute zu sein oder den Ordensleuten gleichgestellt.

Mehrere Jahre vergingen, bis ich das erste Statut des Werkes ausarbeitete. Ich erinnere mich an einen Haufen Notizzettel, auf denen ich nach und nach unsere Erfahrungen notiert hatte. Der Wille Gottes war seit dem 2. Oktober 1928 klar, aber er wurde erst mit den Jahren allmählich in die Tat umgesetzt. Ich vermied das Risiko, einen Anzug anzufertigen und dann das Geschöpf hineinzupferchen. Ich nahm vielmehr Maß – diese Erfahrungszettel –, um einen passenden Anzug zu schneidern. Nach mehreren Jahren bat ich eines Tages Don Alvaro und zwei andere eurer älteren Brüder, sie möchten mir beim Ordnen dieses ganzen Materials helfen. So verfassten wir das erste Statut, in dem keine Rede war von Gelübden – nada de votos, ni de botas, ni de botines, ni de botones(a) –, denn damals waren sie nicht notwendig, und heute sind sie es auch nicht.

Meine Kinder, ich würde fortfahren, wenn das eine Betrachtung wäre; aber für eine Zeit des Beisammenseins denke ich, dass die Zeit schon ausreicht. Ihr habt genug Stoff, um jeder für sich eine Zeit beschaulichen Gebetes zu halten: um mit Jesus, Maria und Josef im Haus und in der Werkstatt von Nazareth zu leben; um den Tod des heiligen Patriarchen zu betrachten, bei dem der Tradition gemäß Jesus und Maria dabei waren; um ihm zu sagen, dass wir ihn sehr lieben und er uns nicht im Stich lassen soll.

Wenn es im Himmel Traurigkeit gäbe, wäre der heilige Josef in diesen Zeiten sehr traurig beim Anblick der Kirche, die wie ein Leichnam verwest. Aber die Kirche ist kein Leichnam! Die Personen werden verschwinden, die Zeiten werden sich ändern, Lästerungen und Irrlehren werden aufhören. Jetzt werden sie ungehindert verbreitet, weil es keine Hirten gibt, die vor dem Wolf warnen. Derzeit ist es riskant, wenn jemand die Wahrheit verkündet, weil er dann verfolgt und diffamiert wird. Ungestraft bleiben nur die Verbreiter von Häresien und Bosheiten, von theoretischen und praktischen Irrtümern, von verwerflichen Sitten.

Die größten Feinde der Kirche sind drinnen und oben. Lasst euch nicht irreführen. Wenn ihr zu einem Buch religiösen Inhalts greift, dann rührt es nicht an, wenn ihr nicht sicher seid, dass es die rechte Ausrichtung hat. Weg damit! Es handelt sich um ein sehr rasch wirkendes Gift. Werft es weg, als wäre es ein pornographisches Buch – ja sogar mit noch mehr Entschlossenheit, denn Pornographie sieht man, das aber sickert ein wie durch Osmose.

Ruft mit mir aus ganzem Herzen zum heiligen Josef, er möge uns von der Heiligsten Dreifaltigkeit und von Maria, seiner Gemahlin und unserer Mutter, erlangen, dass die Zeit der Prüfung verkürzt wird. Und auch wenn diese Anrufung aus der Allerheiligenlitanei entfernt wurde, möchte ich euch einladen, zusammen mit mir zu beten: ut inimicos Sanctae Ecclesiae humiliare digneris, te rogamus audi nos!

»Denn Fleisch geworden ist das Wort, und in diesem Geheimnis erstrahlt den Augen unseres Geistes das neue Licht Deiner Herrlichkeit. Indem wir Gott sichtbar anschauen, sollen wir durch Ihn für die Liebe zu den unsichtbaren Dingen entflammt werden.«7 Wir alle sollen Ihn mit Liebe anschauen. In meiner Heimat sagt man manchmal: Wie sie ihn anschaut! Wie eine Mutter das Kind in ihren Armen, wie ein junger Mann seine Verlobte, wie eine Ehefrau ihren Mann – mit edler und reiner menschlicher Regung. Und so wollen wir Ihn anschauen. Wir wollen die Herabkunft des Erlösers von neuem erleben. Und wir beginnen bei seiner Mutter, der immerwährenden und ganz reinen Jungfrau. Wir fühlen die Notwendigkeit, sie zu loben und ihr immer wieder unsere Liebe zu bezeigen, denn noch nie wurden so viele Albernheiten und so viele Abscheulichkeiten über die Mutter Gottes verbreitet wie heute, und zwar von jenen, die sie verteidigen und preisen sollten.

Die Kirche ist rein, sauber, ohne Makel. Sie ist die Braut Christi. Doch es gibt einige, die in ihrem Namen beim Volk Anstoß erregen. Sie haben viele Menschen getäuscht, die unter anderen Umständen treu geblieben wären. Dieses schutzlose Kind umarmt euch, damit ihr Es an euer Herz drückt und Ihm den festen Vorsatz schenkt, gelassen, stark und froh Sühne zu leisten.

Ich habe es vor euch nicht verheimlicht. Man hat in diesen letzten zehn Jahren alle Sakramente angegriffen, eines nach dem anderen. Ganz besonders das Bußsakrament, und auf hinterhältigste Weise das Allerheiligste Sakrament des Altares, das Messopfer. Das Herz eines jeden von uns muss beben und mit dieser Wallung des Blutes dem Herrn Genugtuung leisten, so wie ihr eure Mutter zu trösten wüsstet – eine Person, die ihr zärtlich liebt. »Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.«8

Wir haben begonnen, die heilige Jungfrau Maria zu loben und ihr Sühne zu leisten, und sogleich bekunden wir dem heiligen Josef, dem Patriarchen, unsere große Liebe. Ich nenne ihn meinen Vater und Herrn, und ich liebe ihn sehr. Auch ihr müsst ihn sehr lieben, sonst wäret ihre keine guten Kinder von mir. Er war ein junger Mann, ganz rein und stark, den Gott selbst als Beschützer für sich und seine Mutter erwählt hat.

So versetzen wir uns in den Stall von Bethlehem: mit Josef, Maria und Jesus. »Dein Herz wird erbeben und sich weiten.«9 In der Vertrautheit dieser Familie wende ich mich an den heiligen Josef und hänge mich an seinen mächtigen und starken Arm, den Arm eines Arbeiters. Von ihm geht die Anziehungskraft des Reinen und Rechtschaffenen aus, des Vergöttlichten, das zugleich sehr menschlich ist. Auf seinen Arm gestützt, bitte ich ihn, mich zu seiner heiligen, makellosen Gattin zu führen, zur heiligen Maria. Denn sie ist meine Mutter, und so habe ich ein Recht darauf. So ist es. Die beiden werden mich dann zu Jesus führen.

Meine Töchter und Söhne, das alles ist kein Theater. Wir handeln viele Male in unserem Leben so, wenn wir eine Familie neu kennenlernen. Es ist die aufs Übernatürliche angewandte menschliche Art, die Familie von Nazareth kennenzulernen und mit ihr vertraut zu werden.

Die Welt ist sehr aufgewühlt und desgleichen die Kirche. Vielleicht sieht die Welt so aus, wie sie aussieht, weil so der Zustand der Kirche ist … Ich hätte gern, dass in der Mitte eures Herzens der Schrei des armen Blinden aus dem Evangelium1 ertönt, damit Er uns die Dinge der Welt mit Gewissheit und Klarheit sehen lässt. Dazu ist nicht mehr erforderlich, als dass ihr in den wenigen Dingen gehorcht, die man euch aufträgt, indem ihr den Hinweisen der Leiter Folge leistet.

Sucht die Gegenwart des Herrn und sagt ihm viele Male: Domine, ut videam! Herr, gib, dass ich sehe! Ut videamus!: dass wir die Dinge klar sehen inmitten dieser Art Rebellion. Sie ist gar keine; es ist etwas Satanisches … Lieben wir die Kirche jeden Tag mehr, lieben wir den Römischen Pontifex jeden Tag mehr – was für ein schöner Titel: Römischer Pontifex! –, und lieben wir jeden Tag mehr, was Jesus Christus uns in den Jahren seines Erdenwandels gelehrt hat.

Hegt eine große Zuneigung zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Hegt eine beständige Zuneigung zur Mutter Gottes und wendet euch oft an sie. Nur dann werden wir auf dem rechten Weg bleiben. Trennt Josef nicht von Jesus und Maria, denn der Herr hat sie auf wunderbare Weise miteinander verbunden. Und dann soll jeder seine Pflicht erfüllen, seine Arbeit leisten, die Gebet ist. Wenn wir die Arbeit in der rechten Ordnung verrichten, dann nimmt sie uns nicht den Gedanken an Gott. Sie stärkt unseren Wunsch, alles für Ihn zu tun, für Ihn, mit Ihm und in Ihm zu leben.

Ich werde euch sagen, was ich immer sage, denn die Wahrheit kennt nur einen Weg: Gott ist in unseren Herzen. Er hat von unserer Seele im Stand der Gnade Besitz ergriffen. Dort können wir Ihn suchen; nicht nur im Tabernakel, wo wir wissen, dass Er sich in Wahrheit befindet. Wir wollen einen ausdrücklichen Akt des Glaubens verrichten: Er ist dort mit seinem Leib, mit seinem Blut, mit seiner Seele und mit seiner Gottheit: der Sohn Mariens, der in Nazareth gearbeitet hat, der in Bethlehem geboren wurde, der auf Kalvaria gestorben und der auferstanden ist; der auf die Erde gekommen ist und aus Liebe zu uns so viel gelitten hat. Sagt euch das nichts, meine Kinder? Liebe! Unser Leben muss ein Leben der Liebe sein. Unser Protest muss sein, dass wir lieben, dass wir mit einem Akt der Liebe auf alles antworten, was Lieblosigkeit, was Mangel an Liebe ist.

Der Herr treibt das Werk voran. So viele Berufungen in aller Welt! Ich erwarte dieses Jahr viele Berufungen in Italien, wie überall, aber das hängt zu einem Gutteil von euch und von mir ab, dass wir ein Leben des Glaubens leben, des ständigen Umgangs mit Jesus, Maria und Josef. Gerade habe ich darauf hingewiesen.

Meine Kinder, ihr habt den Eindruck, dass ich ernst bin, aber es ist nicht so; ich bin nur ein wenig müde.

Jeder soll sagen, für sich selbst und für die anderen: Domine, ut videam! Herr, gib, dass ich sehe, dass ich sehe mit den Augen meiner Seele, mit den Augen des Glaubens, mit den Augen des Gehorsams, mit der Reinheit meines Lebens. Dass ich mit meinem Verstand sehe, um den Herrn in allen Bereichen der Welt zu verteidigen, denn überall gibt es eine Revolte, um Christus hinauszuwerfen, sogar aus seinem eigenen Haus.

Der Teufel existiert und arbeitet unentwegt. Der Teufel strengt sich besonders an, um die Kirche zu zerstören und unsere Seelen zu rauben, uns von unserem göttlichen Weg abzubringen, von diesem Weg, den die Christen, die wie Christen leben wollen, gehen. Ihr und ich, wir müssen alle Tage kämpfen, meine Kinder. Bis zum letzten Tag unseres Lebens müssen wir kämpfen. Wer das nicht tut, wird nicht nur in den Tiefen seiner Seele einen Schrei vernehmen, der ihn daran erinnert, dass er ein Feigling ist – Domine, ut videam!, ut videamus!, ut videant!, ich bitte für alle, tut eurerseits das gleiche –, sondern er wird auch begreifen, dass er sich selbst und die anderen ins Unglück stoßen wird. Er hat die Pflicht, allen die Hilfe des guten Geistes zukommen zu lassen. Und wenn er schlechten Geist hat, wird er uns verdorbenes Blut schicken, Blut, das uns nicht zugeführt werden sollte.

Vater, haben Sie geweint? Ein bisschen, denn alle Menschen weinen hin und wieder. Ich bin nicht weinerlich, aber hin und wieder habe ich doch geweint. Schämt euch nicht, wenn ihr weint. Nur Tiere weinen nicht. Schämt euch nicht zu lieben. Wir müssen einander mit unserem ganzen Herzen lieben und dabei das Herz Christi und das liebenswerte Herz Mariens mitten unter uns haben. Dann gibt es keine Angst. Einander wirklich lieben, einander voll Zuneigung begegnen. Keiner darf allein gelassen werden!

Meine Kinder, liebt alle. Wir wollen niemandem etwas Übles. Aber was Wahrheit ist und gestern und vor zweitausend Jahren war, das bleibt auch jetzt Wahrheit! Was falsch war, kann sich nicht in Wahrheit verwandeln. Was ein Laster war, ist keine Tugend. Ich kann nicht das Gegenteil behaupten. Es ist weiterhin ein Laster!

Meine Kinder, trotz dieses Vorspiels muss ich euch sagen, dass ihr froh sein sollt. Der Vater ist sehr zufrieden, und er möchte, dass seine Töchter und Söhne auf der ganzen Welt sehr zufrieden sind. Nochmals: Wendet euch in eurem Herzen in ständigem Umgang an diese Dreifaltigkeit der Erde, an Jesus, Maria und Josef, damit wir bei den dreien sind; und wir werden alle Dinge der Welt, alle Täuschungen Satans überwinden können. So wird jeder von uns allen helfen, die zu dieser großen Familie des Opus Dei gehören. Es ist eine Familie, die arbeitet. Wer nicht arbeitet, der soll merken, dass er sich nicht richtig verhält … Diese Arbeit ist nicht nur menschlich – sie muss menschlich sein, denn wir sind Menschen –, sondern übernatürlich, weil uns nie die Gegenwart Gottes fehlt, der Umgang und das Gespräch mit Gott. Mit dem heiligen Paulus werden wir sagen, dass wir unseren Umgang im Himmel haben.

Der Vater ist also zufrieden, meine Kinder. Der Vater hat ein Herz, und er dankt Gott, unserem Herrn, dafür, dass Er es ihm gegeben hat. So kann ich euch lieben, und ich liebe euch – ihr sollt es wissen – mit ganzem Herzen. Sagen wir, alle zusammen, dieses Stoßgebet: Domine, ut videam!, dass jeder sehen möge. Ut videamus!, dass wir uns daran erinnern, dafür zu bitten, dass die anderen sehen mögen. Ut videant!, dass wir um dieses Licht für ausnahmslos alle Seelen bitten.

Zur Dreifaltigkeit des Himmels trachte ich über jene andere Dreifaltigkeit der Erde zu gelangen: Jesus, Maria und Josef. Sie sind irgendwie leichter erreichbar. Jesus, der perfectus Deus und perfectus Homo ist. Maria, die eine Frau ist, das reinste, das erhabenste Geschöpf, größer als sie ist nur Gott. Und Josef, der gleich nach Maria kommt: rein, männlich, klug, aus einem Guss. Mein Gott! Welche Vorbilder! Wenn man sie nur ansieht, möchte man sich zu Tode grämen. Denn ich habe mich so schlecht benommen, Herr … Ich habe es nicht verstanden, mich den Umständen anzupassen, mich zu vergöttlichen. Und Du gabst mir die Mittel, und du gibst sie mir immer noch und wirst sie mir weiterhin geben … Denn auf göttliche Weise sollen wir auf Erden menschlich leben.

Wir müssen – mir ist bewusst, dass ich euch das oft gesagt habe – im Himmel und auf der Erde sein, und zwar immer, nicht zwischen Himmel und Erde, denn wir gehören dieser Welt an. In der Welt und im Paradies zugleich! Das wäre gewissermaßen die Formel, um auszudrücken, wie wir unser Leben gestalten sollen, solange wir in hoc saeculo sind. Im Himmel und auf der Erde, vergöttlicht; aber mit dem Wissen, dass wir von der Welt sind, dass wir Erde sind und so zerbrechlich wie alles Irdische: ein Tongefäß, das der Herr zu seinem Dienst hat verwenden wollen. Und wenn es in Scherben ging, dann haben wir die berühmten Klammern verwendet, wir sprechen wie der verlorene Sohn: »Ich habe mich gegen den Himmel und gegen Dich versündigt …«5 Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um etwas Wichtiges oder um eine Kleinigkeit handelt. Manchmal hat uns eine Kleinigkeit sehr weh getan, eine Lieblosigkeit, ein Nicht-Hinschauen auf die Liebe aller Lieben, eine Unfähigkeit zu lächeln. Denn wenn man liebt, gibt es keine Belanglosigkeiten: alles ist bedeutungsvoll, alles ist groß, auch für ein elendes und kleines Geschöpf wie ich, wie du, mein Sohn.

Der Herr wollte einen überaus kostbaren Schatz in uns hineinlegen. Übertreibe ich? Ich habe wenig gesagt. Jetzt habe ich wenig gesagt, denn vorher habe ich mehr gesagt. Ich habe daran erinnert, dass Gott, unser Herr, in uns wohnt, in seiner ganzen Größe. In unseren Herzen gibt es ständig einen Himmel. Und ich werde nicht weiter fortfahren etwas zu sagen.

Gratias tibi, Deus, gratias tibi:

vera et una Trintias,

una et summa Deitas,

sancta et una Unitas!

Die Mutter Gottes sei für uns Turris Civitatis, der Turm, der über die Stadt wacht. Die Stadt ist jeder einzelne von uns, mit so vielen Dingen, die in uns kommen und gehen, mit so viel Bewegung und zugleich so viel Ruhe; mit so viel Unordnung und mit so viel Ordnung; mit so viel Lärm und mit so viel Stille; mit so viel Krieg und mit so viel Frieden.

Sancta Maria, Turris Civitatis: ora pro nobis!

Sancte Ioseph, Pater et Domine: ora pro nobis!

Sancti Angeli Custodes: orate pro nobis!

Anmerkungen
5

Mt 2, 12.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
6

Athanasianisches Glaubensbekenntnis.

7

Eph 2, 3.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
8

Vgl. Hld 2, 9.

9

Joh 14, 9.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
(a)

(a) Das ist ein Wortspiel auf Spanisch: voto heißt Gelübde. Der Satz heißt übersetzt: Weder Gelübde (votos) noch Stiefel (botas), noch Knöpfe (botones) oder Stiefeletten (botines).

Anmerkungen
7

Praef. Nativ.

8

Phil 4, 6-7.

9

Jes 60, 5.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
1

Vgl. Lk 18, 41.

Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
5

Lk 15, 18.